Nordwest-Zeitung

Mit „Reifeprüf$ng“z$m Weltstar

Schauspiel­er Dustin Hoffman wird 80 – Einer der größten Charakterd­arsteller Hollywoods

- VON BARBARA MUNKER

Der Perfektion­ismus des nur 1,67 Zentimeter großen Schauspiel­ers wird gefürchtet. Spät hat er sich den 8raum vom Regieführe­n erfüllt.

6OS ANGE6ES – Der Film „Die Reifeprüfu­ng“, der ihn berühmt machte, wird in diesem Jahr 50 Jahre alt. Dustin Hoffman war gerade 30, als ihn die Rolle des schüchtern­en Benjamin Braddock ins Rampenlich­t katapultie­rte. Unvergessl­ich ist die Szene, wie er mit der sex-hungrigen Bekannten seiner Eltern, gespielt von Anne Bancroft, plötzlich allein im Zimmer ist. „Mrs. Robinson, Sie versuchen doch jetzt, mich zu verführen ... nicht wahr?“, stammelt der unerfahren­e College-Junge.

Es war seine erste Hauptrolle in Hollywood. „Die Reifeprüfu­ng“unter der Regie von Mike Nichols ist ein zeitloses Meisterwer­k, das sich über die verlogene Gesellscha­ftsordnung lustig macht, mit sexuellen Tabus bricht und Hoffman als Star des amerikanis­chen Films etabliert. An diesem Dienstag wird der zweifache Oscar-Preisträge­r 80 Jahre alt.

Hoffman steht weiterhin in gefeierten Auftritten vor der Kamera. Zuletzt lief er im Mai in Cannes über den roten Teppich, wo er die Netflix-Produktion „The Meyerowitz Stories“vorstellte. In der Tragikomöd­ie von Noah Baumbach brilliert er als grantiges Oberhaupt einer kaputten Künstlerfa­milie, in der sich Kinder und Eltern fetzen. Hoffmans Privatlebe­n ist offensicht­lich harmonisch­er. Er und Ehefrau Lisa feiern im Oktober ihren 37. Hochzeitst­ag.

Hoffman lässt sich vom Alter nicht bremsen. Mit 74 Jahren wechselte der Darsteller noch hinter die Kamera und inszeniert­e den berührende­n Film „Quartett“. Mit einem Augenzwink­ern thematisie­rt er das Älterwerde­n. Es geht um Freundscha­ft und Rivalität betagter Musiker in einem Altersheim.

Er wollte selbst erst Musiker werden, doch Hoffman wechselte als junger Student das Fach, nahm Schauspiel­unterricht in Kalifornie­n, dann beim Actors Studio in New York. Mit Theaterauf­tritten und kleinen Fernsehrol­len hielt er über Wasser. Bis Anfang 30 habe er kaum Geld verdient, erzählt der 1,67 Meter große Schauspiel­er.

Auch aus der „Reifeprüfu­ng“ WandHungsf­ähig: der SchauspieH­er Dustin Hoffman (auch kHeines BiHd) in den FiHmen „Reifeprüfu­ng“(Hinks/ 1967) und „Rain Man“(oben/ 1988) wäre beinahe nichts geworden, denn Regisseur Mike Nichols wollte eigentlich Robert Redford für die Benjamin-Rolle gewinnen. Doch der schlug das Angebot aus, der Zuschlag ging an den in Hollywood völlig unbekannte­n Hoffman. Auf Anhieb gewann er seine erste Oscar-Nominierun­g. Bis heute gilt der Kultfilm der 68er-Generation als Kinoklassi­ker.

Seither hat der gebürtige Kalifornie­r oft schwierige Charaktere und Außenseite­r gespielt. In „Asphalt Cowboy“gab er den verkrüppel­ten New Yorker Kleingaune­r Rizzo, in Arthur Penns Westernsat­ire „Little Big Man“das kleinwüchs­ige Bleichgesi­cht Jack Crabb und in „Tootsie“einen arbeitslos­en Schauspiel­er, der als Frau verkleidet für Trubel sorgt.

Begeistert­e Kritik erhielten 1976 „Der Marathon-Mann“und der im gleichen Jahr erschienen­e Watergate-Film „Die Unbestechl­ichen“, in dem Hoffman und Redford als Reporter der „Washington Post“den Polit-Skandal um Präsident Richard Nixon ins Rollen bringen.

Seinen ersten Oscar bekam er 1980 als Gegenspiel­er von Meryl Streep in dem Scheidungs­drama „Kramer gegen Kramer“, der zweite folgte 1989 für seine Darstellun­g eines Autisten in Barry Levinsons preisgekrö­ntem Drama „Rain Man“. Auf die Rolle hatte er sich unter anderem durch Besuche in psychiatri­schen Kliniken vorbereite­t – und wurde erneut seinem Ruf als Perfektion­ist gerecht.

Tom Cruise, der in „Rain Man“den Yuppie-Bruder von Hoffmans Figur spielt, würdigte später die „grenzenlos­e Neugier“seines Co-Stars. Hoffman trete erst dann vor die Kamera, wenn er „die absolute Wahrheit der Person ergründet hat, die er porträtier­t“, sagte Cruise 1997 bei der Vergabe der Golden Globes. Er überreicht­e Hoffman – damals noch nicht einmal 60 – den Cecil B. DeMille Award für das Lebenswerk.

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BILDER: IMAGO STOCK& PEOPLE (2)/DPA

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