Verkaufspläne für Air Berlin konkretisiert
Lufthansa will sich Großteil der Jets sichern – Problem mit Bonus-Meilen
BERLIN/DPA – Nach dem Insolvenzantrag der Air Berlin sind für diesen Freitag konkrete Verkaufsverhandlungen für die zweitgrößte deutsche Airline geplant. Der deutsche Marktführer Lufthansa will sich aus der Insolvenzmasse einen großen Teil der Flugzeuge sichern. Es könne um rund 90 der 144 Flugzeuge gehen, wurden am Donnerstag entsprechende Informationen der „Süddeutschen Zeitung“in Unternehmenskreisen bestätigt. Weitere Gespräche soll es nach dpa-Informationen mit Easyjet und Tuifly geben.
Lufthansa sieht sich unter großem Zeitdruck, sodass die bereits weit gediehenen und seit Monaten vorangetriebenen Verhandlungen schon in der kommenden Woche abgeschlossen werden könnten, wie die Zeitung erfuhr. Mit dem Air-Berlin-Vorstand und dem Sachwalter Lucas Flöther solle auch über das Wochenende verhandelt werden.
Die Kunden von Air Berlin konnten unterdessen am Donnerstag keine Bonusmeilen
einlösen. Dieser Dienst des Vielflieger-Programms Topbonus sei vorübergehend nicht verfügbar, sagte eine Sprecherin des Großaktionärs Etihad, dem Topbonus gehört. Man warte auf zusätzliche Informationen von Air Berlin. Ob ein technisches Problem vorliegt oder ob es andere Gründe gibt, war den Angaben nicht zu entnehmen. Unklar blieb auch, wie lange die Störung dauert.
Air Berlin hatte am Dienstag Insolvenz beantragt, nachdem
Etihad ihr die finanzielle Unterstützung entzogen hatte. Der Flugbetrieb ist durch einen Kredit des Bundes über 150 Millionen Euro noch für etwa drei Monate gesichert.
Nach Angaben von Vorstandschef Thomas Winkelmann steht die Airline schon seit Wochen mit den Kaufinteressenten in Kontakt. Alle seien „in finanzieller Hinsicht seriös, vom Volumen her ausreichend groß, um Air Berlin eine sichere Zukunft zu bieten, und hätten zudem das Interesse, weiterhin vom Standort Deutschland aus zu operieren“, sagte Winkelmann der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Er nannte keine Namen außer den der Lufthansa.
Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) nannte es dringend geboten, dass Lufthansa wesentliche Teile der insolventen Airline übernimmt. „Wir brauchen einen deutschen Champion im internationalen Luftverkehr“, sagte Dobrindt der „Rheinischen Post“.
Die Gewerkschaft „Verdi“fürchtet, dass die Interessenten nur die Flugzeuge kaufen wollen und die mehr als 8000 Beschäftigten von Air Berlin sich neu bewerben müssen. „Dann wären Lohnverluste von bis zu 50 Prozent zu befürchten“, sagte Bundesvorstandsmitglied Christine Behle nach einem Gespräch mit Air-Berlin-Personalchefin Martina Niemann. „Diese Perspektive hat uns ziemlich geschockt.“„Verdi“fordert, die Beschäftigen zu fairen Konditionen zu übernehmen.