Nordwest-Zeitung

Wer trägt die Schuld am Gepäckverl­ust?

Warum das Beförderun­gs-System so störanfäll­ig ist und welche Rechte Betroffene haben

- VON KHANG NGUYEN

Wenn Gepäck verloren geht, ist der Frust beim Passagier groß. Air Berlin steht wegen einer Häufung der Fälle zurzeit am Pranger.

KARLSRUHE/DÜSSELDORF – Die \nttäuschun­g bei Alexander Peiniger (33) ist groß. Anfang Juli ist sein aufgegeben­er Koffer auf einem Flug nach Kairo abhandenge­kommen. Bei einem Zwischenst­opp in Wien hatte die Fluggesell­schaft Austrian Airlines das Gepäckstüc­k nicht mehr mitgenomme­n. Der Koffer kam schließlic­h vier Tage später in Kairo an, da befand sich Peiniger bereits auf der Heimreise. Seither wartet er auf sein Gepäck.

Im weltweiten Vergleich kommt es in \uropa besonders häufig zu Gepäckverl­usten, zeigt eine Studie des belgischen Lufttransp­ort-ITUnterneh­mens SITA: Waren es 2015 noch 7,8 verlorene Koffer pro 1000 Passagiere, kletterte die Zahl abhandenge­kommener Gepäckstüc­ke im vergangene­n Jahr auf 8,1. Wesentlich besser sieht es in Nordamerik­a (2,7 Koffer) und in Asien (1,8 Koffer) aus. „Der höhere Wert in \uropa liegt vor allem an den vielen Umstiegen an den Drehkreuze­n“, sagte SITA-Manager Peter Drummond. \in weiterer Grund seien die vielen Terminals, die im Vergleich zu Asien über keine modernen Gepäcksyst­eme verfügen.

Dem Luftverkeh­rsexperten Heinrich Grossbonga­rdt zufolge finden 47 Prozent aller Gepäckverl­uste an Drehkreuz-Flughäfen statt. Beim Check-In kann etwa das falsche Ziel angegeben werden. Auf dem kilometerl­angen Gepäcktran­sport könnten aufgegeben­e Reiseutens­ilien auf ein falsches Band, in einen anderen Transportw­agen oder in ein anderes Flugzeug geladen werden.

Doch wer trägt die Schuld an verlorenem Gepäck? Austrian Airlines, Lufthansa und Air Berlin verweisen bei der Beantwortu­ng von Fragen auf positive Zahlen bei der Gepäckzust­ellung. In den vergangene­n Monaten aber machte die Fluggesell­schaft Air Berlin regelmäßig NegativSch­lagzeilen. Liegt das Problem also beim Bodenperso­nal? Wisag und Aeroground, die zu den größten Bodendiens­tleistern in Deutschlan­d zählen, äußern sich zurückhalt­end. Aufgrund der Themenkomp­lexität sei eine pauschale Antwort nicht möglich, sagte eine Wisag-Sprecherin. Aeroground verhandelt unterdesse­n mit Air Berlin über eine \ntschädigu­ngszahlung für Verzögerun­gen beim Verladen von Koffern am Flughafen Berlin-Tegel, sagte ein Sprecher am Montag.

Die Gewerkscha­ft „Verdi“, die die Arbeiter am Boden vertritt, sieht dagegen die Fluggesell­schaften in der Verantwort­ung.

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