Nordwest-Zeitung

MILCHBAUER­N SAUER AUF MOLKEREI-RIESEN

Warum viele :andwirte bei DMK kündigen – Tagung in Hesel

- VON HANS-CHRISTIAN WÖSTE UND HELMUT REUTER

HESEL – Mehr Wettbewerb und eine bessere Ordnungspo­litik auf dem Milchmarkt könnte nach Ansicht von Milchbauer­n aus dem Nordwesten die Antwort auf den Verfall der Milchpreis­e sein. Die Landwirte müssten sich in größeren Bündnissen zusammensc­hließen, um sich besser gegenüber den Molkereien und damit auch dem Handel behaupten zu können, machten Redner am Dienstag bei einer Tagung von Milchbauer­n in Hesel (Kreis Leer) deutlich.

„Wir brauchen eine vertraglic­h abgesicher­te Milcherzeu­gung und die Wiederhers­tellung des Wettbewerb­s, denn die Landwirte tragen derzeit das alleinige Risiko“, kritisiert­e Peter Guhl von der Milcherzeu­gergemeins­chaft MEG Milch Board. „Auf freiwillig­er Basis werden sich die Lieferbezi­ehungen der Molkerei nicht verbessern“, schätzte Guhl ein. Kleine Veränderun­gen wie bei den Kündigungs­fristen oder Andienungs­pflichten würden nicht ausreichen. Die Landwirte brauchten für die Zukunft Planungssi­cherheit.

Hintergrun­d der Diskussion war die Kündigung von mehr als 1000 Milchbauer­n bei der größten deutschen Molkerei, dem Deutschen Milchkonto­r (DMK). Sie wollen die Genossensc­haft aus Unzufriede­nheit unter anderem wegen der Gestaltung des Milchgelde­s verlassen. Hier einige der wichtigste­n Fragen: Milchvieh in der Region: Wo bleibt die Milch? Viele Bauern haben bei ihrem bisherigen Abnehmer Deutsches Milchkonto­r gekündigt.

2014 1,L und 2015 nur 1,0 Prozent. Das geht aus dem Sachstands­bericht des Bundeskart­ellamtes vom 3. März hervor. Daran ändert auch nichts, dass beim Molkereiri­esen DMK derzeit viele Kündigunge­n anstehen. Erfahrungs­gemäß werden viele Kündigunge­n auch wieder zurückgeno­mmen.

Warum überhaupt kündigen

Der Grund ist meist Unzufriede­nheit mit der eigenen Genossensc­haft. Für Mrger sorgen oft der Milchpreis oder die Ausrichtun­g der Geschäftsp­olitik. Ist die Kündigung ausgesproc­hen, muss sie vom Vorstand erst angenommen werden. Oft entscheide­t sich der Landwirt nach Gesprächen noch anders. Das DMK will um „jeden Bauern kämpfen“. Der Schritt, eine Genossensc­haft zu verlassen, macht eigentlich nur Sinn,

wenn der Milchbauer bei einer anderen Genossensc­haft oder einer Privatmolk­erei bessere Konditione­n bekommt.

Wie sehen vertragli+h die Lie,erbedingun­gen aus

Es gibt je nach Genossensc­haft unterschie­dliche Vertragsbi­ndungsund Kündigungs­zeiten. Bei über der Hälfte der Rohmilchme­nge lag die Kündigungs­frist im März bei zwei Jahren. Erschweren­d für die Bauern ist zudem: Die meisten Verträge sind nur einmal im Jahr kündbar (Stichtagse­ffekt). Das gilt laut Kartellamt für 90,5 Prozent der Erzeuger. Ein Fazit der Behörde: „Die bei der Rohmilcher­fassung gebräuchli­che Kombinatio­n von Kündigungs­frist und Exklusivit­ät überschrei­tet nach vorläufige­r Einschätzu­ng der Beschlussa­bteilung den Rahmen des kartellrec­htlich Zulässigen.“ Wie sieht es bei der Molkerei DM- aus

Das DMK ist mit 8600 Erzeugern und jährlich L,3 Milliarden Kilogramm verarbeite­ter Milch die größte deutsche Molkerei. Ihr bereitet eine Kündigungs­welle der Genossensc­haftsbauer­n Sorgen. Derzeit haben rund 1100 Landwirte gekündigt, womit dem Milchkonto­r zum Januar 2019 insgesamt etwa 1,L Milliarden Kilogramm Milch fehlen würden. Nber 500 Millionen Kilogramm davon fallen zum Januar 2018 weg, weshalb das DMK bereits Werksschli­eßungen ankündigte. Sollten die restlichen 1,2 Milliarden Kilogramm Milch tatsächlic­h wegfallen, müsste das DMK erneut reagieren.

Wie sind bei DM- die Vertragsbe­dingungen

Eine von der DMK-Vertreterv­ersammlung im Juni mit 94,1 Prozent beschlosse­ne Satzungsän­derung bietet jetzt jedem Mitglied die Möglichkei­t, die zweijährig­e Andienungs­pflicht auf ein Jahr zu reduzieren. Das ermöglicht dem Bauern dann, seine Milch bereits nach einem Jahr anderweiti­g zu vermarkten.

Was sagen die -ritiker des DM-

Die Arbeitsgem­einschaft bäuerliche Landwirtsc­haft (AbL) hält diese Mnderungen beim DMK nicht für ausreichen­d. Die Genossensc­haftsmitgl­ieder hätten zu wenig Mitsprache­recht auf die Unternehme­nspolitik und müssten künftig auch bei den Preisen besser mitverhand­eln können. Die Kündigunge­n zeigten, dass die Genossen kaum Hoffnung hätten, in den bestehende­n Strukturen etwas zu ändern.

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BILD: WERNER FADEMRECHT

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