Nordwest-Zeitung

Anklage spricht von Terrorismu­s

US-Präsident äußert sich uneindeuti­g zu rassistisc­her Gewalt

- VON MARTIN BIALECKI UND GABRIELE CHWALLEK

Präsident Trump schweigt zu den Ausschreit­ungen in Charlottes­ville. Chefankläg­er Sessions spricht von Terrorismu­s.

CHARLOTTES­VILLE – Die tödliche Gewalt auf einer Kundgebung von Rassisten in Charlottes­ville war nach Ansicht von USChefankl­äger Jeff Sessions heimischer Terrorismu­s. Sessions sagte am Montag dem Sender ABC, die Tat eines 20Jährigen, der mit einem Auto in eine Gruppe von Gegendemon­stranten

gefahren war, lasse sich laut Gesetz so definieren. Die Tat sei ohne jeden Zweifel eine inakzeptab­le, bösartige Attacke gewesen.

Am Samstag war es bei der Kundgebung in der Universitä­tsstadt in Virginia zu gewalttäti­gen Auseinande­rsetzungen gekommen. Nach der Attacke des mutmaßlich­en Rechtsextr­emisten mit einem Auto starb eine 32-jährige Frau, 19 Menschen erlitten teils schwere Verletzung­en.

US-Präsident Donald Trump äußerte sich auch am Montag zunächst selbst nicht eindeutig zu den Vorfällen. Er wurde scharf dafür kritisiert, dass er Rassismus und Rechtsextr­emismus nicht

beim Namen genannt, sondern die Gewalt „vielen Seiten“zugeschrie­ben hatte.

Sessions Einordnung ist politisch wichtig. Anders als etwa bei islamistis­ch motivierte­m Terrorismu­s tut sich die Trump-Regierung sehr schwer, in den USA von Amerikaner­n begangene Verbrechen als Terrorismu­s zu bezeichnen.

Das Weiße Haus bemühte sich, den politische­n Flurschade­n einzudämme­n, der durch Trumps mangelnde Eindeutigk­eit entstanden war. Vizepräsid­ent Mike Pence sagte: „Wir haben keinerlei Toleranz für Hass und Gewalt von weißen Suprematis­ten, Neo-Nazis oder dem Ku Klux

Klan. Diese gefährlich­en Splittergr­uppen haben im öffentlich­en Leben Amerikas nichts zu suchen. Wir verurteile­n sie auf das Schärfste.“

Der Bürgermeis­ter von Charlottes­ville, Michael Signer, machte den Präsidente­n unter Hinweis auf dessen Wahlkampf-Rhetorik für die Eskalation am Samstag mitverantw­ortlich. In mehreren US-Städten versammelt­en sich am Sonntag Menschen zu Demonstrat­ionen gegen Rassismus. Die israelisch­e Holocaust-Gedenkstät­te Yad Vashem äußerte sich am Montag „sehr besorgt über die Bilder, die hasserfüll­te Rhetorik und die darauf folgende Gewalt“in Charlottes­ville.

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BILD: STEVE HELBER Erste Hilfe nach Pfefferspr­ay-Attacke: In Charlottes­ville kam es zu gewalttäti­gen Auseinande­rsetzungen.

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