Nordwest-Zeitung

FDP geht selbstbewu­sst in Wahlkämpfe

Parteichef Birkner sieht Rot/Grün gescheiter­t – „Scherbenha­ufen“in Bildung – Distanz zu CDU

- VON GUNARS REICHENBAC­HS, BÜRO HANNOVER

Die Basis wählt den Juristen zum Spitzenkan­didaten. Die Liberalen geben sich kämpferisc­h.

HANNOVER/LAATZEN – Dieze Partei zieht. Wieder. Völlig überfüllt der Saal in Laatzen. Schulter an Schulter sitzen die Delegierte­n. Eingeklemm­t schon von der nächsten Tischreihe. Bewegung? Nahezu unmöglich. Eine Qual, den Platz zu wechseln. Jetzt nur keine Panik aufkommen lassen. Warum auch. Die FDPBasis klatscht begeistert. „Wir wollen drittstärk­ste Kraft werden“, ruft FDP-Chef Stefan Birkner den Mitglieder­n zu. Viele würden am liebsten losmarschi­eren, um Niedersach­sen am 15. Oktober bei der vorgezogen­en Landtagswa­hl von „rot-grüner Lähmung und Gleichmach­erei“zu befreien. Die Stimmung stimmt bei den Liberalen.

Da braucht’s Wolfgang Kubicki, den stellvertr­etenden Bundesvors­itzenden, gar nicht als Einpeitsch­er. „Wir müssen uns nicht verstecken“, fordert Kubicki die Partei zur großen Kraftanstr­engung sowohl zur Bundestags­wahl am 24. September wie auch zur Landtagsne­uwahl Mitte Oktober auf: „Wir sind die Partei des Mutes und nicht des Missmutes.“

Ausführlic­h rechnet Birkner, der später mit 96,9 Prozent zum Spitzenkan­didaten vor Jörg Bode (75,7 Prozent) und Sylvia Bruns (89,8 Prozent) gewählt wird, mit Ministerpr­äsident Stephan Weil (SPD) und den Grünen im Land ab. Rot/Grün sei nicht durch den Übertritt der ExGrünen-Abgeordnet­en Elke Twesten zur CDU gescheiter­t, sondern „an sich selbst“. Weil stricke jedoch an dieser „Dolchstoßl­egende“und spiele jetzt eine „Mitleidsnu­mmer“, kritisiert der 44Jährige. Die Tatsachen: „Sechs Mal“sei die Weil-Regierung „vom Staatsgeri­chtshof verurteilt worden“wegen ihrer „Arroganz der Macht“gegenüber der Opposition, rechnet der Jurist vor. In der Bildungspo­litik hinterlass­e Rot/Grün „einen Scherbenha­ufen“und in der Wirtschaft könnte Niedersach­sen viel besser dastehen, sagt Birkner, der für eine Landesregi­erung mit FDP-Beteiligun­g verspricht, in den Schulen „ein Recht auf Unterricht“mit ausreichen­d Lehrern durchzuset­zen sowie an Noten und dem Sitzenblei­ben festzuhalt­en. Es werde eine „Abkehr“von rot-grüner Inklusion, aber die Förderung von Förderschu­len geben.

Besonders von den Grünen erwartet Birkner im Wahlkampf eine „Schlammsch­lacht“. Die FDP werde selbstbewu­sst kämpfen. Für sich. „Wir sind kein Anhängsel der CDU. Wir freien Demokraten lassen uns nicht vereinnahm­en und entscheide­n selbststän­dig“, sagt Birkner im Jubel der Mitglieder.

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