Baraou rettet deutsche WM-Bilanz
Oberhausener erkämpft sich Bronze – Kubaner dominieren in Hamburg
HAMBURG – Bei der Siegerehrung durch Hamburgs Ersten Bürgermeister Olaf Scholz konnte Abass Baraou schon wieder lächeln, wenn auch fast unmerklich. Der Tränenstrom nach seiner Halbfinalniederlage war getrocknet, WM-Bronze im Weltergewicht zumindest im Ansatz als sportlicher Erfolg akzeptiert.
Auch Ex-Weltmeister und einstige Superstars wie Wladimir Klitschko, Henry Maske und David Haye spendeten dem erfolgreichsten deutschen Boxer dieser Welttitelkämpfe Beifall. Baraou war beeindruckt: „Das wird mir zusätzlich helfen, mein Ergebnis
in den kommenden Tagen zu verarbeiten. Immerhin ist mir schon klar, dass ich in meiner Gewichtsklasse der Drittbeste in der Welt bin.“Und damit das neue Gesicht der deutschen Amateurboxer auf ihrem Weg zu den Olympischen Spielen 2020 in Tokio. Was der Oberhausener zu leisten imstande ist, hatte er bereits im Juni unter Beweis gestellt, als er bei den Europameisterschaften im ukrainischen Charkiw die Goldmedaille gewonnen hatte.
Mit seinem dritten Platz in Hamburg sorgte der 22-jährige Fachabiturient dafür, dass die Gastgeber bei ihrer dritten Heim-WM nach 1982 in München und 1995 in Berlin nicht komplett leer ausgingen. Immerhin erreichten sechs von zehn deutschen Boxern das Viertelfinale, diese Hürde allerdings vermochte nur noch Baraou zu überspringen.
Die Stars von einst beklatschten aber nicht nur Baraou, sie staunten auch über den Leistungsstand bei den sogenannten „Amateuren“. „Es gab eine Menge tolle und vor allem auch ausgeglichene Kämpfe“, sagte Maske, Olympiasieger 1988 in Seoul. Klitschko, der in Atlanta olympisches Gold erkämpft hatte, schwärmte von „unendlich vielen Talenten, die ihren Weg machen werden“.
Gemeint waren die Boxgiganten aus Kuba. Von neun Startern erreichten sieben die Endkämpfe, fünf gewannen ihre Finals. „Sie verstehen das Boxen so gut wie niemand anders auf der Welt“, sagte ExChampion Haye, der Brite hat im Spätherbst seiner Karriere einen kubanischen Trainer in sein Team geholt.