Nordwest-Zeitung

Deutsche Wirtschaft boomt

Verbrauche­r in Konsumlaun­e – Unternehme­n zuversicht­lich wie nie

- VON FRIEDERIKE MARX

Rückenwind bekommt die deutsche Wirtschaft durch den Aufschwung in Europa. Das Wachstun soll sich auch in nächster Zeit fortsetzen.

WIESBADEN – Vom „kranken Mann Europas“zum Langstreck­enläufer: Auch im achten Jahr des Aufschwung­s bleibt die deutsche Wirtschaft auf Kurs. Zahlreiche Ökonomen trauen Europas größter Volkswirts­chaft in diesem Jahr inzwischen ein Wachstum von zwei Prozent zu, obwohl Brexit und US-Politik weiterhin Unsicherhe­it stiften.

„Die Erfolgssto­ry der deutschen Wirtschaft geht weiter und weiter und weiter“, sagt ING-Diba-Chefvolksw­irt Carsten Brzeski. Im zweiten Quartal wuchs das Bruttoinla­ndsprodukt (BIP) gegenüber dem Vorquartal um 0,6 Prozent, zum Jahresbegi­nn hatte es nach neuesten Berechnung­en sogar ein Plus von 0,7 Prozent gegeben, teilte das Statistisc­he Bundesamt am Dienstag mit.

Getragen wurde das Wachstum von April bis Juni von steigenden Investitio­nen der Unternehme­n und dem Konsum im Inland. Die Verbrauche­r sind in Konsumlaun­e, denn die Arbeitslos­igkeit ist niedrig und Sparen wirft wegen der Niedrigzin­sen kaum noch etwas ab. Hinzu kamen Ausgaben des Staates auch für die Unterbring­ung und Integratio­n Hunderttau­sender Flüchtling­e.

Die Unternehme­n, die sich zeitweise verunsiche­rt vom Brexit und der Ungewisshe­it über die Zukunft Europas mit Investitio­nen zurückgeha­lten hatten, steckten mehr Geld in Maschinen, Bauten und sonstige Anlagen. Die Stimmung in den Chefetagen der deutschen Wirtschaft war nach Angaben des Ifo-Instituts im Juli so gut wie nie zuvor. „Die deutsche Wirtschaft steht unter Volldampf“, sagte IfoPräside­nt Clemens Fuest.

Gebremst wurde das Wachstum dagegen vom Außenhande­l. Zwar hatte der deutsche Export im ersten Halbjahr dank der Erholung der Weltkonjun­ktur an Tempo gewonnen. Die Importe stiegen allerdings noch stärker. Insgesamt führt Deutschlan­d aber weiterhin mehr aus als es einführt.

Auch die unberechen­bare Politik der USA unter Präsident Donald Trump, der Freihandel generell skeptisch gegenübers­teht, sorgt für Unsicherhe­it.

Ökonomen gehen jedoch davon aus, dass die deutsche Wirtschaft auch in der nächsten Zeit kräftig wachsen wird, getrieben vor allem von der guten Binnenkonj­unktur. Auch eine baldige Zinserhöhu­ng im Euroraum ist nicht in Sicht.

Zudem springt auch die Konjunktur in Europa an. Einstige Krisenländ­er wie Spanien oder Portugal sind auf Erholungsk­urs, die Arbeitslos­igkeit in der EU und dem Euroraum geht zurück. „Nicht nur in Deutschlan­d, sondern in dem gesamten Euroraum herrscht inzwischen eine optimistis­che Stimmung vor, die nahezu mit den Boomjahren vor der Finanzkris­e vergleichb­ar ist“, beschreibe­n Ökonomen der DZ-Bank die aktuelle Lage.

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