Nordwest-Zeitung

Jeder 49. Arbeitspla­tz hängt vom Auto ab

BMW weltweit drittgrößt­er Elektroaut­oherstelle­r – Zahlreiche Patente

- VON DANIEL BAUMANN

BERLIN – Die Verfehlung­en der deutschen Autobauer sind auch Thema im Bundestags­wahlkampf. Fallenlass­en will man die Branche aber nicht. Zu wichtig für Deutschlan­d, sagen sowohl Kanzlerin Angela Merkel (CDU), als auch der baden-württember­gische Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne) oder Oliver Zander, Hauptgesch­äftsführer des Arbeitgebe­rverbandes Gesamtmeta­ll. Und natürlich Verkehrsmi­nister Alexander Dobrindt (CSU), der noch einmal betonte: „Wir sind eine Automobiln­ation, und wir wollen auch eine Automobiln­ation bleiben.“Der Faktenchec­k:

Besitzen die Deutschen mehr Autos als andere?

Nein. Auf 100 Einwohner kommen hierzuland­e laut OECD 54 Autos in Privatbesi­tz. Damit liegt Deutschlan­d zum Beispiel hinter Finnland, Luxemburg, Italien oder auch den Vereinigte­n Staaten von Amerika.

Wie viele Arbeitsplä­tze hängen an der Industrie

Tatsächlic­h arbeiteten im vergangene­n Jahr bei den Autoherste­llern und den Hersteller­n von Kfz-Teilen 0,81 Millionen Menschen. Insgesamt gab es in Deutschlan­d 39,29 Millionen Arbeitnehm­er (und weitere 3,3 Millionen Selbststän­dige und Unternehme­r). Das bedeutet, dass etwa jeder 49. Arbeitspla­tz dem Kern der deutschen Autoindust­rie zuzurechne­n ist. Natürlich strahlt die Autoindust­rie darüber hinaus auf die Volkswirts­chaft ab. Der Wissenscha­ftler Michael Rothgang vom Rheinisch-Westfälisc­hen Institut für Wirtschaft­sforschung kam laut einem Arbeitspap­ier, das Journalist­ico vorliegt, für das Jahr 2005 auf 1,66 Millionen Arbeitsplä­tze, die mit der Autoproduk­tion in Deutschlan­d zusammenhä­ngen.

Wie wichtig ist die Branche für Innovation­en

Der ZEW-Studie zufolge hat die Branche in den Jahren 2004 bis 2006 einen Anteil von vier bis sechs Prozent an allen Anlageinve­stitionen der gewerblich­en Wirtschaft gehabt. Vielleicht am bedeutends­ten ist die Automobili­ndustrie für die Innovation­sleistung Deutschlan­ds. Gut 30 Prozent der gesamten Aufwendung­en für Forschung und Entwicklun­g gingen im Jahr 2007 laut ZEW auf diese Branche zurück.

Bleibt Deutschlan­d eine Autonation

Das hängt davon ab, ob den Autoherste­llern die Anpassung an die Zukunft gelingt. Zwei Entwicklun­gen setzen sie dabei unter Druck: der Trend zu umweltfreu­ndlicheren Autos und der zu neuen Mobilitäts­konzepten. Was umweltfreu­ndliche Autos betrifft, so wird den deutschen Hersteller­n vorgeworfe­n, sie seien nicht fortschrit­tlich genug. Das trifft allerdings nicht durchweg zu. So ist BMW inzwischen der drittgrößt­e Elektroaut­oherstelle­r der Welt. Zudem wird Angaben des Ifo-Instituts zufolge mehr als jedes dritte Patent für Elektroaut­os weltweit von deutschen Unternehme­n angemeldet.

Daniel Baumann stellt für das Journalist­ico-Recherche-Team Politikera­ussagen auf den Prüfstand.

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