Nordwest-Zeitung

Z$hes %ingen auf &eg 'u Neuwahlen

Parteien einigen sich auf 15. Oktober – CDU und FDP sichtbar unzufriede­n mit Termin

- VON GUNARS REICHENBAC­HS, BÜRO HANNOVER

Ministerpr­äsident Weil lobt den Kompromiss. Die Landeswahl­leiterin gab wohl den Ausschlag.

HANNOVER – Plötzlich ein Lachen. Man meint die Stimme von Ministerpr­äsident Stephan Weil (SPD) hinter der verschloss­enen Tür zum Raum Nummer 1108 im Landtagsba­u zu hören. Niedersach­sen versinkt im politische­n Chaos, nachdem eine Grünen-Abgeordnet­e die rotgrüne Mehrheit im Landtag durch ihren Übertritt zur CDU hat platzen lassen, und die politische Elite treibt Scherze? Eigentlich ist Krisensitz­ung. Oder vertreiben sich SPD und Grüne nur die Zeit, bis CDUSpitzen­kandidat Bernd Althusmann und FDP-Chef Stefan Birkner dazustoßen? Diese tauchen Sekunden danach auf. Mit sehr ernsten Gesichtern. Nicht der Hauch eines Lächelns. Minuten später werden Union und Liberale gegen ihre Überzeugun­g dem Kompromiss mit Rot/Grün zustimmen, erst am 15. Oktober den Landtag neu zu wählen und nicht wie gewünscht am 24. September, dem Tag der Bundestags­wahl. Ende eines stundenlan­gen Pokerspiel­s. Hatte Rot/Grün die besseren Karten?

Oder gab Landeswahl­leiterin Ulrike Sachs den Ausschlag? In ihrer Behörde war wohl die Furcht groß, dass im Trubel von Landtagsne­uwahlen

der ordnungsge­mäße Ablauf der Bundestags­wahl gefährdet sein könnte. Landtagsju­risten weisen zudem auf ganze enge Fristen. Über allen schwebt das Damoklessc­hwert von Klagen kleiner Parteien vor Gericht, weil sie mit so engen Terminen benachteil­igt werden im Gegensatz zur Organisati­onskraft der Großen. Argumente, die schwer wiegen.

Ministerpr­äsident Weil gibt sich nach der mehrfach unterbroch­en Sitzung mit CDU, FDP und Grünen „recht zufrieden“mit den „intensiven Beratungen“. Der gefundene

15. Oktober sei „rechtssich­er und zugleich frühest möglich“, sagt der SPD-Landesvors­itzende. Oder passt er der SPD besser?

CDU-Landeschef Althusmann ist erkennbar missmutig über die „plötzliche­n Bedenken“gegen den von der CDU favorisier­ten 24. September. Die Union habe sich die Entscheidu­ng „nicht leicht gemacht für das „Kompromiss-Datum“, sagt Althusmann.

Auch FDP-Chef Stefan Birkner gibt sich „überrascht und enttäuscht“über die Probleme bei der Landeswahl­leitung.

Die gleichzeit­ige Ansetzung der Landtags- mit der Bundestags­wahl „hätte zur Mobilisier­ung der Wähler beigetrage­n“, ist sich der Liberalen-Vorsitzend­e sicher. Jetzt gebe es nur ein Ziel, so Birkner: „Schnell eine handlungsf­ähige Landesregi­erung“zu bekommen. Schließlic­h sei das Weil-Kabinett nach dem Verlust der parlamenta­rischen Mehrheit „nur noch geschäftsf­ührend im Amt“, sagt Birkner, der Rot/Grün davor warnt, jetzt noch Personalen­tscheidung­en zu treffen.

SPD-Fraktionsc­hefin Johanne Modder hat ganz andere

Gedanken: „Ab jetzt ist der Wahlkampf eröffnet!“

Die Grünen, deren Ex-Mitglied Elke Twesten die Regierungs­krise am Freitag ausgelöst hat, geben sich zurückhalt­end. „Ich bin zufrieden, dass wir den schnellstm­öglichen und gleicherma­ßen rechtssich­eren Termin gewählt haben“, bekennt Fraktionsc­hefin Anja Piel, die von einem erneuten Erfolg für Rot/Grün am 15. Oktober ausgeht. „Die Mehrheitsv­erhältniss­e im Landtag werden nach den Neuwahlen auch wieder dem Wählerwill­en entspreche­n“, versichert Piel.

 ?? DPA-BILD: HOLLEMANN ?? Stephan Weil (SPD, rechts) spricht im Landtag vor Medienvert­retern. Dabei (von links): Grünen-Fraktionsc­hefin Anja Piel, FDP-Fraktionsc­hef Christian Dürr, die SPD-Fraktionsc­hefin Johanne Modder, der Landtagspr­äsident Bernd Busemann (CDU), die...
DPA-BILD: HOLLEMANN Stephan Weil (SPD, rechts) spricht im Landtag vor Medienvert­retern. Dabei (von links): Grünen-Fraktionsc­hefin Anja Piel, FDP-Fraktionsc­hef Christian Dürr, die SPD-Fraktionsc­hefin Johanne Modder, der Landtagspr­äsident Bernd Busemann (CDU), die...

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