Wahlkampf voll entbrannt
Merkel beginnt Kampagne – SPD verkündet „Ende der Schonzeit“
Die Kanzlerin nimmt sich die Autokonzerne vor. Ihr Herausforderer glaubt, dass er Kanzler wird – und bietet der CDU die Juniorpartnerschaft an.
DORTMUND/BERLIN – Mit einem Schlagabtausch zur Abgasaffäre sind Kanzlerin Angela Merkel und ihr SPD-Herausforderer Martin Schulz in die heiße Phase des Wahlkampfs gestartet. Die CDU-Chefin attackierte die Autobosse am Samstag bei einem Auftritt in der SPD-Hochburg Dortmund scharf. Sie verlangte mehr Engagement für Zukunftstechnologien, lehnte aber die von Schulz verlangte europaweise Quote für Elektroautos als undurchdacht ab.
Der SPD-Chef warf Merkel im Gegenzug Politikverweigerung vor. Schulz hatte seinen Quoten-Vorstoß in der Debatte über Dieselabgase und drohende Fahrverbote gemacht. Via Twitter hielt er der Kanzlerin am Samstag vor, sie lehne die Quote für E-Autos ab, habe
aber keinen eigenen Vorschlag. „Zukunft der Mobilität gestaltet man nicht mit Politikverweigerung.“
SPD-Fraktionschef Oppermann sagte dem Berliner „Tagesspiegel“: „Die Schonzeit für Frau Merkel ist vorbei.“Bis zum Wahltag am 24. September werde man die Kanzlerin „Tag für Tag mit den Herausforderungen und Problemen unseres Landes konfrontieren, aber auch mit den Chancen, die sie verspielt hat“. Merkel ruhe sich seit Jahren auf den wirtschaftlichen Erfolgen aus, die auf den Reformen ihres SPD-Amtsvorgängers Gerhard Schröder beruhten. Merkel sitze die Probleme aus. Die SPD ist seit 2013 zum zweiten Mal Merkels Partner in einer großen Koalition.
Schulz gab sich am Abend trotz niedriger Umfragewerte siegessicher. „Ich rechne damit, dass ich eine gute Chance habe, die nächste Bundesregierung anzuführen“, sagte der SPD-Vorsitzende im Sommerinterview der ZDF-Sendung „Berlin direkt“. „Ich werde Kanzler“, ergänzte er.
Schulz zeigte sich offen für eine neuerliche große Koalition – wenn die SPD mit ihm den Kanzler stelle: „Ich hab’ nix gegen „’ne große Koalition unter meiner Führung. Wenn dann die CDU als Juniorpartner eintreten will, soll’n sie sich das überlegen“, sagte er.