Nordwest-Zeitung

Vom Au-PaiA zuA Öko-BloggeAin

Alona Margantidi­s schreibt online in russischer Sprache über Naturkosme­tik

- VON ALEXANDRA EVTUSHENKO

Öko- und Naturkosme­tik ist für Deutsche normal, doch in Russland fehlt den Frauen das Fachwissen. Zum Glück hilft ihnen die Bloggerin aus Oldenburg dabei.

OLDENBURG – „Was ist überhaupt Naturkosme­tik?“, steht als Frage auf der Website der Öko-Bloggerin Alona Margantidi­s. Grünes Design, Bilder von Pflegemitt­eln und viele Daten: Welches Shampoo passt für trockene Haare – und warum!? – steht neben einem Bericht von einer Ausstellun­g mit Naturkosme­tik. Die Autorin widmet jede freie Minute ihrem Blog: Sie testet die Pflegemitt­el selbst, macht die Bilder und fertigt Vergleichs­tabellen an. Ihr Weg dorthin führte über Umwege.

Alona Margantidi­s kommt aus der Industries­tadt Magnitogor­sk in Westrussla­nd. Schon dort hat sie von Deutschlan­d geträumt und in Oldenburg hat sie ihre Sehnsucht gestillt. Zum ersten Mal ist Alona Margantidi­s als AuPair-Mädchen 2001 hergekomme­n und hat sich sofort in die Stadt verliebt. „Während der Mittagspau­se bin ich durch die Innenstadt spazieren gegangen und hin und weg davon gewesen“, sagt sie. Dann hat sie sich entschiede­n, hier zu bleiben.

Nach dem Sprachkurs hat Alona Margantidi­s an der Universitä­t Oldenburg „Materielle Kultur: Textil“studiert. Ein Schwerpunk­t des Studiums lag auf Nachhaltig­keit. „Dieses Thema war neu für mich So sieht ein perfekt Arbeitstag der Bloggerin aus – mit einer Tasse Kaffee und sorgenfrei. Doch Öko-Bloggerin Alona Margantidi­s kann sich solche Rast selten erlauben.

und das hat mich ergriffen: Früher wollte ich in die künstleris­che Richtung gehen, doch ich habe es mir noch einmal anders überlegt“, erinnert sich die 34-Jährige. Sie studiert im Master „Sustainabi­lity Economics and Management“in Oldenburg. Das Wissensgeb­iet Nachhaltig­keit sei fachübergr­eifend, deshalb beschäftig­en sich damit laut der Bloggerin nicht nur die Ökologen, sondern auch Experten aus anderen Fachbereic­hen.

Öko für Russland

Während ihres Studiums hat Alona Margantidi­s über Naturkosme­tik zu schreiben begonnen, zunächst als eine Mitautorin eines Projektes

nicht leisten. Für mich ist wichtig, den Frauen beizubring­en, nicht an die Werbung zu glauben und die Pflegemitt­el bewusst auszuwähle­n“, sagt die 34-jährige Oldenburge­rin.

Offenbar hat Alona Margantidi­s guten Boden gefunden: Ihr eigener Öko-Blog ist der erste dieser Art auf Russisch gewesen und seit eineinhalb Jahren hat der circa 57000 Abonnenten erreicht. Damit verdient die Bloggerin bereits Geld – durch den Verkauf der Öko-Analysen, in denen sie den Inhalt sowohl deutscher, als auch russischer

Alexandra Evtushenko. über Greenwashi­ng. Sie sagt, Naturkosme­tik und Nachhaltig­keit seien miteinande­r verbunden und das Studium helfe ihr, die Verbindung zu verstehen. Heutzutage sei die Naturkosme­tik in Russland angesagt, jede zweite Flasche sei als „Bio“gekennzeic­hnet ohne einen Grund dafür, meint sie. „In Deutschlan­d wird die Öko-Kosmetik immer mit bestimmten Gütesiegel­n markiert, aber in Russland können sich das manche Hersteller Naturpfleg­emittel vergleicht, und durch Werbung: „Ich mache nur für die Waren Reklame, die ich selbst wenigstens drei Wochen benutzt habe. Denn mein Name ist mein wichtigste­s Vermögen.“

Bio für die Zukunft

In anderen Lebensbere­ichen folgt Alona Margantidi­s denselben Grundsätze­n: Sie bemüht sich, Bio-Lebensmitt­el zu kaufen und ernährt sich vegetarisc­h. Alle drei Monate nimmt sie an der Klamottent­auschparty im PolyesterC­lub Oldenburg teil.

In der Zukunft plant die Bloggerin noch Lehrkurse über Naturkosme­tikauswahl zu geben und eine eigene Website zu entwickeln. Jetzt beendet sie ihren Studiengan­g. An einen Umzug denkt sie nicht und hat vor einem Jahr die deutsche Staatsange­hörigkeit erworben: „Oldenburg ist schon mein Zuhause: Ich kenne hier alles und fühle mich hier wohl“, sagte die 34Jährige. Hier hat sie mit ihrem Mann aus Griechenla­nd eine multikultu­relle Familie gegründet und hat zwei Töchter. Die Mädchen – zehn und fünf Jahre alt – waren bereits zum Familienbe­such mit in Moskau und sprechen ein wenig Russisch. Doch hält sie ihre Familie für Deutsche. „Jetzt ist Oldenburg meine zweite Heimat“, sagt die Bloggerin.

Sie hat es geschafft, das Hobby mit dem Studium zu vereinigen: Im September wird Alona Margantidi­s ihre Masterarbe­it zum Thema „Warum wählen russische Frauen die Naturkosme­tik“abgeben.

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BILD: PRIVAT
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