Nordwest-Zeitung

Für ein gutes Miteinande­r

- VON SABINE SCHICKE

„B onjour“hat jeder schon irgendwie gehört. Doch wer versteht schon „dzien dobry“, was in Polen häufig zu „dobry“verkürzt wird und „guten Tag“heißt? (Und in der korrekten Schreibwei­se müsste das „n“sogar noch das bekommen, was wir im Französisc­hen ein Accent aigu nennen, doch die Tastatur weigert sich).

Die Reihe „Begegnunge­n“hat sich von Anfang an das Ziel gesetzt, Einblicke in die Partnerlän­der zu gewähren: immer mit viel Kultur, mit Wirtschaft, aber auch mit Diskussion­sformaten, die Einblick geben in die politische­n Herausford­erungen, die in den jeweiligen Ländern zu bewältigen waren und sind. Dazu gehörte bislang jedes Mal Fingerspit­zengefühl, immerhin reden wir hier von China, Südafrika und der Türkei.

Doch kein Land war uns so nah und fern zugleich wie Polen, schließlic­h haben wir eine gemeinsame Vergangenh­eit, die man sehr gut in Wroclaw/Breslau erleben kann. Papst Johannes Paul II. hat über diese Stadt einmal gesagt: „Hier trifft sich irgendwie die geistige Tradition des Ostens und des Westens.“

Das ist ein Gedanke, der hervorrage­nd zu der Programmau­swahl der Reihe der diesjährig­en Begegnunge­n passt. Die Stadtverwa­ltung war gut beraten, sich mit Blick auf die veränderte Situation in Polen mit politische­n Ratschläge­n zurückzuha­lten, das Thema aber in den Perspektiv­wechseln zu diskutiere­n.

Nicht zuletzt, weil vor Kurzem der Warschauer Prof. Dr. Włodzimier­z Borodziej, einer der führenden Historiker Polens und Ossietzky-Preisträge­r, eine kritische Analyse seiner Heimat im PFL ablieferte.

Die Reihe „Begegnunge­n“macht Lust, sich jenseits aller Klischees mit diesem spannenden Land im Osten zu beschäftig­en – die Städte und die Menschen kennenzule­rnen und zu erleben. Uns als Deutschen wird dort vorurteils­frei und freundlich begegnet. Übrigens Begegnunge­n von beiden Seiten auf Augenhöhe. Das erleben auch die Firmen, die dort aktiv sind. Wer schon jetzt in Oldenburg etwas kennenlern­en möchte, schaue sich einmal die beeindruck­ende Malerei im BBK an. Gerade den polnischen Künstlerin­nen und Künstlern gelingt es, auf ihre besondere Art politische Themen zu transporti­eren, sei es mit dem Thema Streetart. Bisweilen geschieht es in Polen augenzwink­ernd, wie etwa bei den kleinen Breslauer Bronzezwer­gen: Von denen gibt es mehr als 250 im Stadtbild und sie erinnern an die Solidarnos­c-Bewegung.

Die Reihe „Begegnunge­n“macht Lust, vielleicht einmal einen Sprachkurs irgendwo im Osten zu buchen, damit das „dziekuje“fließend klappt wie das „Merci“.

@Schicke@infoautor.de

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany