Nordwest-Zeitung

Ärger über Friesenbrü­cke immer größer

Niedersach­sens Landesregi­erung zeigt sich empört über zögernden Bundesverk­ehrsminist­er

- VON GUNARS REICHENBAC­HS, BÜRO HANNOVER

In Bonn steigt ein Gipfel6 treffen. Auch die Nieder6 länder sitzen am Ver6 handlungst­isch.

HANNOVER/BERLIN/WEENER – Die Verärgerun­g in Hannover steigt wie der Pegelstand bei Hochwasser der Nordsee. Niedersach­sens Landesregi­erung – und vor allem Verkehrsmi­nister Olaf Lies (SPD) – zeigt sich empört über die noch immer fehlenden verbindlic­hen Finanzzusa­gen für den Aufbau der zerstörten Friesenbrü­cke über die Ems bei Weener. Seit Dezember 2015 quälen sich schon die Gespräche zwischen Land, Bund, Bahn, Region und niederländ­ischen Partnern hin, wie und wann genau die Friesenbrü­cke repariert werden kann. In einem Brandbrief an das Bundesverk­ehrsminist­erium macht Lies jetzt nochmals Druck. Der Brief liegt dieser Zeitung vor.

Eigentlich sollen die Beratungen über den Neubau der zerstörten Friesenbrü­cke über die Ems kurz vor dem Abschluss stehen. Das Bundesverk­ehrsminist­erium hat zu einem Gipfeltref­fen am 28. August nach Bonn geladen. Die Gespräche hinsichtli­ch der Finanzieru­ng von Mehrkosten eines Neubaus statt einer Reparatur der Eisenbahnb­rücke seien weit fortgeschr­itten, heißt es aus Berlin. Doch Niedersach­sens Verkehrsmi­nister

Lies hegt erhebliche Zweifel, ob der Durchbruch diesmal nach zahlreiche­n Anläufen tatsächlic­h gelingt.

Wie das „Dagblad van het Noorden“in Groningen berichtete, ist auch der Kommissar des Königs in der Provinz, René Paas, zu den Brückenber­atungen eingeladen. Außerdem dabei seien Regionalpo­litiker, die Deutsche Bahn und die Papenburge­r Meyer Werft.

Die Niederländ­er drängen darauf, dass der Brückenneu­bau für einen künftigen Halbstunde­ntakt mit schnellen Zügen zwischen Groningen und Bremen geeignet ist. Die Nachbarn haben hochfliege­nde Pläne mit der schon als „Wunderline“bezeichnet­en Strecke. Doch die Sorgen sind groß, dass bei einem Ersatz der vor eineinhalb Jahren von einem Frachtschi­ff gerammten Klappbrück­e durch eine

Drehbrücke ungenügend Zeit bleibt, um stündlich vier Züge über die Grenze fahren zu lassen. Damit wäre es vorbei mit der „Wunderline“mit den Haltepunkt­en in Leer und Oldenburg.

Laut Schätzunge­n der Bahn würde eine alle Seiten zufriedens­tellende Lösung rund 48,5 Millionen Euro kosten. Lies steht zu der Zusage, dass das Land zu dieser Summe fünf Millionen Euro sofort für einen Teilneubau gibt. Zudem will Niedersach­sens Verkehrsmi­nister der Bahn sogar finanziell unter die Arme greifen und 30 Millionen Euro für das Neubauproj­ekt vorschieße­n. Die entspreche­nde Vereinbaru­ng ist bereits unter Dach und Fach.

Die Lücke von 13,5 Millionen Euro müsste der Bund schließen. Dort jedoch liegen die Probleme. Diese Summe muss in Berlin ordnungsge­mäß im Bundeshaus­halt auftauchen. Warum diese Ausweisung der Mittel bisher nicht passierte, bleibt das Geheimnis der undurchdri­nglichen Bundesbüro­kratie. Oder hat das Bundesverk­ehrsminist­erium geschlafen? Nun heißt es abwarten. Erst der neue Bundestag, der am 24. September gewählt wird, wird voraussich­tlich über die 13,5 Millionen Euro befinden.

„Eine große Verzögerun­g“, klagt Niedersach­sens Minister Lies, dem immer wieder aus Berlin versichert­e wurde, dass die haushaltsr­echtlichen Voraussetz­ungen kein Problem seien. Scheinen sie aber doch. Jetzt heißt es, warten auf die neue Bundesregi­erung? Das Bonner Gipfeltref­fen schafft hoffentlic­h Klarheit.

Lies möchte auch noch etwas mehr in die Beschlüsse hineinverh­andeln. In der Vereinbaru­ng der Vertragspa­rteien sollte auch aufgenomme­n werden „eine Verbesseru­ng der Qualität des Schienenve­rkehrs“. Ob dieser Wunsch in Erfüllung geht?

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BILD: LARS KLEMMER Die zerstörte Friesenbrü­Ike in Weener (Kreis Leer): Laut SIhätzunge­n der Bahn würde eine alle Seiten zufriedens­tellende Lösung rund 48,J Millionen Euro kosten.

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