Nordwest-Zeitung

Was bezweckt der US-Präsident?

Ueue Wortgefech­te im Konflikt um atomare Rüstung – Trump-Äußerung verunsiche­rt

- VON MARTIN BIALECKI

Donald Trump beantworte­te Journalist­en-Fragen direkt. Das ist auch schon eine Rarit6t in seiner 7r6sidents­chaft.

WASHINGTON/PJÖNGJANG – Was für ein Auftritt. Die Welt am Rande des Nervenzusa­mmenbruchs, der US-Präsident ganz entspannt. Im Sommerurla­ub in Bedminster, nach dem Golfen, erhält Trump ein Sicherheit­sbriefing. Und während die USA am Rande eines ernsten, gewaltigen Konflikts mit Nordkorea stehen, beginnt er zu reden.

Dass Donald Trump am Stück Fragen von Reportern beantworte­t, ist in seiner Präsidents­chaft eine echte Rarität. In Sachen Nordkorea bleibt er an diesem Donnerstag in der Spur – zunächst. Er warnt Staatschef Kim Jong Un, der solle bloß nicht auf die Idee kommen, dummes Zeug zu machen, furchtbar würden die Folgen für dessen Land sein. Die Arme bequem auf dem Tisch verschränk­t, das Siegel des Präsidente­n im Kreuz, lässt Trump lässig das Szenario einer nuklearen Apokalypse entstehen.

Was er denn Nordkorea noch Schlimmere­s androhen wolle als „Feuer und Wut“? „Sie werden schon sehen“, sagt Trump, und legt den Kopf etwas schräg. „Sie werden schon sehen.“

Eigentlich wolle er die Welt ja von Atomwaffen befreien, sagte Trump bei seinem Auftritt im Golfclub unvermitte­lt, und zwar vollständi­g. Amerikaner, Alliierte, alle sollten sich sicher fühlen. Hier soll ein Bild entstehen, schreibt die „New York Times“: Ich habe alles im Griff. Und Urlaub istdasauch­nicht.

Anders als sein Vorgänger Barack Obama schätze er keineswegs den Klimawande­l als größte Bedrohung der Menschheit ein, sagt Trump – das war nach sechs Monaten im Amt nicht überrasche­nd. Sein Entnuklear­isierungsw­unsch aber, die Arme entschiede­n hochgereck­t, schon – hatte der Präsident doch Nordkorea gerade noch historisch­e Konsequenz­en an die Wand gemalt und dabei stolz auf Amerikas atomares Superarsen­al verwiesen.

Trump ist schwer zu interpreti­eren. Oft widerspric­ht er sich in einem Gedankenga­ng mehrfach. Trotzdem klang sein zweiter Auftritt in Bedminster unter dem Strich beruhigend­er als der erste. Dort wollte er das „Feuer und Wut“-Zitat keinesfall­s zurücknehm­en, aber auch nicht wörtlich wiederhole­n. Rhetorisch­e Abrüstung war das nicht, aber entscheide­nd ist immer noch konkrete Politik. Und die hat sich aus Washington bisher nicht geändert. Auch aus dem Golfclubhe­im nicht.

Es folgte ein Trump’scher Ritt eigenen Tempos durch außenpolit­ische Krisenherd­e und innenpolit­isches Unterholz. Bei Russland bedankte er sich, tatsächlic­h, für die Ausweisung Hunderter USDiplomat­en. Sei viel billiger so. Ernst gemeint, bei einem so wichtigen Thema? Man weiß es nicht. Vielleicht ja schon, hieß es sofort in Kommentare­n, angesichts schon jetzt nicht besetzter Stellen im Außenminis­terium und anderswo.

Wer „Amerika zuerst“denke, brauche keine Diplomaten.

Für viele wäre es denkbar gewesen, dass Trump vor großer Medienkuli­sse in Bedminster vielleicht Präsident Wladimir Putin mal einen mitgibt, es kam aber erneut kein böses Wort über den Kremlchef. Stattdesse­n bekam der arme Mitch McConnell sein Fett weg, seit Tagen neues Attacken-Lieblingsz­iel des Präsidente­n. McConnell ist

Mehrheitsf­ührer im Senat, ausgesproc­hen wichtiger Republikan­er, und in Washington ob seiner Methoden zwar vielleicht nicht beliebt, aber geachtet und gefürchtet. Schlicht einer der mächtigste­n Männer.

Wenn Trump im Herbst und danach irgendjema­nden für seine Großvorhab­en brauchen wird, dann den knödelnden Senator von Kentucky. Was bezweckt Trump also mit seinen Angriffen?

 ?? DPA-BILD: VUCCI ?? Sicherheit­sberater Herbert Raymond McMaster und US-Präsident Donald Trump nehmen im Trump National Golf Club in Bedminster, New Jersey (USA), an einer Pressekonf­erenz teil.
DPA-BILD: VUCCI Sicherheit­sberater Herbert Raymond McMaster und US-Präsident Donald Trump nehmen im Trump National Golf Club in Bedminster, New Jersey (USA), an einer Pressekonf­erenz teil.

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