Nordwest-Zeitung

„Söldner und Terroriste­n“

Venezuelas Präsident Maduro kündigt scharfe Maßnahmen an

- VON GEORG ISMAR UND NÉSTOR ROJAS

Vorbild für die Reaktion der Sozialiste­n könnte der türkische Putschvers­uch sein. Präsident Maduro greift nach der ganzen Macht im Staat.

CARACAS – Venezuelas sozialisti­scher Staatschef Nicolás Maduro hat nach der Attacke auf einen Militärstü­tzpunkt ein hartes Vorgehen gegen jede Form von Rebellion angekündig­t. „Das ist ein Terrorakt gegen die Streitkräf­te“, sagte er in einer TV-Sendung. Die meisten der sieben Verhaftete­n seien Soldaten, die von „ultrarecht­en Gruppen“angeheuert worden seien. „Die Rechnung wurde aus Miami und Kolumbien bezahlt“, sagte Maduro. Rund zehn der „Söldner und Terroriste­n“seien flüchtig, auch der Rädelsführ­er.

Die mysteriöse­n Umstände des Angriffs führten zu Spekulatio­nen und Befürchtun­gen in sozialen Netzwerken, der Vorfall könnte Anlass für einen massiven Gegenschla­g wie nach dem Putschvers­uch in der Türkei sein. Maduro zufolge wurden bei der Attacke auf den Komplex Paramacay in Valencia, 170 Kilometer westlich von Caracas, zwei Männer getötet und einer verletzt. Am Sonntagmor­gen hätten rund 20 „Söldner“den Komplex angegriffe­n.

Anführer soll der abtrünnige Militär Juan Caguaripan­o gewesen sein. Caguaripan­o war 2014 untergetau­cht, weil er damals seinen Widerstand gegen Maduro erklärt hatte und aus dem Militär ausgeschlo­ssen worden war.

In einem Internet-Video sagte er umringt von uniformier­ten Männern: „Wir sind in gemeinsame­r Rebellion mit dem mutigen venezolani­schen Volk gegen die mörderisch­e

Tyrannei von Nicolás Maduro. Das ist kein Staatsstre­ich, sondern eine Aktion von Militärs und Zivilisten, um die verfassung­sgemäße Ordnung wiederherz­ustellen und um das Land vor der totalen Zerstörung zu bewahren.“Bei Protesten in Venezuela kamen seit April über 120 Menschen ums Leben, es gab Tausende Festnahmen.

Seit der Einsetzung einer Verfassung­gebenden Versammlun­g mit 545 überwiegen­d den Sozialiste­n nahestehen­den Delegierte­n hat sich die Lage nochmals verschärft. Die kritische Generalsta­atsanwälti­n Luisa Ortega wurde abgesetzt, sie darf das Land nicht verlassen. Das Parlament, in dem die Opposition eine klare Mehrheit hat, ist nun de facto machtlos, da ihm die neue Versammlun­g übergeordn­et ist. Sie soll zwei Jahre tagen, neben der Verfassung­sreform wird sie wichtige politische­n Entscheidu­ngen treffen. Viele Staaten erkennen sie nicht an. Die EU forderte Maduro zur Achtung der Gewaltente­ilung auf.

KOMMENTAR, SEITE 4

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DPA-BILD: RIERA Auch auf den Straßen Venezuelas gibt es noch Proteste: Dieser Demonstran­t in den Farben des Landes und mit russischer Militärmüt­ze protestier­te am Sonntag gegen den Präsidente­n des Landes.

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