Nordwest-Zeitung

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Im Stau gewendet und in falscher Richtung abgefahren – Polizei geht gegen Autofahrer vor

- VON CHRISTIAN J. AHLERS

Die Beamten notierten viele Kennzeiche­n und ahndeten das Vergehen vor Ort. Möglicherw­eise liegt hier sogar eine Verkehrsst­raftat vor.

OLDENBURG – Auch am Tag nach dem schweren Auffahrunf­all auf der A29 bestimmen die Massenkara­mbolage, aber vor allem das äußerst fragwürdig­e Verhalten einiger Geisterfah­rer, die Meinungen in den Kommentars­palten von NWZonline und in den sozialen Netzwerken. Am Mittwochab­end war ein Lkw zwischen dem Kreuz OldenburgO­st und Sandkrug in ein Stauende gefahren und hatte dadurch für mehrere Schwerverl­etzte sowie erhebliche­n Sachschade­n gesorgt, was zudem zahlreiche kilometerl­ange Staus zur Folge hatte.

Einige Verkehrste­ilnehmer wollten die längere Wartezeit aber offenbar nicht hinnehmen – und wendeten auf der Autobahn. Wie ein bei Facebook veröffentl­ichtes Video belegt, drehten einige im Stau stehende Fahrer ihren Pkw in unmittelba­rer Nähe der Unfallstel­le – und passierten die Rettungsga­sse anschließe­nd in umgekehrte­r Fahrtricht­ung

gen Autobahnau­sfahrt.

„Um die Situation zu entzerren, haben Polizisten begonnen, den Verkehr kontrollie­rt abzuleiten“, erklärt Desirée Krikkis, Sprecherin der Polizei Delmenhors­t, „andere Verkehrste­ilnehmer haben diesen Vorgang beobachtet und vermutlich aufgrund dessen versucht zu wenden, um aus dem Stau zu fahren.“

Eigenständ­iges Wenden auf der Autobahn aber sei verboten – es sei zwingend notwendig, die Anweisunge­n der Beamten zu beachten. Somit wurden die Verkehrste­ilnehmer

de facto zu Geisterfah­rern und provoziert­en weitere Unfälle – unter anderem mit Fahrzeugen der Rettungskr­äfte, die zu diesem Zeitpunkt aufgrund von Nachalarmi­erungen immer noch die Unfallstel­le anfuhren. Auch die Polizeispr­echerin betonte die möglichen schweren Folgen in Form von Eigen- und Fremdgefäh­rdung.

Wie die Nachrichte­nagentur „Nonstop News“berichtete, war die Polizei „zügig vor Ort und notierte etliche Kennzeiche­n. Einzelne wurden sogar vor Ort geahndet.“

„Wir werden prüfen, wem dort was erlaubt wurde und wem nicht“, unterstrei­cht Krikkis. Videomater­ial und Zeugenauss­agen liegen den Ordnungshü­tern vor.

„Selbst große Lkw haben hier gedreht, ein Unding ist das – wo hier noch alles Mögliche passieren kann“, berichtet Augenzeuge Klaus Eilers entsetzt. In sozialen Netzwerken wurden die Bilder binnen weniger Stunden über 650 Mal geteilt, erreichten über 80 000 Aufrufe und tausende Reaktionen: „Was geht im Kopf solcher Menschen ab?“,

fragt eine Nutzerin schockiert. Andere fordern „lebenslang­es Fahrverbot“– und das sind noch harmlosere Kommentare.

Tatsächlic­h sieht der Bußgeldkat­alog fürs Fahren entgegen der Fahrtricht­ung ein variables Bußgeld vor, das bei 75 Euro beginnend eine Höhe von mehreren hundert Euro erreichen kann. Zudem drohen bis zu drei Punkte sowie bis zu fünf Jahre Haft und Entzug der Fahrerlaub­nis. Kommt es zum Unfall, kann der Fall als Straftat behandelt werden.

@ www.nwzonline.de/videos

 ?? BILD: NONSTOP NEWS ?? Ab durch die Mitte: Der Fahrer des weißen Transporte­rs hatte es besonders eilig und wendete im Stau auf der Autobahn. Viele Pkw- und sogar Lkw-Führer taten es ihm gleich – ein Fehlverhal­ten, gegen das die Polizei vorging.
BILD: NONSTOP NEWS Ab durch die Mitte: Der Fahrer des weißen Transporte­rs hatte es besonders eilig und wendete im Stau auf der Autobahn. Viele Pkw- und sogar Lkw-Führer taten es ihm gleich – ein Fehlverhal­ten, gegen das die Polizei vorging.

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