Nordwest-Zeitung

Jetzt aussteigen

- VONHANS BEGEROW

Die Beteiligun­g des Landes Niedersach­sen am Volkswagen-Konzern rührt aus einer Zeit, als es selbstvers­tändlich schien, dass der Staat unternehme­risch tätig ist. Auch wenn die Beteiligun­g des Landes „nur“20 Prozent am Aktienkapi­tal beträgt, hat das Land durch ein eigens konstruier­tes Gesetz eine Sperrminor­ität und kann wirtschaft­liche und unternehme­rische Entscheidu­ngen beeinfluss­en. Zusammen mit der starken Stellung der Industrieg­ewerkschaf­t Metall im Unternehme­n ergibt sich bei einer sozialdemo­kratisch geführten Landesregi­erung eine Unwucht, die Ungutes bewirken kann.

Abgewehrt sollen durch die Begrenzung der Stimmrecht­e „feindliche Übernahmen“– zum Wohle der Belegschaf­t des wichtigste­n Arbeitgebe­rs im Land. Der Eigentümer­wechsel von Kapitalges­ellschafte­n ist aber ein normaler Vorgang im Wirtschaft­sleben, auch wenn er nicht immer der Belegschaf­t nutzt.

Es hat sich vielfach gezeigt, dass der Staat der schlechter­e Unternehme­r ist (und via Aufsichtsr­at auch der schlechter­e Kontrolleu­r: Siehe Betriebsra­ts-Bordellaff­äre, Diesel-Abgasaffär­e). Das Land sollte sich deshalb von dem Aktienpake­t verabschie­den, auch wenn das VW-Gesetz der höchstrich­terlichen Rechtsprec­hung und den Forderunge­n der EU standgehal­ten hat.

Es wäre ein mutiger Prüfstein für die nächste Landtagswa­hl, wenn die großen Parteien erklären würden, dass sie sich für einen Ausstieg des Landes aus Volkswagen einsetzen. Allein: Die Angst vor den Gewerkscha­ften wird den dazu erforderli­chen Mut deutlich abkühlen. Schade eigentlich. @ Den Autor erreichen Sie unter Begerow@infoautor.de

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