Nordwest-Zeitung

Wahlkampf voll entbrannt

Merkel beginnt Kampagne – SPD verkündet „Ende der Schonzeit“

- VON JÖRG BLANK UND WOLFGANG DAHLMANN

Die Kanzlerin nimmt sich die Autokonzer­ne vor. Ihr Herausford­erer glaubt, dass er Kanzler wird – und bietet der CDU die Juniorpart­nerschaft an.

DORTMUND/BERLIN – Mit einem Schlagabta­usch zur Abgasaffär­e sind Kanzlerin Angela Merkel und ihr SPD-Herausford­erer Martin Schulz in die heiße Phase des Wahlkampfs gestartet. Die CDU-Chefin attackiert­e die Autobosse am Samstag bei einem Auftritt in der SPD-Hochburg Dortmund scharf. Sie verlangte mehr Engagement für Zukunftste­chnologien, lehnte aber die von Schulz verlangte europaweis­e Quote für Elektroaut­os als undurchdac­ht ab.

Der SPD-Chef warf Merkel im Gegenzug Politikver­weigerung vor. Schulz hatte seinen Quoten-Vorstoß in der Debatte über Dieselabga­se und drohende Fahrverbot­e gemacht. Via Twitter hielt er der Kanzlerin am Samstag vor, sie lehne die Quote für E-Autos ab, habe

aber keinen eigenen Vorschlag. „Zukunft der Mobilität gestaltet man nicht mit Politikver­weigerung.“

SPD-Fraktionsc­hef Oppermann sagte dem Berliner „Tagesspieg­el“: „Die Schonzeit für Frau Merkel ist vorbei.“Bis zum Wahltag am 24. September werde man die Kanzlerin „Tag für Tag mit den Herausford­erungen und Problemen unseres Landes konfrontie­ren, aber auch mit den Chancen, die sie verspielt hat“. Merkel ruhe sich seit Jahren auf den wirtschaft­lichen Erfolgen aus, die auf den Reformen ihres SPD-Amtsvorgän­gers Gerhard Schröder beruhten. Merkel sitze die Probleme aus. Die SPD ist seit 2013 zum zweiten Mal Merkels Partner in einer großen Koalition.

Schulz gab sich am Abend trotz niedriger Umfragewer­te siegessich­er. „Ich rechne damit, dass ich eine gute Chance habe, die nächste Bundesregi­erung anzuführen“, sagte der SPD-Vorsitzend­e im Sommerinte­rview der ZDF-Sendung „Berlin direkt“. „Ich werde Kanzler“, ergänzte er.

Schulz zeigte sich offen für eine neuerliche große Koalition – wenn die SPD mit ihm den Kanzler stelle: „Ich hab’ nix gegen „’ne große Koalition unter meiner Führung. Wenn dann die CDU als Juniorpart­ner eintreten will, soll’n sie sich das überlegen“, sagte er.

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