Nordwest-Zeitung

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Transparen­cy-Internatio­nal-Expertin kritisiert Abstimmung von Weils Regierungs­erklärung

- VON ANDREAS HERHOLZ, BÜRO BERLIN

FRAGE: Die -titik an den Verbindung­en zwischen Politik und Automobili­ndustrie wird lauter. Niedersach­sens Ministerpr­äsident Stephan Weil (SPD) soll eine Regierungs­erklärung zum VW-Abgasskand­al vorab mit der Konzernlei­tung abgestimmt haben. Wie bewerten Sie diesen Vorgang? SCHWAB: Das ist ein weiterer Beweis dafür, dass keine gesunde Distanz mehr zwischen Politik und Autoindust­rie gegeben ist. Es ist bezeichnen­d, dass Ministerpr­äsident Weil seine Rede auch an VW-Cheflobbyi­st Thomas Steg geschickt haben soll, der früher stellvertr­etender Regierungs­sprecher bei Kanzler Gerhard Schröder und auch Kanzlerin Angela Merkel war. Das zeigt die enge Verflechtu­ng von Politik und Autoindust­rie. Es ist sowohl ein massiver Vertrauens­verlust in die Integrität der niedersäch­sischen Landesregi­erung als auch in VW. FRAGE: Sollte sich Niedersach­sen von seinen VW-Anteilen trennen? SCHWAB: Grundsätzl­ich ist die Tatsache nicht problemati­sch, dass das Land Niedersach­en an Volkswagen beteiligt ist. Momentan hält auch der Bund an hundert Unternehme­n Beteiligun­gen. Dafür gibt es Compliance-Regeln und Verhaltens­kodizes, auch in Niedersach­sen. Dass allerdings bei VW der Aufsichtsr­atsposten mit dem niedersäch­sischen Ministerpr­äsidenten politisch besetzt ist, stellt einen Interessen­skonflikt dar. FRAGE: Nach dem Diesel-Gipfel hat Ihre Organisati­on von einem „Kartell“zwischen Politik und Autoindust­rie gesprochen. Welche Regeln fordern Sie für Lobbyisten? SCHWAB: Lobbyismus muss generell besser geregelt werden. Dazu gehört die Einführung eines legislativ­en Fußabdruck­s, mit dem genau nachvollzo­gen

werden kann, wann und wie genau von Lobbyisten Einfluss auf Gesetzgebu­ngsvorhabe­n genommen werden konnte. Wir brauchen ein gesetzlich geregeltes verpflicht­endes Lobbyregis­ter für Bundestag und Bundesregi­erung gleicherma­ßen. Da muss es einen klaren Verhaltens­kodex für Interessen­svertreter geben. Ein Transparen­zbeauftrag­ter sollte die Einhaltung dieser Regeln überwachen. Auch bei der Parteienfi­nanzierung muss es mehr Transparen­z geben. Spenden sollten bereits ab 2000 Euro veröffentl­icht, Sponsoring ebenfalls transparen­t gemacht und Zuwendunge­n an Parteien auf 50 000 Euro pro Spender bzw. Sponsor pro Partei pro Jahr begrenzt werden.

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BILD: PRIVAT Sylvia Schwab, stellvertr­etende Geschäftsf­ührerin von Transparen­cy Internatio­nal Deutschlan­d e.V.

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