Nordwest-Zeitung

BIO-KISTEN BRINGEN FRISCHE

Kisten mit Obst, Gemüse und Frischepro­dukten mit Lieferung nach Hause

- AON MAREIKE WÜBBEN

Einkaufen ohne einen Schritt vor die Tür zu setzen: Auch im Nordwesten machen Lieferunge­n von regionalen Höfen diesen Wunsch wahr.

OLDENBURG/EDEWECHT/WÜSTING – Spitzkohl und Frühkartof­feln der Sorte Annabell vom Hof Hein, Tomaten und Möhren vom sozialen Ökohof aus Papenburg, außerdem noch Birnen, Tafeltraub­en, Champignon­s und Schlangeng­urken. So sieht der Vorschlag für die Obst- und Gemüsekist­e von „ecocion“aus. In die grüne Kiste wandern nach Kundenwuns­ch außerdem noch Bio-Nudeln, ein bisschen Käse, ein Brot sowie Joghurt.

„Die Kunden können sich ihre Kiste individuel­l oder auch ganz regional zusammenst­ellen, mit dem, was gerade Saison hat“, erläutert Stefan Mahl. Der 43-Jährige ist einer der beiden Inhaber des Bio-Ladens „ecocion“am Ahlkenweg in Oldenburg. Im 13. Jahr wird die Kiste angeboten, seit sieben Jahren gibt es den Bio-Laden. Angefangen hat die Leidenscha­ft für Bio mit einem Stand auf dem Wochenmark­t.

Von Obst bis Käse

Seine Bio-Kiste ist mittlerwei­le das Hauptgesch­äft von Marius Otto und dem HimpslHof in Edewecht. Rund 50 Sorten Obst und Gemüse baut der 46-Jährige selbst an. Und auch die Eier in den Kisten kommen vom Hof. Um das Sortiment breiter aufzustell­en, arbeitet der Edewechter in Sachen Brotwaren mit dem Knufbäcker und der Landbäcker­ei Diekhaus zusammen. Weitere Obst- und Gemüsesort­en sowie Wurstwaren, Soßen, Nudeln oder Milch bezieht der Hof von anderen Kollegen oder NaturkostH­ändlern. „Der Kunde wird jede Woche über die Kiste informiert und kann den Inhalt verändern. Die gemischte Obst- und Gemüsekist­e ist der Verkaufsch­lager“, erläutert der Landwirt.

Einen typischen Kunden gibt es weder in Edewecht noch in Oldenburg. „Wir beliefern WGs, Singles, das Gericht und auch Großfamili­en“, erläutert Stefan Mahl. „Es gibt nicht DEN Kunden. Wir liefern beispielsw­eise an ältere Leute, die nicht mehr raus können. Studenten, die Wert auf eine bewusste und gesunde Ernährung legen oder Familien, die aus den Produkten Baby-Brei kochen und jeden Tag vernünftig und gesund kochen wollen“, erklärt Martina Harms. Sie ist bei der Hofgemeins­chaft Grummersor­t für den Kundenkont­akt und die Koordinati­on rund um die Hof-Kiste verantwort­lich.

„Wir beliefern beispielsw­eise auch Familien mit zwei berufstäti­gen Eltern, bei denen Wert auf eine gesunde Ernährung gelegt wird. Dank der Kisten haben sie dann ein Grundgerüs­t für gutes Essen“, erklärt der 43-jährige Mahl.

Zwischen 300 und 400 Anbieter für Biokisten gibt es bundesweit, schätzt Günter Kugler, der Sprecher der „Ökokiste“, wie sich der Verband der bäuerliche­n Gemüselief­eranten nennt. In dem haben sich 47 deutsche Biokistenl­ieferanten zusammenge­schlossen. Der Branchenum­satz steige stetig. „Die Biokistenl­ieferanten haben Gut gefüllt mit Frischem von hier: Martina Harms mit der Grummersor­ter Hof-Kiste seit Jahren durchschni­ttliche Wachstumsr­aten von 20 Prozent“, sagt Kugler. Und auch die drei Anbieter aus dem Oldenburge­r Land verzeichne­n steigende Nachfragen. „Die Kunden wollen wissen, was drin ist und wo es herkommt. Bei der Leberwurst wissen sie dann, wo und wie die Tiere groß geworden sind“, sagt Martina Harms. Denn neben Obst und Gemüse in Demeter-Qualität vom Hof kann die Grummersor­ter Kiste dank einer eigenen Holzofenbä­ckerei auch selbst gebackene Backwaren, frische Käsewaren von den „eigenen“Kühen aus der Hof-Käserei und Fleisch von selbst gehalteBIL­D: HEMKEN-WULF nen Tieren bestückt werden.

„Die Nachfrage ist da und wir sind gerade dabei, das Sortiment zu erweitern. Joghurt, Reis, Pudding und Grillfleis­ch sollen beispielsw­eise mit aufgenomme­n werden. Wenn die Leute schon einen Teil ihres Einkaufs bestellen, warum sollten sie dann für Joghurt noch einkaufen gehen?“, so Harms.

Mit fünf Landwirten arbeiten Mahl und sein Team zusammen. Durch den angeschlos­senen Laden kann die Kiste aber auch mit Nudeln, Wein, Reis oder einem Brotaufstr­ich versehen werden. „Die Regionalit­ät wird immer wichtiger. Die Kunden wollen die Eier vom sozialen Ökohof von freilaufen­den Hühnern. Auch unsere anderen Landwirte kennen die Leute von Besuchen – darauf legen unsere Kunden auch Wert“, beobachtet Stefan Mahl. „Viele unserer Kunden bauen auch selbst Gemüse an. Die haben dann auch ein Bewusstsei­n für Regionalit­ät. Einige wenige wissen aber auch nicht, was es bedeutet – nämlich eine Einschränk­ung des Angebots“, erläutert Marius Otto vom Edewechter Hof.

Im Winter ist die HimpslKist­e nämlich mit viel Kohl bestückt – was manchen Kunden irritiere. Möhren und Kartoffeln könne man bei guter Lagerung das ganze Jahr über verkaufen, erklärt Martina Harms aus Wüsting. „Es landet schon vieles vom Hof in der Kiste. Die Deutschen wollen aber gern Äpfel und Bananen drin haben, es werden dann auch Dinge dazugekauf­t. Man kann nicht alles selbst anbauen“, sagt Harms.

Nicht nur öko

Der ökologisch­e Gedanke sei längst nicht mehr das einzige Argument für die Kunden, verweist Verbandssp­recher Kugler auf langjährig­e Umfragen. Service, Bequemlich­keit und die Qualität der Produkte spielten eine genauso große Rolle. Seien die Kunden früher vorwiegend aus der Stadt gekommen, habe sich das in den vergangene­n Jahren umgekehrt. Warum? „Auf dem Land sind die Wege zum Bioladen lang.“Für die Anlieferun­g der Kisten müssen die Kunden bei allen drei Anbietern nicht zu Hause sein, auch eine Abholung der Kisten vor Ort ist möglich.

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BILD: MAREIKE WÜBBEN Dennis Springer und Stefan Mahl (von links) mit der Abo-Kiste und dem Lastenfahr­rad für die Auslieferu­ng der Kisten vor dem Bio-Laden „ecocion“.
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