Terroristin trifft auf Volkspolizist
„Verräter – Tod am Meer“am Montag im ZDF – Roman von Christa Bernuth als Vorlage
Die ;tasi hat sich um RAF-Aussteiger gekümmert. Doch was, wenn sie die Ziele der Terroristen beeinflusst hat – mit Wissen des Westen? Der ZDF-Film mischt Fakten mit ;pekulationen.
BERLIN – „Wenn das wirklich wahr ist, was du sagst, na dann stimmt ja nichts mehr.“Fassungslos reagiert Volkspolizist Martin Franzen, als Nina ihm von den Verknüpfungen zwischen der Roten Armee Fraktion (RAF) und der Staatssicherheit (Stasi) erzählt. Mitten in der Nacht in einem Auto. In der DDR. 1988.
Auch für manche Zuschauer mag es eher wie eine Verschwörungstheorie anmuten, was das ZDF am Montagabend (20.15 Uhr) als „Fernsehfilm der Woche“präsentiert. Doch „Verräter – Tod am Meer“ist nicht nur reine Fiktion. „Der Film ist ein Gedankenexperiment, das historische Fakten mit Spekulationen mischt“, sagt Produzentin Rima Schmidt. Er basiert auf dem Roman „Innere Sicherheit“von Christa Bernuth (416 Seiten, 7 Euro), der laut Piper-Verlag rund 25 000 Mal verkauft wurde.
Erzählt wird die Geschichte von Grenzschützer Franzen, der eine Frauenleiche aus der Ostsee zieht. Die These einer missglückten Republikflucht ist nicht stimmig. Und als
dann ein mysteriöser Brief der Toten auftaucht, fährt Franzen nach Berlin, wo er Nina trifft, eine im Osten untergetauchte RAF-Terroristin.
Keine Beweise
Die Hintergründe kommen nur nach und nach raus, und unter den Bedingungen des DDR-Regimes schwankt das Verhältnis der beiden zwischen Anziehung und Distanz. Einig sind sie sich, Richtung Polen abhauen zu wollen. In den Hauptrollen überzeugen Albrecht Schuch und Hannah Herzsprung.
Dass die Stasi RAF-Aussteigern ein neues Leben in der
DDR ermöglicht hat, ist bekannt. Doch die Romanvorlage und damit auch der Film gehen weiter: Die Stasi könnte Einfluss auf die Ziele der RAF genommen und der Bundesnachrichtendienst im Westen davon gewusst haben. Beweisen lasse sich das nicht, macht Produzentin Schmidt deutlich. Der Film sei nicht als Zeitdokument zu verstehen.
Nina beschreiben die Autoren Stefanie Veith und Nils Willbrandt als geheimnisvolle, aber vor allem kompromisslose Idealistin, die auf ihren eigenen Vorteil bedacht ist. Besonders deutlich wird das, als sie auf ihrer Flucht eine mögliche Verräterin erschießt
– zum Entsetzen von Franzen. Dessen Mutter hat sich in den Westen abgesetzt. Im Widerspruch dazu ist er Volkspolizist, zerrissen im System.
Volle Konzentration
Für die anderthalb Stunden ist die Handlung ziemlich komprimiert und zusammengestampft worden, was vom Publikum volle Konzentration fordert. So hätte auch Schriftstellerin Bernuth nach eigenen Worten „angesichts der sehr komplexen Story einen Mehrteiler vorgezogen“.
Regisseurin Franziska Meletzky und Kamerafrau Bella Halben zeigen das Verhältnis
der beiden Hauptfiguren intensiv. Wie sie sich näherkommen und doch auf der Hut sind. Eine Geschichte von Vertrauen und Misstrauen, von Verstecken und Aufdecken, von richtig und falsch. Zwischendurch gleichen die Szenen einem Roadmovie durch weite Felder, Wälder, Dünen, bis ans Meer.
Und bis das Ganze auf einer mit Stacheldraht und Gittern gesicherten Brücke an der Grenze zu Polen gipfelt – in einem Einsatz mit vielen Schüssen. Kurz davor hat Franzen Nina gefragt: „Warum sind wir uns begegnet?“Ihre knappe Antwort: „Weil es nicht anders ging.“