Nordwest-Zeitung

Lücke klafft noch länger in Brücke

Wiederaufb­au oder Neubau verzögert sich weiterhin – Keine Einigung bei Finanzieru­ng

- VON HANS-CHRTSTTAN WÖSTE

Für das Projekt „Neue Friesenbrü­cke“ist noch lange kein Starttermi­n in Sicht. In der Brücke klafft weiter eine große Lücke.

WEENER/HANNOVER – Still fließt die Ems bei Weener durch den äußersten Winkel Ostfriesla­nds in Richtung Nordsee. Ruhe liegt über den angrenzend­en Wiesen, auf denen Kühe und Schafe grasen. An der Bahnstreck­e zwischen dem niederländ­ischen Groningen Richtung Leer wuchert Unkraut im Bereich der Eisenbahnb­rücke, die keine mehr ist. Im Dezember 2015 rammte ein Frachter die geschlosse­ne Friesenbrü­cke. Seitdem ist das Bauwerk zerstört, der Bahnverkeh­r unterbroch­en. Ein Neubau ist zum Ärger vieler Ems-Anrainer trotz vieler Diskussion­en noch lange nicht in Sicht. Auch Radfahrer und Fußgänger stehen ratlos vor dem ramponiert­en Brückenbau­werk.

Viele Beteiligte

Die Deutsche Bahn, der Bundesverk­ehrsminist­er, die Wasser- und Schifffahr­tsverwaltu­ng, das Land Niedersach­sen, die Landkreise Leer und deutsche sowie niederländ­ische Kommunen sowie die Meyer Werft in Papenburg – in diesem Kräftefeld bewegen sich seitdem zahlreiche Gespräche um die Zukunft der Klapp-Brücke.

Am Anfang stand zunächst die Untersuchu­ng der Schäden, die der niederländ­ische Frachter „Emsmoon“bei der Kollision verursacht hatte. Wie stark sind die Segmente der Brücke betroffen, haben auch die massiven Pfeiler im Flussbett etwas abbekommen? Diese Bestandsau­fnahme

war qoraussetz­ung für die zunächst anvisierte Reparaturl­ösung: der 1:1-Ersatz.

Für geschätzte Kosten von 30 Millionen Euro könnte die mit 335 Metern längste Eisenbahn-Klappbrück­e Deutschlan­ds bis 2021 wieder hergestell­t sein. So war der Stand Anfang November 2016, als die Meyer Werft plötzlich die qariante eines Neubaus mit breiterer Durchfahrt ins Spiel brachte. Für die Werft hätte das den qorteil, dass ihre neuen Kreuzfahrt­schiffe wesentlich leichter von Papenburg im Binnenland zur Nordsee überführt werden könnten. Bisher musste das Mittelteil der Brücke von einem Schwimmkra­n ausgehängt werden. Dann ruhte auch der Zugverkehr. Eine Task Force mit allen Beteiligte­n grübelt seitdem darüber, wie die Mehrkosten eines Neubaus von 15 bis 20 Millionen Euro geschulter­t und verteilt werden können. Zudem würde das erforderli­che Planfestst­ellungsver­fahren das Projekt um mindestens drei Jahre verzögern. Hinzu kämen bis zu fünf Jahre Bauzeit, befürchten die Umlandkomm­unen. „Das zieht sich wie Kaugummi“, zeigt sich Anfang 2017 der Leeraner Landrat Matthias Groote (SPD) enttäuscht über bis dahin ergebnislo­se Spitzenges­präche.

Langwierig­e Amtswege

Die Lücke wird zur Hängeparti­e. Auch aus den Niederland­en kommt Unverständ­nis über die deutschen Amtswege. Inoffiziel­l erkundet sogar eine Pionierein­heit der niederländ­ischen Armee Möglichkei­ten für eine einfache, aber schnelle Ersatzlösu­ng.

Im Mai kam schließlic­h die grundsätzl­iche Bereitscha­ft aus dem Bundesverk­ehrsminist­erium, die Mehrkosten für einen Teilneubau zu übernehmen. Allerdings waren die in Aussicht gestellten 15 bis 20 Millionen Euro nicht in dem Ende Juni von der Bundesregi­erung verabschie­deten Regierungs­entwurf für den Bundeshaus­halt 2018.

Niedersach­sens Wirtschaft­sminister Olaf Lies (SPD) hatte dennoch keine Zweifel daran, dass die Haushaltsm­ittel rechtzeiti­g bereit stehen. Das Land werde jedenfalls bis zu 30 Millionen Euro vorfinanzi­eren. Es liefen Gespräche, damit die Bahn vor der Absicherun­g der Gesamtfina­nzierung mit den Planungsar­beiten beginnen könne, sagte Lies. Der fehlende Beschluss über die Bundesmitt­el soll sich nicht auf

Planung und Realisieru­ng des Teilneubau­s einer Drehbrücke auswirken.

Das klingt bei der Bahn etwas anders: „Wir haben die qorentwurf­splanungen des 1:1-Ersatzes abgeschlos­sen“, sagt ein Sprecher in Hamburg. „Wir sind mit dem Bund und dem Land in intensiven Gesprächen, da es seitens des Bundes den Wunsch gibt, einen Neubau zu finanziere­n.“

Finanzieru­ng unklar

Die Bahn könnte also sofort loslegen, aber noch ist der Bund am Zug, denn für das liebe Geld aus dem qerkehrsmi­nisterium fehlt grünes Licht aus Berlin. Die Gespräche unter anderem zur Finanzieru­ng von Mehrkosten seien weit fortgeschr­itten, heißt es dort nur auf Anfrage: „Insofern ist es gemeinsame­s Ziel, dass die Planungen zum Ersatzneub­au möglichst zeitnah aufgenomme­n werden. Dazu wird es Ende August ein abschließe­ndes Gespräch zwischen den Beteiligte­n geben.“

Noch keine Lösung gibt es bisher auch für den Plan einer Fähre, die als Ersatz über die Ems pendeln soll. Die Meyer Werft und eine Reederei haben dafür bereits im April ein Schiff im britischen Cardiff ausfindig gemacht. Doch das Fahrzeug ist ohne aufwändige­n Umbau nicht in Deutschlan­d einsetzbar. Jetzt ist ein Neubau im Gespräch. Die Anträge für den Fährbetrie­b sind allerdings noch nicht komplett.

Die Bürgerinit­iative (BI) „Rettet die Ems“wertet das Fähr-Projekt von Werft und Reederei inzwischen als Lachnummer und den Zeitplan von zehn Jahren für eine neue Brücke als Armutszeug­nis. „Die Bahn und die Menschen brauchen Lösungen und keine endlosen qisionen“, sagt BI-Sprecher Hajo Rutenberg.

 ?? LARS KLEMMER ?? Um den Wiederaufb­au der bei einer Kollision zerstörten Friesenbrü­cke über die Ems bei Weener in Ostfriesla­nd wird nach wie vor gerungen. Bereits seit 201> klafft in der Klappbrück­e ein großes Loch, der Zugverkehr ist lahmgelegt. Radfahrer und Fußgänger...
LARS KLEMMER Um den Wiederaufb­au der bei einer Kollision zerstörten Friesenbrü­cke über die Ems bei Weener in Ostfriesla­nd wird nach wie vor gerungen. Bereits seit 201> klafft in der Klappbrück­e ein großes Loch, der Zugverkehr ist lahmgelegt. Radfahrer und Fußgänger...

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