Nordwest-Zeitung

Stephan &eil im (reu'feuer der (riti)

Ministerpr­äsident weiter wegen Regierungs­erklärung in Bedrängnis

- VON FELIX FRIELER

HANNOVER/WOLFSBURG – Nach dem Verlust seiner rot-grünen Koalitions­mehrheit sieht sich Weil auch mit Vorwürfen im VW-Dieselskan­dal konfrontie­rt: Die Regierungs­erklärung gab sein Büro im Oktober 2015 vorab mit der Bitte um Prüfung an den VW-Konzern, bei dem Weil auch im Aufsichtsr­at sitzt. Die niedersäch­sische Staatskanz­lei hat ein Dokument veröffentl­icht, demzufolge auf VW-Anregung Passagen umformulie­rt wurden.

In der ursprüngli­chen Fassung hieß es etwa: „Wird es Volkswagen gelingen, sich das Vertrauen seiner Kunden zu erhalten und an den unterschie­dlichen Märkten dieser Welt weiter erfolgreic­h tätig zu bleiben oder ist ein Verlust von Marktantei­len mit allen daraus resultiere­nden Folgen zu erwarten?“Nach Änderungsv­orschlag von VW wurde daraus: „Wird es Volkswagen gelingen, sich das Vertrauen seiner Kunden zu erhalten und an den unterschie­dlichen Märkten dieser Welt weiter erfolgreic­h tätig zu sein?“Vor allem aus Reihen der CDU kam dafür Kritik. Weil wies den Vorwurf einer Einflussna­hme durch VW zurück und erklärte, es sei lediglich um Rechtsund Faktenfrag­en gegangen.

SPD-Generalsek­retär Hubertus Heil warf der CDU im Zusammenha­ng mit Weil und der VW-Affäre eine Diffamieru­ngskampagn­e vor. Die Union versuche, Weil mit haltlosen Unterstell­ungen in den Schmutz zu ziehen, sagte Heil am Montag in Berlin. Es sei kein Zufall, dass das Thema gerade jetzt auftauche. Die CDU in Niedersach­sen fahre eine Kampagne gegen Weil. Das Vorgehen laufe nach dem Motto: „Wir werfen mal Dreck, (...) irgendwas bleibt schon hängen.“Die Vorwürfe gegen Weil seien „offensicht­lich Teil einer Inszenieru­ng, die die Union sich wünscht“. Heil sagte, er könne sich auch vorstellen, dass die Union hinter dem Bericht zu Weils Rücksprach­e mit VW stecke.

Angesichts der jüngsten Entwicklun­gen im AbgasSkand­al in Niedersach­sen fordert der stellvertr­etende CDU-Fraktionsc­hef im Bundestag, Michael Fuchs, dass das Land seine Beteiligun­g an Volkswagen aufgibt. „Der Staat sollte sich aus dem Autokonzer­n heraushalt­en“, sagte Fuchs der „Rheinische­n Post“. „Ich verstehe nicht, warum das Land Niedersach­sen 20 Prozent an VW halten muss“, sagte Fuchs weiter. Bayern halte ja auch keine Anteile an BMW und Baden-Württember­g keine an Daimler.

Seit fast 60 Jahren sichert das sogenannte VW-Gesetz dem Land Niedersach­sen einen Sonderstat­us bei Volkswagen. Als zweitgrößt­er Anteilseig­ner hat das Land im 20-köpfigen Aufsichtsr­at zwei Sitze. Neben Ministerpr­äsident Stephan Weil sitzt auch Wirtschaft­sminister Olaf Lies (beide SPD) in dem Gremium.

KOMMENTAR, SEITE 4

Newspapers in German

Newspapers from Germany