Spelmeyer lässt Luft nach oben
Oldenburgerin qualifiziert sich knapp für 400-Meter-Halbfinale
In 51,72 Sekunden stellte Spelmeyer ihre Saisonbestleistung ein. Robert Harting verpasste eine Medaille in London.
LONDON – Ruth Spelmeyer atmete tief durch. Einmal direkt nach ihrem kräftezehrenden Vorlauf über 400 Meter, den die Sprinterin des VfL Oldenburg in 51,72 Sekunden auf Platz fünf beendete. Und ein weiteres Mal wenig später, als nach dem letzten aller Vorläufe feststand: Ihre Saisonbestleistung reicht, um in das Halbfinale der LeichtathletikWM in London einzuziehen. Dieses findet bereits an diesem Montag um 22.11 Uhr deutscher Zeit statt.
„Ich habe mir ein bisschen mehr ausgerechnet, wollte es eigentlich wie in Rio machen und im Vorlauf Bestzeit laufen“, sagte Spelmeyer. Bei den Olympischen Spielen am Zuckerhut war sie im vergangenen Jahr mit persönlicher Bestzeit von 51,43 Sekunden ebenfalls in das Semifinale eingezogen, dieses Mal lief sie exakt jene Zeit, mit der sie vor einem Monat deutsche Meisterin in Erfurt geworden war und die für eine Nachnominierung für die Weltmeisterschaft ausreichte.
„Ich konnte zeigen, ich gehöre hier her. Ich bin im Halbfinale und gehöre zur erweiterten Weltspitze. Das zu zeigen, war mir wichtig“, erklärte Spelmeyer zufrieden. Die Bedingungen mit einigen Böen seien schwierig gewesen. Umso Im Halbfinale: Ruth Spelmeyer
glücklicher sei sie, dass sie ihre Saisonbestleistung einstellen konnte.
Trotz dieser Zeit erlebte Spelmeyer bange Minuten. Nur die ersten Drei jedes Vorlaufs qualifizierten sich direkt weiter, die 26-Jährige gehörte letztlich aber zu den sechs Zeitschnellsten außerhalb dieser Ränge. „Ich habe mir nicht den Druck gemacht, jetzt abliefern zu müssen, weil ich nachnominiert wurde. Das habe ich ausgeblendet. Ich laufe für mich“, sagte Oldenburgs aktuelle Sportlerin des Jahres und blickte voraus auf diesen Montagabend: „Ich hoffe, dass ich einen draufsetzen kann und die langersehnte Bestzeit rauskommt.“
Diskuswerfer Robert Harting trat derweil ohne Medaille von der WM-Bühne ab. Vor den Augen seines Bruders Christoph, der sich ein Jahr nach seinem Olympiasieg nicht für die Titelkämpfe qualifiziert hatte, blieb der 32Jährige mit 65,10 Metern im Rahmen seiner Möglichkeiten. „Ich hatte technische Probleme, und wenn man im WM-Finale damit anfängt, die zu lösen, dann kann man nicht mehr richtig werfen“, sagte Harting.
Gold sicherte sich überraschend der Litauer Andrius Gudzius (69,21) vor dem Schweden Daniel Stahl (69,19) und Mason Finley aus den USA (68,03). „Ich bin schon ein wenig traurig, dass ich das nicht cooler zu Ende bringen konnte. Das ist schade“, sagte Harting.
Carolin Schäfer (Frankfurt) hat indes Silber im Siebenkampf gewonnen und damit dem deutschen Team die erste Medaille bei den Titelkämpfen gesichert. Die 25Jährige musste sich mit 6696 Punkten nur Topfavoritin Nafissatou Thiam geschlagen geben, die Olympiasiegerin aus Belgien sicherte sich Gold mit 6784 Zählern. Dritte wurde Anouk Vetter aus den Niederlanden (6636).
Der zweimalige KugelstoßWeltmeister David Storl (Leipzig) ist dagegen im Finale frühzeitig gescheitert. Nach zwei ungültigen Versuchen und 20,80 Metern im dritten Durchgang verpasste der 27Jährige als Zehnter den Endkampf der besten Acht.
Die Dortmunder Sprinterin Gina Lückenkemper ist im 100-Meter-Halbfinale ausgeschieden. In 11,16 Sekunden erreichte die 20-jährige deutsche Meisterin am Sonntag in ihrem Lauf nur als Sechste das Ziel. Im Vorlauf war Lückenkemper 10,95 Sekunden schnell gelaufen und hatte als erste deutsche Sprinterin seit 26 Jahren die Elf-SekundenMarke unterboten.