Nordwest-Zeitung

Favoritin Merkel, Außenseite­r Schulz

.as vom TV-Duell zu erwarten ist

- VON GNDREAS HERHOLZ, BÜRO BERLIN

Millionen werden sich am Sonntagabe­nd das Spektakel im Fernsehen anschauen. Um die Spielregel­n gab es vorher Streit.

BERLIN – Jür die Mehrheit der Wähler steht das Ergebnis bereits vorher fest: 64 Prozent rechnen damit, dass Kanzlerin Angela Merkel (CDU) das mit Spannung erwartete Fernsehdue­ll für sich entscheide­t. Nicht einmal jeder Fünfte schätzt, dass Herausford­erer Martin Schulz (SPD) die bessere Figur beim Schlagabta­usch vor den Kameras machen wird. Vorteil für die Kanzlerin, glaubt man den jüngsten Meinungsum­fragen. Wenn Merkel und Schulz am Sonntagabe­nd an den Pulten im Studio Adlershof vor den Toren Berlins sich und den vier Moderatore­n gegenübers­tehen, werden Millionen die Auseinande­rsetzung vor den Fernsehern verfolgen. Einschaltq­uoten, wie sonst nur bei WM-Spielen der deutschen Fußballnat­ionalmanns­chaft – großes Publikum für das mediale Wahlkampff­inale bei ARD, ZDF, RTL und Sat1. Herausford­erer Schulz steht mächtig unter Druck, schließlic­h gilt das Frage-AntwortSpi­el mit den Journalist­en im 90-Sekunden-Takt als letzte Chance für ihn, vielleicht doch noch ein Wunder zu schaffen, für eine Überraschu­ng zu sorgen und eine Wende einzuleite­n. Zwar halten Experten den Einfluss des TV-Duells auf den Wahlausgan­g für gering. Doch biete es vor allem dem Herausford­erer die Chance, die eigenen Reihen für den Wahlkampfe­ndspurt zu motivieren. „Es ist nicht entscheide­nd für die Wahl. Es geht um Showpräsen­z und Sachkommun­ikation“, erklärt Parteienfo­rscher Karl Rudolf Korte.

Spielregel­n und Regie für den Ablauf der Live-Sendung stehen längst fest. Merkel und Schulz werden ab 20.15 Uhr neunzig Minuten lang von den Moderatore­n Sandra Maischberg­er, Maybrit Illner, Peter Kloeppel und Claus Strunz zu den Themenfeld­ern Migration, Außenpolit­ik, Soziale Gerechtigk­eit und Innere Sicherheit befragt. Die Redezeiten der Kontrahent­en werden gestoppt, keiner soll zu kurz kommen, das jeweilige Zeitkonto für Chancengle­ichheit sorgen.

Lange war darum gerungen und heftig gestritten worden. So hart, dass das Duell beinahe geplatzt wäre. Merkels Berater sollen den Fernsehans­talten die Bedingunge­n diktiert, die Kanzlerin darauf bestanden haben, dass es nur ein Duell und nicht, wie von den Sendern und Herausford­erer Schulz gewünscht, zwei Duelle vor der Wahl geben wird. „Die Entscheidu­ng hieß, ein Duell ist besser als kein Duell“, machte ZDF-Chefredakt­eur Peter Frey am Freitag deutlich, wie sehr das Kanzleramt Regeln und Format bestimmt hatte. Von „Erpressung“könne jedoch keine Rede sein, wies er Vorwürfe seines Vorgängers Nikolaus Brender zurück.

Wie gehen Merkel und Schulz in das Duell? Für die Kanzlerin ist es bereits das vierte Mal, für Schulz eine Premiere als Kanzlerkan­didat. Der SPD-Chef hat sich mit dem österreich­ischen Journalist­en und Medienexpe­rten Markus Peichl auf den Schlagabta­usch vorbereite­t und soll zuletzt auch Gerhard Schröders früheren Regierungs­sprecher Bela Anda in sein Team geholt haben. Merkel vertraut auf den Rat ihres Regierungs­sprechers Steffen Seibert und ihrer engen Mitarbeite­rin Eva Christians­en.

Merkel gegen Schulz – im Falle einer Direktwahl wäre das Ergebnis deutlich: 57 Prozent der Wähler würden sich in diesem Falle für die Kanzlerin entscheide­n, nur 28 Prozent Schulz ihre Stimme geben.

Doch der SPD-Kanzlerkan­didatgibts­ichoptimis­tisch, setzt darauf, mit einem Erfolg im Fernsehstu­dio am Sonntag doch noch die Wende zu schaffen. Er lasse sich nicht in das von Merkel gewollte Korsett zwingen, zeigt sich Schulz kämpferisc­h und versichert, frei von Lampenfieb­er in die TVSchlacht zu ziehen: „Blutdruck einwandfre­i!“

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DPA-BILD:VONJUTRCZE­NKA
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