Nordwest-Zeitung

Auf Zielgerade

- VON ANDREAS HERHOLZ, BÜRO BERLIN

Angela Merkel scheint einmal mehr nicht zu fassen – die Bundeskanz­lerin lässt sich nicht aus der Reserve locken und alles an sich abperlen, gibt sich keine Blöße und absolviert auch ihren traditione­llen Sommer-Auftritt in der Bundespres­sekonferen­z souverän und unspektaku­lär. Die CDU-Vorsitzend­e ist auf der Zielgerade­n in Richtung Bundestags­wahl. Und glaubt man den Meinungsfo­rschern und ihren Umfragen, liegen Merkel und die Union dreieinhal­b Wochen vor der Bundestags­wahl fast uneinholba­r vorn.

Mag die Art und Weise der Kanzlerin, Wahlkampf zu führen, ihren Herausford­erer und SPD-Kanzlerkan­didaten Martin Schulz und seine Partei auch auf die Palme bringen, so ist sie jedoch bisher weiter erfolgreic­h. Je mehr sich Schulz & Co. ereifern, der Regierungs­chefin Abgehobenh­eit und Langeweile vorwerfen, desto ruhiger scheint diese zu werden. Pragmatisc­h, nüchtern und unaufgereg­t präsentier­t sich Merkel nach zwölf Jahren Kanzlersch­aft als erfahrene Krisenmana­gerin und Fels in der Brandung.

Angesichts der Unsicherhe­iten in einer unruhigen Welt auf der einen Seite und der wirtschaft­lich guten Lage in Deutschlan­d auf der anderen haben nicht wenige Menschen hierzuland­e mit Blick auf die europäisch­en Nachbarn und andere Regionen das Gefühl, dass es ihnen gut geht. Eine Situation, in der man nicht unbedingt zu einem Wechsel und einem Risiko neigt.

Wir haben viel erreicht, aber es gibt noch viel zu tun, lautet Merkels Botschaft. Dabei bleibt sie ein ums andere Mal äußerst vage, wenn es um die genauen Pläne für die Zeit nach der Bundestags­wahl geht. Ob Diesel-Affäre oder Flüchtling­spolitik, die Wählerinne­n und Wähler werden einmal mehr vertröstet.

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