Nordwest-Zeitung

Jüdische Gemeinde blüht seit 25 Jahren

Aam Bestehen gibt es einen Festakt, Konzerte und einen Film – Fokus auf der Jugendarbe­it

- VO= LINA BRUNNÉE

Nicht nur Feiern kann man zum Geburtstag gut, auch ein Blick in die Geschichte lohnt sich. Denn die Jüdische Gemeinde zu Oldenburg sorgte schon für eine bundesweit­e Diskussion.

O.DENBURG – Die Füdische Gemeinde zu Oldenburg wird 25 Jahre alt. Ein guter Grund, Geburtstag zu feiern – und das nicht nur an einem Tag, sondern gleich eine ganzen Woche lang. Los geht es am Sonntag, 13. August, um 11 Uhr mit einem Festakt im städtische­n Kulturzent­rum PFL, Peterstraß­e 3.

Aber mit dem offizielle­n Festakt soll die Feier nicht vorbei sein: „3ch freue mich sehr darüber, dass unsere Gemeinde 25 Jahre alt wird und dass wir das mit der ganzen Gemeinde feiern werden“, sagt Jehuda Wältermann, der Vorsitzend­e der Jüdischen Gemeinde zu Oldenburg. Auch wenn es bis dahin noch einiges zu organisier­en gibt. Die Vorbereitu­ngen für die Festwoche hätten schon im vergangene­n Jahr angefangen, erklärt Wältermann. „So richtig in die Planung sind wir dann im Februar diesen Jahres eingestieg­en.“

K4n 1rte, Film und Feste

Am Montag, 14. August, gibt der Chor der jüdischen Gemeinde mit Rabbinerin Alina Treiger, Kindern und Erwachsene­n ein Konzert im Wilhelm 13, Leo-Trepp-Straße 13. Um 16 Uhr beginnt es. Auch am Dienstag, 15. August, wird es musikalisc­h. Um 20 Uhr spielt das Trio „Sol sayn gelebt“aus Bremen zum Klezmer-Konzert auf.

Die Geburtstag­sfeier nimmt Farschid Al Zahedi als Anlass am Mittwoch, 16. August, seinen Film „Wir glaubten, die Sonne geht nicht wieder auf“zu zeigen. Der Film dokumentie­rt den vergessene­n und verdrängte­n Oldenburge­r NS-Prozess der 60erJahre und wird um 19.30 Uhr im Kinoladen (Wallstraße 24) zu sehen sein.

Den Abschluss der Festwoche macht am Sonntag, 20. August, das Kantoren-Duo Nicola David und Yoed Sorek mit einem Konzert um 15 Uhr im PFL. Der Eintritt zu den Veranstalt­ungen während der Festwoche ist kostenlos.

Jüdische Geschichte

Dass es in Oldenburg nun seit 25 Jahren am Stück wieder jüdisches Leben nach der Shoa gibt, ist besonders einer Frau zu verdanken: Sara-Ruth Schumann war Mitbegründ­erin der jüdischen Gemeinde, die am 6. August 1992 erneut in Oldenburg ins Leben gerufen wurde.

Zwar gab es schon einmal nach dem Zweiten Weltkrieg eine Jüdische Gemeinde in Oldenburg – sie wurde 1945 von Adolf de Beer gegründet – jedoch ging sie Ende der 60er Jahre in der Gemeinde Hannover auf. Denn damals gab es zu wenig Mitglieder.

Das war 1992 anders: Zwar waren es bei der Gründung nur 18 Mitglieder, aber schon in den 90er Jahren wuchs die Gemeinde auf 300 Mitglieder an. Auch heute noch hat sie rund 300 Mitglieder, davon sind 20 Kinder und Jugendlich­e,

sagt Wältermann. Er legt bei seiner Arbeit als Nachfolger von Schumann einen besonderen Wert auf die Förderung der Jugendarbe­it. „Dafür,

dass wir eine verhältnis­mäßig kleine Gemeinde sind, ist unsere Jugendarbe­it gut aufgestell­t und auch die Sonntags-Schule entwickelt sich“, freut sich Wältermann.

Bevor Sara-Ruth Schumann 2012 aus gesundheit­lichen Gründen zurücktrat, war sie nicht nur die Vorsitzend­e sondern auch die gute Seele der Gemeinde. Sie nahm den Schlüssel für die neue Synagoge im Rahmen der „Woche der Brüderlich­keit“im März 1995 entgegen und verhielt sich sehr geschickt, als im gleichen Jahr in Oldenburg mit Bea Wyler die erste Rabbinerin Deutschlan­ds verpflicht­et wurde.

Damals löste dies einen deutschlan­dweiten Disput aus, da die orthodoxen Juden in Deutschlan­d es als Affront verstanden, dass eine Frau Rabbinerin werden sollte. Doch Schumann gelang es, eine offene Konfrontat­ion zu vermeiden und gleichzeit­ig hinter Wyler zu stehen.

Rabbinerin­nen-Tradition

„Bea Wyler wird auch zum Festakt anwesend sein, obwohl sie zuvor noch eine Barmitzwa in der Schweiz hat“, freut sich Wältermann über ihren Besuch.

Auch heute hat die jüdische Gemeinde zu Oldenburg eine Rabbinerin: Alina Treiger ist seit dem 27. März 2011 als Ortsrabbin­erin für Oldenburg und Delmenhors­t zuständig und wirkt natürlich auch bei der Festwoche mit.

Mehr Informatio­nen unter www.juedischeg­emeinde-zu-oldenburg.de

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BILD: LINA BRUNNÉE Die neue Synagoge in Oldenburg wurde 1995 in der Leo-Trepp-Straße (damals Wilhelmstr­aße) eingeweiht. Gemeinde-Vorsitzend­er Jehu- da Wältermann.
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AUSRISS: ARCHIV Bea Wyler wurde 1995 zur ersten Rabbinerin in Deutschlan­d ernannt. Das sorgte für viele Diskussion­en.
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AUSRISS: KÜPKER-BUGGENTHIN Sara-Ruth Schumann gestaltete die Jüdische Gemeinde zu Oldenburg viele Jahre mit...
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ARCHIVBILD: HAUKE-CHRISTIAN DITTRICH ...und 2012 konnte sie das 20-jährige Bestehen noch mitfeiern.
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ARCHIVBILD: FRICK

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