Aussperren
Kakaber, abscheulich, grotesk: Es fehlen einem die Worte. Statt eines Fußballspiels sah am späten Montagabend ein Millionen-Publikum vor den Fernsehern minutenlang Gestalten in Kapuzenjacken dabei zu, wie sie eine Tribüne im Ostseestadion abfackelten. Keiner schritt ein. Offensichtlich aus Angst vor einer weiteren Eskalation ließen die verantwortlichen Einsatzkräfte die Hirnlosen gewähren.
Was sind das für Zustände in einem Fußballstadion, wenn man schon froh sein muss, dass keiner zu Tode kommt? Und wenn man dann weiß, dass den Sicherheitskräften das Konfliktpotenzial auf den Rängen lange vor Spielbeginn bekannt gewesen ist, fragt man sich erst recht: Wie konnte das passieren? Das Pokalspiel war als Risikospiel eingestuft worden. Gewaltbereite Fangruppierungen aus Rostock und Berlin hatten noch eine alte Rechnung zu begleichen. Es war also nur eine Frage der Zeit, wann es auf der Tribüne knallen würde. Umso unbegreiflicher ist es für den gesunden Menschenverstand, wie es dennoch zu diesem kollektiven Versagen des Ordnungsdienstes, der Polizeikräfte und Fanvertreter kommen konnte.
Deswegen: Es muss endlich ein Umdenken stattfinden. Noch immer halten die Clubs am Irrglauben fest, für die Stimmung im Stadion seien einzig und allein die Fangruppen zuständig. Das Gegenteil ist der Fall. Der Fanblock ist vielerorts zur unkontrollierbaren Zone, zu einem Raum für Anfeindungen und Gewalt verkommen.
Wenn sämtliche Kontrollen, Verbote, Verfahren, Meldeauflagen, Sicherheitskonzepte, Sanktionen, Gipfeltreffen zum Thema Gewalt sowie noch so gut gemeinte Fanansprachen ins Leere laufen, bleibt den Vereinen nur eine Wahl: Sie müssen endlich den Mut aufbringen, potenzielle Täter und Mitläufer auszusperren. Konsequent. Ja, auch ganze Gruppierungen müssen dauerhaft ausgeschlossen bleiben. In den Fanblock darf nur, wer eine personalisierte Eintrittskarte hat. Der Rest hat da nichts zu suchen.
Dass Club-Manager Worte des tiefen Entsetzens in die Fernseh-Mikrofone sprechen, ist das eine – den Worten endlich Taten folgen zu lassen, das andere.
@ Den Autor erreichen Sie unter Bals@infoautor.de