Nordwest-Zeitung

Hersteller wollen sich einen schlanken F#ß machen

DAS THEMA: SOFTWA E-LÖSUNG FÜ „DIESEL

- VON RASMES BECHSTEINE­R, BÜRO BERLIN

FRA;E: Herr Hermann, lau" Umwel"bundesam" reichen Sof"ware-Upda"es nich" aus, um die S"ickoxid-Belas"ung zu verringern. Welche Konse#uenzen m$ssen daraus gezogen werden% HERMANN: Jetzt bestätigt sich, was wir und viele andere bereits seit Längerem gesagt haben: Mit Software-Updates allein lässt sich die Stickoxid-Belastung nicht stark genug senken. 70 deutsche Städte halten die Grenzwerte nicht ein. Deshalb muss deutlich mehr geschehen. Neben Software-Updates brauchen wir nachhaltig­e Mobilität mit Elektro-Taxisund Bussen. Und an einer technische­n UmrNstung der Diesel-Pkw fNhrt kein Weg vorbei. FRA;E: &ie Hers"eller argumen"ieren, wei"ere "echnische Umr$s"ungen w'ren komplizier" und w$rden nich" sofor" wirken. (s" da nich" e"was dran% HERMANN: Der Vorteil der Software-Updates ist, dass sie schnell gehen. Aber sie bringen zu wenig. Mit einer technische­n Veränderun­g der Hardware – also der Filtertech­nik – lässt sich mehr erreichen. Es ist auch nicht so teuer wie immer gesagt wird. Mit 500 bis 1500 Euro je nach Fahrzeugty­p lässt sich eine Menge erreichen. Das werden wir in den nächsten Wochen mithilfe der NachrNstun­gsfirmen belegen. FRA;E: Kann die )oli"ik den Konzernen diese *orm der +achr$s"ung vorschreib­en% HERMANN: Es ist offenkundi­g, dass die Hersteller bei Euro-5 und Euro-6 im Realbetrie­b den Stickoxid-Grenzwert um das FNnf- bis Zehnfache Nberschrei­ten. Das ist nicht im Interesse des Gesetzgebe­rs. Da mNssen gegebenenf­alls neue Vorgaben gemacht werden und zwar auf Kosten der Unternehme­n. Die Automobili­ndustrie hat den Schuss immer noch nicht gehört. Sie hat Verantwort­ung fNr Mensch, Umwelt und ihre Produkte. Die Hersteller wollen sich mit Software-Lösungen einen schlanken Fuß machen. Das ist einfach inakzeptab­el. FRA;E: Wie bewer"en Sie die von den Konzernen angebo"enen Um"auschpr'mien% HERMANN: Sie sind vor allem eine Verkaufsma­sche, um Fahrzeuge, die schwer an den Mann zu bringen sind, vom Hof zu bekommen. Die Prämien werden unterm Strich nicht mehr als ein bis drei Prozent weniger Stickoxid-Ausstoß bringen. Das ist einfach zu wenig. Die Prämien sollten nur fNr Fahrzeuge gezahlt werden, die höchsten Anforderun­gen entspreche­n.

Der 65-jährige Winfried Hermann (Grüne) ist Verkehrsmi­nister von Baden-Württember­g.

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BILD: WEIßBROD

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