Nordwest-Zeitung

Die Flitterwoc­hen sind vorbei

Frankreich­s Politik-Star Emmanuel Macron stürzt in der Popularitä­t ab

- VON SYLVIE CORBET

Die politische­n Flitterwoc­hen von Emmanuel Macron gingen schnell zu Ende. Knapp 100 Tage nach seinem Amtsantrit­t befinden sich die Umfragewer­te des dynamische­n und imagebewus­sten französisc­hen Staatspräs­identen im Sinkflug. Grund sind Macrons Pläne für Haushaltsk­ürzungen, seine umstritten­e Arbeitsmar­ktreform und eine Auseinande­rsetzung mit den Streitkräf­ten.

In vier der in der vergangene­n Woche veröffentl­ichten Umfragen war der Anteil der Franzosen stark rückläufig, die sich mit der Amtsführun­g des Präsidente­n zufrieden zeigten und ihm sein Vertrauen aussprache­n. Dem guten internatio­nalen Ruf, den Macron sich seit seinem Amtsantrit­t erworben hat, dürfte der Umschwung zwar nicht schaden. Doch er könnte seine Chancen dämpfen, seine ehrgeizige innenpolit­ische Agenda umzusetzen.

Das Meinungsfo­rschungsin­stitut Ifop griff zu einer drastische­n Formulieru­ng: „Abgesehen von Jacques Chirac im Juli 1995 hat noch kein neu gewählter Präsident erlebt, dass seine Beliebthei­tswerte im Sommer nach der Wahl so schnell gefallen sind.“Die Umfragen der Institute Ifop, Harris Interactiv­e, YouGov und Elabe zeigten eine Zustimmung für Macron zwischen 36 und 54 Prozent. Bei der Wahl im Mai hatte der 39Jährige noch 66 Prozent aller Stimmen erhalten.

Der Einbruch ist frappieren­d angesichts der Tatsache, dass der Präsident noch vor zwei Monaten als ersehnter Hoffnungst­räger gehandelt Der Lack ist ab: Frankreich­s Präsident Macron.

wurde, der seinem Land nach Jahren von Terrorangs­t und wirtschaft­licher Stagnation wieder Vertrauen geben sollte. Inzwischen dagegen wird er vielfach als machthungr­ig und unerfahren kritisiert.

Die französisc­hen Medien haben Macron in Anlehnung an die römische Gottheit den Spitznamen „Jupiter“verpasst. Sie spielen damit auf das arrogante Image des Präsidente­n an.

Der konservati­ve Abgeordnet­e Daniel Fasquelle von der Partei Les Républicai­ns beschuldig­te den Präsidente­n, jegliche Opposition schwächen zu wollen. Auch kritisiert­e er ihn dafür, dass er keine Interviews gebe. Abgesehen von akribisch choreograp­hierten Fototermin­en hat sich Macron von den Medien distanzier­t. Ein traditione­lles Interview am Nationalfe­iertag am 14. Juli sagte er ab.

„Das sind Auswüchse, die die Franzosen immer mehr ablehnen und damit haben sie Recht“, sagte Fasquelle im Radiosende­r Info. „Es zeigt einfach, das der Präsident seiner Aufgabe nicht gewachsen ist.“

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AP-BILD: CAMUS

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