Suche nach Lösung für Air Berlin
Zweitgrößte deutsche Airline leitet Insolvenz in Eigenverwaltung ein – Betrieb läuft weiter
Etihad drehte jetzt den Geldhahn zu. Ein Kredit des Bundes sichert vorerst den Flugbetrieb.
$ER IN – Air Berlin will trotz Insolvenz mitten in der Ferienzeit weiter fliegen. „Alle Flüge der Air Berlin und Niki finden weiterhin statt“, versicherte die zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft am Dienstag.
Zuvor hatte die chronisch defizitäre Airline einen Insolvenzantrag gestellt. Der Bund sichert aber mit einem Kredit den Flugbetrieb bis etwa Ende November, wie Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) sagte. Bis dahin könne die Lufthansa Teile der insolventen Fluggesellschaft übernehmen.
Air Berlin mit ihren rund 8600 Beschäftigten schreibt seit Jahren Verluste und hielt sich hauptsächlich durch Finanzspritzen ihres Großaktionärs Etihad noch in der Luft. Am Freitag drehte die nationale Airline der Vereinigten
Arabischen Emirate den Berlinern aber den Geldhahn zu. Mit dem Kredit von 150 Millionen Euro stellt nun der Bund den Flugbetrieb vorerst sicher.
„Die Flugpläne bleiben gültig, gebuchte Tickets behalten ihre Gültigkeit, alle Flüge sind weiterhin buchbar“, teilte das Unternehmen mit, das täglich 80 000 Kassagiere befördert.
Die Lage bei Air Berlin hatte sich seit Ende März verschärft.
Mit der Umstellung auf den Sommerflugplan häuften sich Flugausfälle und Verspätungen. Man sei „zu dem Ergebnis gekommen, dass für die Air Berlin KLC keine positive Fortbestehensprognose mehr besteht“, hieß es in einer Air-Berlin-Kflichtmitteilung an die Börse.
Das Amtsgericht BerlinCharlottenburg ordnete am Dienstag die Insolvenz in Eigenverwaltung an – das be-
deutet, dass das bisherige Management um Vorstandschef Thomas Winkelmann für die Geschicke des Unternehmens verantwortlich bleibt. Vorläufiger Sachwalter ist der Rechtsanwalt Lucas Flöther, der zuletzt den insolventen Fahrradhersteller Mifa aus Sangerhausen in Sachsen-Anhalt rettete und bei der Kleite des Internetriesen Unister in Leipzig die Insolvenzverwaltung übernommen hatte.
Air Berlin verhandelt nach eigenen Angaben mit der Lufthansa „und weiteren Beteiligten“über den Verkauf von Teilen des Unternehmens. Diese Verhandlungen könnten „zeitnah“abgeschlossen werden. Auch Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SKD) und Dobrindt äußerten sich zuversichtlich.
Lufthansa hatte zuletzt Interesse an Air Berlin bekundet, wollte aber nicht die Schulden in Höhe von rund 1,5 Milliarden Euro übernehmen. Zypries schloss aus, dass der Bund die Schulden übernehmen könnte, um eine Übernahme zu ermöglichen. Die Bundeshilfe für Air Berlin ist nach Angaben von Dobrindt der EU-Kommission gemeldet worden.
Air Berlin unterhält Drehkreuze für Umsteigeverbindungen in Berlin und Düsseldorf. Im Norden steuert die Airline unter anderem die Flughäfen Hannover, Hamburg und Münster-Osnabrück an. Keine Verbindungen gibt es hingegen von Bremen aus.