Einsamer Wolf zieht weiter durch Amerika
20 Jahre Jack-Reacher-Romane von Lee Child – Knallharte Thriller um einen Militärpolizisten
LONDON/OLDENBURG – 1997 erschien in Großbritannien ein Buch, dass die Kriminalliteratur veränderte. Es war Lee Childs Roman „Killing Floor“, der im Deutschen den Titel „Größenwahn“erhielt. Seitdem sind wir süchtig nach den Abenteuern Jack Reachers, nach diesem einsamen, ohne Gepäck, aber mit viel Grips durch Amerika krauchenden Ex-Militärpolizisten.
Lee Child bedient uns alljährlich mit einem Jack-Reacher-Krimi – zu wenig, wenn man erst mal süchtig geworden ist. Zum Jubiläum hat der Verlag Blanvalet jetzt „Größenwahn“noch einmal als Taschenbuch herausgebracht und dazu den neuen Krimi
„Der letzte Befehl“. Der neue Roman erzählt nun mit 20 Jahren Verspätung den eigentlichen Anfang nach: Wie der Elite-Militärpolizist Jack Reacher in Zivil in der Nähe einer Militärbasis in den USA ermitteln soll, wie er der Wahrheit
einer Mordserie auf die Spur kommt und an seinem Auftrag zweifelt.
Der spannende, im Tempo diesmal gedrosselte Roman bereitet bei der Lektüre ein weiteres Mal die Freuden des Wiedererkennens. Lee Child lässt seinen Helden knüppelhart und wortkarg agieren. Manchmal erinnern Sätze an Hemingway, so hämmernd, so kurz, so überdeutlich sind sie: „Ich hatte Blut am Hemd. Auf der Brusttasche. Und darüber. Und darunter.“
Reacher ist eigenwillig und unschlagbar. Er zieht als einsamer Wolf durchs Leben. Er ist erbarmungslos, unversöhnlich und moralisch immer auf der richtigen Seite.
Selbstredend ist dieser Reacher eine total männliche Wunsch- und Kunstgestalt, die viele Eigenschaften besitzt, die sich jeder ersehnt: Unabhängigkeit und Erfolg, Selbstbewusstsein sowie mentale und körperliche Stärke, verteilt auf zwei Meter. Wir nehmen deshalb mit Skepsis zur Kenntnis, dass der schmale wie smarte Tom Cruise nun schon zwei Mal in Romanverfilmungen den Reacher gespielt hat. Dafür, muss man sagen, ist uns Tom Cruise eigentlich nicht groß und stark genug.