Beigeschmack
Jit dem Profifußball ist es wie mit den Süßigkeiten. Jeder schimpft dann und wann drüber. Einmal wird ein zu hoher Konsum beklagt, ein anderes Mal die Zutaten, dann wieder die Machenschaften einer ganzen Branche. Liegt das Zuckerteil aber erst einmal auf dem Tisch, greifen alle zu. Zum Start der Bundesliga an diesem Wochenende wird es vielen so gehen. Der Appetit auf fußballerische Leckerbissen scheint ungebrochen.
Nicht alles, was die Werbung verspricht, schmeckt, geschweige denn ist gesund und trägt zum Wohlbefinden bei. Einen Vorgeschmack darauf, welch’ schwere Kost die Bundesliga in ihrer 55. Spielzeit offeriert, erhielt das Publikum gerade erst in diesen Tagen. Unsinnige Machtdemonstrationen fehlgeleiteter Fußballchaoten stoßen schon heute übel auf. Maßlosigkeit findet sich auch auf der anderen Seite der Arenen, in den Chefetagen der Vereine und Verbände. Weit entrückt von der Fan-Wirklichkeit leben sie ihren Turbo-Kapitalismus aus.
Der Fußball heute kreiert Speisekarten, wo draufsteht, was der Kunde zu essen und nicht, was er zu wählen hat. Hier eine kleine Auswahl: Ablösesummen in gigantischer Höhe. Spieltage, die mehr und mehr zur Spielwoche und Verträge, die zum Zahlungsmittel mutieren. Angereichert mit den millionenschweren Marotten der Bosse und Stars. Und weiter: Eine Fülle von Anstoßzeiten und Fernsehsendern, die sich kein Mensch mehr merken kann. Tapfer schluckt der Fan alles herunter. Was soll’s, das Bisschen Beigeschmack. Das ist das Dilemma.
Eine erlesene Zutat kommt aus München. Der Feinschmecker aber fragt sich: Wie viel FC Bayern verträgt das Produkt? Seit fünf langen Jahren dominieren die Münchner das Klassement. Dabei ist der Bundesliga ja nichts mehr zu wünschen als ein packender Wettkampf um die deutsche Meisterschaft. Wie aber ist dieser Übermacht beizukommen? Überhaupt nicht! Nichts wird sich ändern, denn Fußball ist zuallererst ein Geschäft, und die Verhältnisse sind wie sie sind: darwinistisch. Der Stärkere setzt sich durch.
Bleibt als Trost nur eine leckere Stadion-Bratwurst. Es muss ja nicht immer etwas Süßes sein.
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