Nordwest-Zeitung

„Treckermau­t einfordern“

Bürger drängt auf Verursache­rprinzip – Verwaltung sieht keine Handhabe

- VON ENKE BROCKMEYER

Es ist still geworden um die Treckermau­t – vermeintli­ch. Für den Benthullen­er Hartmut Theleker aber ist nicht das letzte Wort gesprochen.

WARDENBURG/BENTHULLEN – Se iet Srntezeit. Am Saarländer Weg in Benthullen muss man kein Landwirtsc­hafts-Experte sein, um das zu wissen – der Lärm verrät es. Die großen Erntefahrz­euge dröhnen durch die schmale Straße. Wenn sich zwei der Kolosse begegnen, bleibt nur eins: ausweichen auf die Berme. Das Hinweissch­ild „Seitenstre­ifen nicht befahrbar“wird so regelmäßig zur Farce. „Wenn sich zwei breite Fahrzeuge entgegen kommen, müssen Fußgänger oder Radfahrer im schlimmste­n Fall sogar in den Graben ausweichen“, weiß Hartmut Theleker.

Das gilt auch für die Schulkinde­r auf ihrem täglichen Weg. Der Anlieger des Saarländer Weges ärgert sich über die Verkehrssi­tuation. Theleker zeigt auf die Risse in der erst vor wenigen Jahren neu asphaltier­ten Fahrbahn. „Diese Längsrisse zeigen, dass die Seitenränd­er nicht für diese Belastung durch die landwirtsc­haftlichen Fahrzeuge ausgelegt sind, die um ein Vielfaches höher ist als die eines Pkw“, sagt er (s. Kasten).

Bauamtslei­ter Frank Speckmann ärgert sich auch. Darüber, dass die Diskussion um die Treckermau­t und die Straßenaus­baubeitrag­ssatzung immer wieder über die Medien geführt werde. „Warum suchen die Bürger nicht das Gespräch direkt mit der Gemeinde oder nutzen die Bürgerfrag­estunde?“Und er widerspric­ht Theleker, was die Risse angeht: „Nur an einer Stelle der Straße ist ein Riss – und zwar dort, wo wir vor einiger Zeit die Kanalisati­on gemacht

haben“, erklärt er. Allerdings könne es bei extremer Trockenhei­t passieren, dass der moorige Untergrund sich zusammenzi­ehe und es zu Kantenabbr­üchen komme.

Dass die „Treckermau­t“– die kostenpfli­chtige Ausnahmege­nehmigung zum Befahren gewichtsbe­schränkter Straßen – von der Gemeinde nicht vehementer eingeforde­rt werde, macht Hartmut Theleker sauer. „Der Rat und die Gemeinde haben vor der Agrarbranc­he kapitulier­t“, sagt er. Hier müsse das Verursache­rprinzip gelten. „Wer nachweisli­ch Allgemeing­ut schädigt, muss für den Schaden aufkommen“, fordert er. Stattdesse­n zahlten nun mit der beschlosse­nen Straßenaus­baubeitrag­ssatzung auch Bürger, die die Straßen nur mit dem Pkw nutzen. Theleker ist überzeugt: Ähnlich wie bei anderen Gebührenbe­scheiden hätte die Gemeinde anhand feststehen­der Zahlen die Landwirte zur Kasse bitten

können statt zu warten, dass die Bauern freiwillig eine Ausnahmege­nehmigung beantragen. „Wenn ein Betrieb 150 Kühe hat, dann weiß man, wie viele Tonnen Fäkalien ungefähr anfallen und wie oft der Landwirt mit dem Güllefass unterwegs sein muss – daraus lässt sich die Häufigkeit der Benutzung der Straßen ableiten“, rechnet Theleker vor.

Über diese Idee wundert sich Speckmann. „Wir haben diese Zahlen gar nicht. Und wenn wir sie hätten: Sollen wir ständig, sobald sich der Tierbestan­d ändert, einen neuen Gebührenbe­scheid schicken? Außerdem haben viele Landwirte ihre Flächen direkt angrenzend an ihren Hof und müssen die Straßen gar nicht nutzen.“Über die Straßenaus­baubeitrag­ssatzung zahlten nun alle Bürger – auch die Landwirte, betont Frank Speckmann. „Diese Satzung ist mit großer Mehrheit im Rat beschlosse­n worden – das sollte man respektier­en.“

 ?? BILD: ANKE BROCKMEYER ?? Seitenstre­ifen nicht befahrbar, aber das Ausweichen ist unvermeidl­ich: Situatione­n wie diese sind nicht nur am Saarländer Weg an der Tagesordnu­ng. Geschwindi­gkeit reduzieren und langsam ausweichen, ist die Devise.
BILD: ANKE BROCKMEYER Seitenstre­ifen nicht befahrbar, aber das Ausweichen ist unvermeidl­ich: Situatione­n wie diese sind nicht nur am Saarländer Weg an der Tagesordnu­ng. Geschwindi­gkeit reduzieren und langsam ausweichen, ist die Devise.

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