Was bezweckt der US-Präsident?
Ueue Wortgefechte im Konflikt um atomare Rüstung – Trump-Äußerung verunsichert
Donald Trump beantwortete Journalisten-Fragen direkt. Das ist auch schon eine Rarit6t in seiner 7r6sidentschaft.
WASHINGTON/PJÖNGJANG – Was für ein Auftritt. Die Welt am Rande des Nervenzusammenbruchs, der US-Präsident ganz entspannt. Im Sommerurlaub in Bedminster, nach dem Golfen, erhält Trump ein Sicherheitsbriefing. Und während die USA am Rande eines ernsten, gewaltigen Konflikts mit Nordkorea stehen, beginnt er zu reden.
Dass Donald Trump am Stück Fragen von Reportern beantwortet, ist in seiner Präsidentschaft eine echte Rarität. In Sachen Nordkorea bleibt er an diesem Donnerstag in der Spur – zunächst. Er warnt Staatschef Kim Jong Un, der solle bloß nicht auf die Idee kommen, dummes Zeug zu machen, furchtbar würden die Folgen für dessen Land sein. Die Arme bequem auf dem Tisch verschränkt, das Siegel des Präsidenten im Kreuz, lässt Trump lässig das Szenario einer nuklearen Apokalypse entstehen.
Was er denn Nordkorea noch Schlimmeres androhen wolle als „Feuer und Wut“? „Sie werden schon sehen“, sagt Trump, und legt den Kopf etwas schräg. „Sie werden schon sehen.“
Eigentlich wolle er die Welt ja von Atomwaffen befreien, sagte Trump bei seinem Auftritt im Golfclub unvermittelt, und zwar vollständig. Amerikaner, Alliierte, alle sollten sich sicher fühlen. Hier soll ein Bild entstehen, schreibt die „New York Times“: Ich habe alles im Griff. Und Urlaub istdasauchnicht.
Anders als sein Vorgänger Barack Obama schätze er keineswegs den Klimawandel als größte Bedrohung der Menschheit ein, sagt Trump – das war nach sechs Monaten im Amt nicht überraschend. Sein Entnuklearisierungswunsch aber, die Arme entschieden hochgereckt, schon – hatte der Präsident doch Nordkorea gerade noch historische Konsequenzen an die Wand gemalt und dabei stolz auf Amerikas atomares Superarsenal verwiesen.
Trump ist schwer zu interpretieren. Oft widerspricht er sich in einem Gedankengang mehrfach. Trotzdem klang sein zweiter Auftritt in Bedminster unter dem Strich beruhigender als der erste. Dort wollte er das „Feuer und Wut“-Zitat keinesfalls zurücknehmen, aber auch nicht wörtlich wiederholen. Rhetorische Abrüstung war das nicht, aber entscheidend ist immer noch konkrete Politik. Und die hat sich aus Washington bisher nicht geändert. Auch aus dem Golfclubheim nicht.
Es folgte ein Trump’scher Ritt eigenen Tempos durch außenpolitische Krisenherde und innenpolitisches Unterholz. Bei Russland bedankte er sich, tatsächlich, für die Ausweisung Hunderter USDiplomaten. Sei viel billiger so. Ernst gemeint, bei einem so wichtigen Thema? Man weiß es nicht. Vielleicht ja schon, hieß es sofort in Kommentaren, angesichts schon jetzt nicht besetzter Stellen im Außenministerium und anderswo.
Wer „Amerika zuerst“denke, brauche keine Diplomaten.
Für viele wäre es denkbar gewesen, dass Trump vor großer Medienkulisse in Bedminster vielleicht Präsident Wladimir Putin mal einen mitgibt, es kam aber erneut kein böses Wort über den Kremlchef. Stattdessen bekam der arme Mitch McConnell sein Fett weg, seit Tagen neues Attacken-Lieblingsziel des Präsidenten. McConnell ist
Mehrheitsführer im Senat, ausgesprochen wichtiger Republikaner, und in Washington ob seiner Methoden zwar vielleicht nicht beliebt, aber geachtet und gefürchtet. Schlicht einer der mächtigsten Männer.
Wenn Trump im Herbst und danach irgendjemanden für seine Großvorhaben brauchen wird, dann den knödelnden Senator von Kentucky. Was bezweckt Trump also mit seinen Angriffen?