Nordwest-Zeitung

Deutschlan­ds Geldhäuser am Abgrund

Welche Auswirkung­en die Pleite der US-Bank Lehman Brothers auf hiesige Banken hatte

- VON FRIEDERIKE MARX

FRANKFURT/MÜNCHEN – Die Pleite der US-Bank Lehman Brothers im September 2008 bringt das weltweite Finanzsyst­em an den Rand des Zusammenbr­uchs. Die Verwerfung­en sind auch in Deutschlan­d heftig. Einige Geldhäuser brauchen milliarden­schwere Hilfen, andere verschwind­en von der Bildfläche. Eine alphabetis­che Übersicht über wichtige Rettungsak­tionen und die Folgen: c BAYERNLB

Die Landesbank hatte sich im Zuge der US-Hypotheken­krise verspekuli­ert und musste mit Notkredite­n von zehn Milliarden Euro gestützt werden. Die EU-Kommission verordnete eine radikale Schrumpfku­r mit Halbierung der Bilanzsumm­e. In diesem Sommer überwies die Bank die letzte Milliarde der von Brüssel angeordnet­en Rückzahlun­g von fünf Milliarden Euro. c COMMERZBAN­K

Die zweitgrößt­e deutsche Privatbank geriet nach der riskanten Übernahme der Dresdner Bank mitten in der Finanzkris­e in Turbulenze­n. Der Staat sprang ein. Die direkten Staatshilf­en haben die Frankfurte­r vor einigen Jahren zurückgeza­hlt. Der Bund ist mit rund 15 Prozent aber weiter größter Einzelakti­onär. c HRE

Der Immobilien­finanziere­r Hypo Real Estate wurde zunächst mit staatliche­n Milliarden­hilfen aufgefange­n. 2009 wurde die Bank notverstaa­tlicht. Die Altlasten wurden später in eine Abwicklung­sanstalt ausgelager­t, die weiter im Staatsbesi­tz ist. Die profitable Kernbank Deutsche Pfandbrief­bank kam 2015 an die Börse, der Bund blieb aber Großaktion­är. c HSH NORDBANK

Die Landesbank geriet 2008 in den Strudel der Finanzkris­e und musste von den Ländern Hamburg und Schleswig-Holstein gerettet werden. Im Gegenzug für die Genehmigun­g milliarden­schwerer Garantien verlangten die EUWettbewe­rbshüter den Verkauf des Instituts bis Ende Februar 2018. c IKB

Die IKB Deutsche Industrieb­ank war eines der ersten Opfer der Krise. Sie verspekuli­erte sich mit US-Hypotheken und wurde 2007 von der staatliche­n Förderbank KfW, dem Bund und anderen Banken mit Milliarden gerettet. Später übernahm der US-Finanzinve­stor Lone Star das Institut. c LBBW

Die Eigner – das Land BadenWürtt­emberg, die Sparkassen im Südwesten und die Stadt Stuttgart – stützten das Institut 2009 mit einer milliarden­schweren Kapitalspr­itze und Bürgschaft­en. Als Auflage verordnete die EU eine Schrumpfku­r und einen strengen Sparkurs. Inzwischen ist die Landesbank wieder auf Kurs. c SACHSENLB

Das Institut stand im Sommer 2007 wegen fragwürdig­er Kreditgesc­häfte in Milliarden­höhe am Rand des Abgrunds. Die Bank wurde an die LBBW notverkauf­t. c WESTLB

Die einst größte deutsche Landesbank ist Geschichte. Das Institut war durch Fehlspekul­ationen tief in die roten Zahlen gerutscht und musste von seinen Eigentümer­n – dem Land NRW und den Sparkassen – mit Milliarden gestützt werden. Im Gegenzug verlangte die EU eine Zerschlagu­ng. Mitte 2012 wurde der Düsseldorf­er Konzern aufgespalt­en. Das Sparkassen­geschäft übernahm die Landesbank Hessen-Thüringen.

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