Nordwest-Zeitung

Beigeschma­ck

- START DER FUßBALL-BUNDESLIGA VON OTTO-ULRICH BALS

Jit dem Profifußba­ll ist es wie mit den Süßigkeite­n. Jeder schimpft dann und wann drüber. Einmal wird ein zu hoher Konsum beklagt, ein anderes Mal die Zutaten, dann wieder die Machenscha­ften einer ganzen Branche. Liegt das Zuckerteil aber erst einmal auf dem Tisch, greifen alle zu. Zum Start der Bundesliga an diesem Wochenende wird es vielen so gehen. Der Appetit auf fußballeri­sche Leckerbiss­en scheint ungebroche­n.

Nicht alles, was die Werbung verspricht, schmeckt, geschweige denn ist gesund und trägt zum Wohlbefind­en bei. Einen Vorgeschma­ck darauf, welch’ schwere Kost die Bundesliga in ihrer 55. Spielzeit offeriert, erhielt das Publikum gerade erst in diesen Tagen. Unsinnige Machtdemon­strationen fehlgeleit­eter Fußballcha­oten stoßen schon heute übel auf. Maßlosigke­it findet sich auch auf der anderen Seite der Arenen, in den Chefetagen der Vereine und Verbände. Weit entrückt von der Fan-Wirklichke­it leben sie ihren Turbo-Kapitalism­us aus.

Der Fußball heute kreiert Speisekart­en, wo draufsteht, was der Kunde zu essen und nicht, was er zu wählen hat. Hier eine kleine Auswahl: Ablösesumm­en in gigantisch­er Höhe. Spieltage, die mehr und mehr zur Spielwoche und Verträge, die zum Zahlungsmi­ttel mutieren. Angereiche­rt mit den millionens­chweren Marotten der Bosse und Stars. Und weiter: Eine Fülle von Anstoßzeit­en und Fernsehsen­dern, die sich kein Mensch mehr merken kann. Tapfer schluckt der Fan alles herunter. Was soll’s, das Bisschen Beigeschma­ck. Das ist das Dilemma.

Eine erlesene Zutat kommt aus München. Der Feinschmec­ker aber fragt sich: Wie viel FC Bayern verträgt das Produkt? Seit fünf langen Jahren dominieren die Münchner das Klassement. Dabei ist der Bundesliga ja nichts mehr zu wünschen als ein packender Wettkampf um die deutsche Meistersch­aft. Wie aber ist dieser Übermacht beizukomme­n? Überhaupt nicht! Nichts wird sich ändern, denn Fußball ist zuallerers­t ein Geschäft, und die Verhältnis­se sind wie sie sind: darwinisti­sch. Der Stärkere setzt sich durch.

Bleibt als Trost nur eine leckere Stadion-Bratwurst. Es muss ja nicht immer etwas Süßes sein.

@ Den Autor erreichen Sie unter Bals@infoautor.de

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