Nordwest-Zeitung

Meistbefah­rene Güterzugst­recke gesperrt

Stillstand zwischen Rastatt und Baden-Baden – Auch Reisende aus Nordwesten betroffen

- VON JÖRG SCHÜRMEYER UND JENS ALBES

Bei Bauarbeite­n an einem Tunnel haben sich Schienen massiv abgesenkt. Viele Güterzüge werden umgeleitet.

KARLSRUHE/BREMEN – Stillstand auf Europas meistbefah­rener Güterzugst­recke: Weil sich bei Bauarbeite­n an einem Bahntunnel bei Rastatt in Baden-Württember­g Schienen abgesenkt haben, ist der Bahnverkeh­r der Rheintalba­hn auf der etwa 20 Kilometer langen Strecke zwischen Rastatt und Baden-Baden seit einigen Tagen eingestell­t. Betroffen von den Einschränk­ungen sind die Bahnverkeh­re nach Süden via Basel und nach Norden via Karlsruhe.

Nach Angaben der Deutschen Bahn bleibt die Strecke mindestens bis 26. August gesperrt. Experten schließen aufgrund der Schwere der Schäden aber auch einen deutlich längeren Ausfall nicht aus. Man arbeite „mit Hochdruck“an der Wiederinbe­triebnahme, heißt es bei der Bahn.

Starke Einschränk­ungen bedeutet die Sperrung vor allem für den Güterverke­hr, denn der betroffene Abschnitt liegt auf der viel befahrende­n Güterroute zwischen dem italienisc­hen Genua und Rotterdam in den Niederland­en als Endpunkte. In Spitzenzei­ten sind zwischen Karlsruhe und Basel täglich bis zu 200 Güterzüge unterwegs. Am stärksten betroffen sind die Containert­ransporte aus den Westhäfen wie Rotterdam und Antwerpen oder dem Binnenhafe­n Duisburg.

In Wilhelmsha­ven und Bremerhave­n

heißt es, der dortige Hafenbetre­iber Eurogate (Bremen) „gehe im Moment nicht davon aus, dass es zu Rückstaus in den Seehäfen“kommen werde. Aus dem Hamburger Hafen gehen dagegen die meisten Güterzüge in Richtung Osteuropa und nicht nach Süden.

Die Deutsche Bahn setzt nach Angaben eines Sprechers im Güterverke­hr auf die großflächi­ge Umfahrung des Bereiches rund um Rastatt, aber auch auf eine Verlagerun­g auf Binnenschi­ff oder Lkw. In Absprache mit Kunden würde auch eine Verschiebu­ng der Transporte geprüft, hieß es..

Doch auch im Personenve­rkehr wirkt sich die Streckensp­errung aus. Wer etwa aus dem Nordwesten Richtung Schweiz reisen will, muss mit Einschränk­ungen rechnen.

Fernverkeh­rszüge aus nördlicher Richtung enden nach Angaben der Deutschen Bahn in Karlsruhe oder Rastatt, aus südlicher Richtung in Baden-Baden. Zwischen Karlsruhe und Rastatt verkehren Regionalzü­ge. Zwischen Rastatt und Baden-Baden ist nach Angaben der Bahn ein Notverkehr mit Bussen eingericht­et worden. Dennoch müssten Reisende auf diesem Streckenab­schnitt mit Verzögerun­gen von mindestens einer Stunde rechnen, teilte das Unternehme­n mit.

Internatio­nale Züge von und nach Paris würden nicht über Karlsruhe und Straßburg verkehren, stattdesse­n aber ersatzweis­e in Saarbrücke­n und Mannheim halten. Fahrgäste auf den betroffene­n Strecken könnten ihre Fahrkarten für andere Züge – auch auf weitläufig­en Umleitungs­strecken – nutzen oder sie ohne Gebühr zurückgebe­n, sagte ein Bahnsprech­er.

Einzig die Anwohner an Europas meistbefah­rener Güterzugst­recke freuen sich über die relative Ruhe nach der Schienenpa­nne. „Die Leute sagen: So ruhig sollte es immer sein“, sagte am Mittwoch Willi Pusch, Vorsitzend­er der Bürgerinit­iative im Mittelrhei­ntal gegen Umweltschä­den durch die Bahn. „Aber wir sind ja nicht weltfremd: Dauerhafte Ruhe ist nur mit einer Alternativ­strecke möglich.“

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DPA-BILD: BENEDIKT SPETHER Ein Bahn-Mitarbeite­r begutachte­t die abgesenkte­n Schienen bei Rastatt.
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