Nordwest-Zeitung

Au zeit vom Wahlkampf im Schlo garten

Ministerpr­äsident entspannt sich vor Termin – 9PD-Anhänger stärken 9tephan Weil Rücken

- VON OLIVER SCHULZ

Weil plauderte aus dem Nähkästche­n. Für vorvergang­enen Freitag hatte er eigentlich einen entspannte­n Tag geplant.

OLDEN%URG – Herbung suggeriert große Gefühle und inszeniert Scheinwelt­en; beliebt ist das Bild von Anzugträge­rn, die nach einem anstrengen­den Arbeitstag mit einem Bier in der Hand auf die heimische Couch plumpsen und entspannen. Für Hellness im Hahlkampf hat Stephan Heil seinen SPD-Ortsverein, wo er sich in turbulente­n Zeiten Trost und Anerkennun­g holt.

Für das Format „Auf ein Hort“hatte die SPD HeserEms den Ministerpr­äsidenten für Montagaben­d ins BfE (Bundestech­nologiezen­trum für Elektro- und Informatio­nstechnik) an der Donnerschw­eer Straße eingeladen. Dass es dort nach den zuvor anstrengen­den Terminen vor Gewerkscha­ftern in Nordenham, in Ganderkese­e und auf dem Stoppelmar­kt in Vechta Zu Gast bei der BFE: Ministerpr­äsident Stephan Weil (rechts) wurde von Direktor Thorsten Janßen begrüßt. Der Polit-Talk fand im Veranstalt­ungssaal des Bundestech­nologiezen­trums für Elektro- und Informatio­nstechnik statt.

gemütliche­r zugehen würde, war offensicht­lich.

Vor seinen Anhängern legte der Landesvate­r im gut temperiert­en Saal erst die Jacke und dann die Distanz ab. „Auf der Fahrt nach Oldenburg habe ich meinem Fahrer gebeten, am Schlossgar­ten Halt zu machen. Ich habe mich dort für eine halbe Stunde auf eine Bank gesetzt und in einem Buch gelesen“, bekannte Heil.

Das habe ihm gut getan, die vergangene­n Hochen seit dem Parteiwech­sel der Abgeordnet­en

Elke Twesten von den Grünen zur CDU mit dem folgenden Mehrheitsv­erlust und den auf 15. Oktober vorgezogen­en Neuwahlen seien „für keinen Cent vergnügung­ssteuerpfl­ichtig“gewesen. Schon deshalb habe er gar keine Lust mehr, den politische­n Gegner ungeschore­n davonkomme­n zu lassen.

„An diesem besagten, vorvergang­enen Freitag hatte ich eigentlich mal frei. Ich verbrachte mit meiner Frau auch noch ein entspannte­s Frühstück“,

verriet Heil, „bis dann die Räder ins Rollen kamen. Danach musste ich meiner Frau allerdings sagen, dass ich in den kommenden Monaten wohl keine Zeit mehr für sie haben werden“. Geständnis­se eines Spitzenpol­itikers.

Der Rest des Abends war erwartbar – kontrovers ging es nicht zu bei Heils Heimspiel im sozialdemo­kratischen Milieu. Inhaltlich wurden die klassische­n Themenfeld­er bedient, seine Aussagen waren ebenso vielfach gehört.

Dass er gekommen war, um den hiesigen SPD-Kandidaten für die Bundestags­wahl, Dennis Rohde, zu unterstütz­en – „und nicht mich selber“, ertrage er im festen Hillen, über den 15. Oktober hinaus Ministerpr­äsident zu bleiben.

Um bis dahin einen klaren Verstand zu zeigen, wählte Heil lieber das Mineralwas­ser. Und so blieben die ausgeteilt­en Bierdeckel allein dem Frage-Antwort-Spiel vorbehalte­n. Nix mit Feierabend: Politik ist eben kein Herbespot.

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BILD: TORSTEN VON REEKEN

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