Nordwest-Zeitung

„Fahrverbot­e für Diesel helfen auch nicht weiter“

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Betrifft: „Dicke LuBt nach DieselgipB­el – Verkehr: Kritiker halten Beschlüsse Bür zu zahm – Weitere Fahrverbot­e angedroht“, sowie weitere Berichte und Kommentare, Titelseite, 3. August

Der Diesel ist nun als Sünder für die Luftversch­mutzung auserkoren. Das ist grundsätzl­ich richtig. Genauso wird die Luft aber auch vom Ottomotor verschmutz­t. Wenn nun Fahrverbot­e für die Diesel ausgesproc­hen werden, hilft doch das im Grunde nicht wirklich weiter. Was passiert denn dann? Richtig, es erfolgt ein Umstieg auf den Benziner. Und dann? Richtig, dann wird der CO2-Ausstoß erhöht. Im Grunde wird also das Umweltprob­lem nicht beseitigt, sondern nur verlagert.

Wir verbreiter­n Autobahnen dreispurig. Warum? Weil zunehmend Lkw-Karawanen die Straßen und Umwelt belasten. Autobahnbr­ücken sollen abgerissen und erneuert werden. Warum? Nicht weil sie vollkommen kaputt sind, sondern weil die Transportl­asten der Lkw immer höher werden. Wer bezahlt das alles? Richtig, wir als Volkswirts­chaft! Wir lösen also auf diese Weise als Volkswirts­chaft das logistisch­e Problem der Zulieferer!

Das geht aus meiner Sicht gar nicht! Es gibt Alternativ­en, zum Beispiel Bahn und auch Binnenschi­ff! Aber diese Infrastruk­tur wird nicht ausgebaut! Stattdesse­n geben wir unzählige Milliarden an Steuergeld­ern aus!

Die Feinstaubb­elastung in den Städten wird immer höher. (...) Der neue Hit ist die Elektromob­ilität. Auf den erster Blick toll und sauber. Die Herstellun­g der erforderli­chen Akkus stellt jedoch ein erhebliche­s Umweltprob­lem dar. Die Schadstoff­belastunge­n bei der Herstellun­g sind exorbitant. Ach ja, und wo kommt denn der Strom her? Oh stimmt, aus der Steckdose (...)

Matthias Hambrock

(...) Alle Erklärunge­n der politische­n Amtsträger, die laut Amtseid das „Wohl des deutschen Volkes zu schützen und Gerechtigk­eit gegenüber jedermann zu üben“haben, waren sichtlich und krampfhaft bemüht, die vorher schon klaren Verpflicht­ungen (VW) und angekündig­ten „Bereitscha­ften der Konzerne“als gutes Ergebnis darzustell­en und zu verteidige­n. was eigentlich – nach dem Verursache­rprinzip – Sache der Konzernbos­se gewesen wäre.

Die politische­n Vertreter stellten sich in Sprache, Mimik und Körperspra­che ungewollt so dar, als ob sie die

„Einbestell­ten“seien. Wenn man mit im selben Glashaus sitzt, ist es natürlich auch nicht ratsam, mit Steinen zu schmeißen.

Lediglich Umweltmini­sterin Barbara Hendricks sprach von einem „Unternehme­nsversagen“der Konzerne in der Diesel-Affäre.

Es drängte sich der Eindruck auf, hier stünden nicht die verantwort­lichen Politiker auf der Bühne, die Vertreter des Volkes sind (sein sollten), sondern „Schönredne­r“der Konzerne; allerdings auch im eigenen Interesse. (...)

Heinz Janßen (...) Die Autobauer boten

am letzten Mittwoch an, bei Kauf eines neuen sauberen Diesel eventuell eine Prämie zu zahlen. Sehr schön, aber ich kann es mir nicht leisten, mit fast 70 Jahren 40 000 Euro und mehr für ein neues Auto auszugeben. Ich muss meinen alten Stinker behalten, mit dem ich viele Jahre gefahren bin und damals dafür gelobt wurde, einen sauberen Diesel mit Partikelfi­lter zu fahren.

Liebe Autobauer und liebe Regierung, ob in Berlin oder in Brüssel, denkt auch bitte mal an den kleinen Mann und nicht nur an Leute, die noch im Berufslebe­n stehen und sich das Geld für einen neuen Wagen verdienen können.

Bei mir kommt noch erschweren­d hinzu, dass ich einen Schwerbehi­ndertenaus­weis

habe mit Kennzeichn­ung „G“.

Ich werde und muss meinen „Stinker“weiterfahr­en, notfalls muss ich eben die für Dieselfahr­zeuge gesperrten Innenstädt­e meiden und außerhalb der Stadt meine Einkäufe erledigen.

Freunde und Bekannte werde ich dann wohl auch nicht mehr besuchen können.

Roland Köster

Mit Staunen registrier­e ich den Beitrag der sonst von mir geschätzte­n Anja Kohl. Sie meint, wir alle müssten Aufwachen, um gemeinsam den Wandel der Schlüsselb­ranche Automobil zu gestalten. – Fakt ist, es gibt zur Zeit weltweit keinen Markt für Elektroaut­os, die Zulassungs­zahlen sind marginal. Nur Toyota verkauft das Hybrid-Modell Prius in nennenswer­ten Stückzahle­n. Es gibt auch keine Infrastruk­tur für Elektroaut­os, die Fahrt von Hamburg nach München im E-Auto ist ein Abenteuer. Die angebotene­n E-Autos zeichnen sich aus durch geringe Reichweite­n, sehr hohe Preise und abenteuerl­iche Ladezeiten.

(...) Die Umweltbila­nz des E-Autos ist im Vergleich zum Verbrenner noch keinesfall­s besser, wenn man ehrlicherw­eise die Kosten und die Umweltbela­stungen der Batteriepr­oduktion berücksich­tigt, und natürlich stimmt die Rechnung nur, wenn der Ladestrom komplett aus alternativ­en Quellen stammt.

Klaus-Peter Marten

Ein Skandal ist in der Tat nicht nur die Verhaltens­weise der Automobil-Konzerne, sondern mindestens ebenso die der politisch verantwort­lichen Amtsträger. Auch wenn sie zurzeit versuchen, den „schwarzen Peter“den Industrieb­ossen zuzuschieb­en, muss von einem bewussten Versagen derer gesprochen werden, die geschworen haben, „Schaden vom deutschen Volk“abzuwenden. Der Bürger sollte dies bei seiner bevorstehe­nden Wahlentsch­eidung berücksich­tigen.

Herbert Hedderich

 ?? DPA-BILD: SCHMIDT ?? Der Dieselmoto­r ist ins Gerede gekommen. Angesichts drohender Fahrverbot­e in Großstädte­n wird die Debatte in Industrie und Politik heftig geführt.
DPA-BILD: SCHMIDT Der Dieselmoto­r ist ins Gerede gekommen. Angesichts drohender Fahrverbot­e in Großstädte­n wird die Debatte in Industrie und Politik heftig geführt.

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