Nordwest-Zeitung

Mehr (rävention gegen Islamisten

Ermittler nehmen stärkeren Fokus auf den Rekrutieru­n;sort Internet

- VON MICHAEL EVERS

Die Zahl der Islamisten stei;t rasant. Das <andeskrimi­nalamt will besser vorbeu;en.

NIENBUR; – Die Zahl islamistis­cher Gefährder in Niedersach­sen hat nach Erkenntnis des Landeskrim­inalamtes (LKA) rasant zugenommen. Daher sei im Kampf gegen radikale Islamisten neben einer erhöhten Schlagkraf­t der Polizei auch eine verbessert­e Prävention nötig, sagte der Leiter der Staatsschu­tzabteilun­g des LKA, Siegfried Maetje, am Mittwoch. Allein mit der nach Terroransc­hlägen verbessert­en Ausrüstung und Ermittlung­sarbeit sei die Polizei nicht in der Lage, der Situation Herr zu werden.

„Allein mit repressive­n Maßnahmen werden wir dem Personenpo­tenzial nicht begegnen können“, sagte Maetje auf einer Expertenta­gung der Polizeiaka­demie Niedersach­sen. „Wir müssen die Prävention ausbauen.“Parallel dazu setzten das LKA und andere Polizeibeh­örden in Niedersach­sen verstärkt Islamwisse­nschaftler ein, um Ermittlung­sschritte und Aussagen von Verdächtig­en bewerten zu können. „Dieses Programm bauen wir gerade massiv aus.“

In Niedersach­sen ist die Zahl islamistis­cher Gefährder nach Angaben des Innenminis­teriums auf inzwischen knapp 70 gestiegen, zu Jahresbegi­nn war noch von rund 50

Gefährdern die Rede. Als Gefährder bezeichnen die Sicherheit­sbehörden Menschen, denen sie jederzeit einen Terroransc­hlag zutrauen. Die Zahl der Unterstütz­er liegt bei etwa 30.

Im Anti-Terrorkamp­f nehmen die Sicherheit­sbehörden verstärkt das Internet ins Visier, um die Radikalisi­erung junger Menschen und konkrete Anschlagsp­läne zu stoppen. „Ein IS 2.0 ist in Arbeit, ein virtuelles Kalifat, das jeder Anhänger egal wo auf der Welt erreichen kann, er muss nicht mehr ins Kampfgebie­t nach Syrien oder in den Irak“, sagte Direktor der Polizeiaka­demie Niedersach­sen Dieter Buskohl. Der Glaubenskr­ieg könne online von jedem Ort der Welt vorangetri­eben werden.

Die mit jedem Terroransc­hlag drängender werdende Frage, wie ein Gefährder und sein drohender Schritt zur Tat vorab erkannt werden können, könnten Wissenscha­ftler noch nicht treffsiche­r beantworte­n, sagte Sicherheit­sforscher Martin Kahl von der Universitä­t Hamburg. Welche der im Netz fanatisier­ten Menschen zu Gewalt greifen, könne nicht vorhergesa­gt werden.

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