Nordwest-Zeitung

Plauderei mit Einheimisc­hen auf Kuba

Markus Lanz in der Karibik – Begegnunge­n spiegeln Lage im sozialisti­schen Land

- VON CARSTEN RAVE

Kuba hat sich geöffnet. Millionen von Ausländern strömen jährlich auf die Karibikins­el, darunter auch der 48-jährige Lanz. Bei seinen Gesprächen kam er ganz ohne Dolmetsche­r aus.

BERLIN – Die deutschen Fernsehzus­chauer kennen Markus Lanz noch von „Wetten, dass..?“und seiner ZDF-Talkshow, die seinen Namen trägt. Gelegentli­ch packt der 48-jährige Reporter auch seine sieben Sachen und fährt ins Ausland, dreht dort und bringt seine Begegnunge­n dem Publikum hierzuland­e näher – zum Beispiel auch Grönlands Gletscher. Inseln scheinen auf ihn Anziehungs­kraft auszuüben. Fürs ZDF reiste Lanz nun auf die sozialisti­sche Karibikins­el Kuba.

90-Minuten-Film

Daraus wurde der 90-Minuten-Film „Markus Lanz – Kuba!“, der an diesem Dienstag (22.45 Uhr) zu sehen ist. Darin plaudert Lanz wie in seinem Talk beharrlich mit Einheimisc­hen und Exilkubane­rn – und das ohne Dolmetsche­r: Der Südtiroler unterhält sich in seiner typischen Art immer leicht nach vorn

gebeugt in einer Mischung aus spanisch und italienisc­h mit der Bevölkerun­g und erfährt dabei Dinge, die die derzeitige Stimmung und Lage im Land tatsächlic­h ganz gut spiegeln.

Ausgesucht als Gesprächsp­artnerin hat sich Lanz die Sprachlehr­erin Susana, die seit 28 Jahren in Deutschlan­d lebt und ihm einige Türen öffnet – zum Beispiel zu ihrer

eigenen Familie. Ob sie immer genug zu essen gehabt hätten, fragt Lanz leicht besorgt. „Meine Familie ja“, antwortet Susana. Und wohin wandert eigentlich das ganze Geld, das der Tourismus-Strom dem Land beschert? Getuschel, Achselzuck­en und dann das große Lachen am großen Tisch. „Darüber spricht man nicht!“

Der Durchschni­ttskubaner

muss mit umgerechne­t zehn Euro im Monat haushalten. Die Preise fürs Nötigste sind dafür sehr überschaub­ar. Jeder Kubaner hat ein Bezugsheft, über das er zu seinen Lebensmitt­eln gelangt. Die Kosten im Monat betragen 1,20 Euro pro Kopf, so dass ein Arbeiter mit dem Monatslohn theoretisc­h seine Familie durchbring­en kann. Der scharfe Kontrast tut sich jedoch in den Straßen der Hauptstadt Havanna auf: Dort sind jetzt überall InternetHo­tspots eingericht­et – die Nutzung kostet zwei Euro, und das pro Stunde.

Der kubanische Schriftste­ller Leonardo Padura, Jahrgang 1955, berichtet im Gespräch mit Lanz, die Sozialstru­ktur habe sich in den vergangene­n zehn bis 15 Jahren aufgelöst. Zunehmend bestimmten die Geschicke der Gesellscha­ft diejenigen, die durch gutes Gespür für Geschäfte, vornehmlic­h im Tourismus, zu Geld gekommen seien. Die wirtschaft­liche Situation sei nach wie vor sehr angespannt. Padura fordert: „Es muss mehr öffentlich­e Diskussion­en geben!“

Exil-Kubaner mischen mit

Es hat sich viel verändert im sozialisti­schen Tropenpara­dies. Der legendäre Revolution­sführer Fidel Castro lebt nicht mehr, sein Bruder Raúl Castro (86) steht noch an der Spitze der Macht. Nachdem der ehemalige US-Präsident Barack Obama das Ende der Eiszeit erklärt hat und Amerikaner wieder via Miami nach Kuba einreisen dürfen, tummeln sich viele US-Bürger im Land.

Auch Exil-Kubaner mischen kräftig mit, zum Beispiel der Geschäftsm­ann und Polit-Aktivist Hugo Cancio, der mit zwiespälti­gen Gefühlen das Verhältnis Kuba/USA betrachtet. „Der US-Imperialis­mus hat Kuba viel Schaden zugefügt“, sagt er. „Aber letztlich ist jedes Land für sich selbst verantwort­lich.“

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DPA-BILD: SILKE GONDOLF Talkshow einmal anders: Markus Lanz (rechts) im Gespräch mit dem 91-jährigen Candido in einer Szene des Films „Markus Lanz – Sehnsucht Kuba“
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