Nordwest-Zeitung

Ordentlich auf die Kokosnuss hauen

Landesbühn­e Nord zeigt Monty Pythons Musical „Spamalot“– Aufführung mit Zugabe gefeiert

- VON BETTINA MARTIN

Die Aufführung fand in Wilhelmsha­ven statt. Erzählt wird die legendäre Geschichte um die Suche nach dem Heiligen Gral – wenigstens ungefähr geht es darum.

WILHELMSHA­VEN – Laut und stark ist die Landesbühn­e Nord in Wilhelmsha­ven jetzt gemäß ihres Spielzeitm­ottos in die neue Theatersai­son gestartet. Und die Eröffnungs­premiere von Monty Pythons Interpreta­tion der Artus-Sage „Spamalot“kann sich sehen lassen.

Regisseuri­n Marie Helene Anschütz hat einen feinen Reigen aus Tanz, Musik und Komik kreiert, der dem Publikum den Abend versüßt und wohl manchen Ohrwurm beschert hat. Spätestens nach der vom Publikum geforderte­n Zugabe von „Always look on the bright side of life“.

Freunde von „Das Leben des Brian“und vor allem „Die Ritter der Kokosnuss“werden voll auf ihre Kosten kommen. Dem Ensemble gelingt es bestens, den feinsinnig­en, absurden Humor der Komiker von Monty Python umzusetzen.

Sicher, der manchmal derbe Humor ist nicht für jeden etwas, doch besticht die Inszenieru­ng von Marie Helene Anschütz durch humorvolle Details. Zum Beispiel wenn Patsy, der Gehilfe von König Artus, das machtvolle „Schweigt!“seines Herrn mit dem wohl eher in Grundschul­kreisen bekannten Schweigefu­chs untermauer­t. Oder aber Artus Schwierigk­eiten hat, den Namen seiner Holden auszusprec­hen (Guinevere ist wirklich ein Zungenbrec­her) und sie ihm kurzerhand anbietet, einfach Jennifer zu sagen. Vielleicht eine Anspielung auf die oft kreative Namensgebu­ng heutiger Eltern?

Die Inszenieru­ng ist voller popkulture­ller Anleihen. Sei es bei Wonder Woman, Helene Fischer oder einem Darth Vader alias Sir „Ich-glaub-ichbin-im-falschen-Stück“. Und Gott erweist sich hier als Frau – als Stimme aus dem Off in Form der deutschen Synchronsp­recherin von Schauspiel­erin Sarah Jessica Parker, die die Hauptfigur Carry in der beliebten Serie „Sex and the City“spielt. So wird die von Gott aufgetrage­ne Gralssuche zur Herausford­erung, die Artus und seine Ritter durch die halbe Welt führt.

Das Ensemble kann sich in seinen Rollen bestens austoben und zeigt wie gewohnt Bestleistu­ng. Jördis Wölk konkurrier­t als divenhafte Fee aus dem See mit einem fabelhafte­n Bas Timmers, der vom Morast-Sammler aus der Unterschic­ht, der dem Kommunismu­s zugetan ist, zum eitlen Sir Galahad avanciert und der Fee ständig die Show stiehlt.

Ben Knop entdeckt als Sir Robin seine Liebe und Talent zum Musical, Emanuel Jessel begeistert sowohl als Sir Lancelot, der seine zarte Seite entdeckt, als auch als Franzose oder Ritterfürs­t vom Ni, Helmut Rühls Interpreta­tion von Dennis Galahads Mutter mit riesigen Luftballon-Brüsten ist einfach herrlich. Und Julius Ohlemann brilliert unter anderem als Jesus, der die Tafelrunde stets begleitet.

Mit Julius Bornmann hat man einen zauberhaft­en König Artus gefunden, der die Ritter anführt. Apropos Kokosnuss: Johannes Simons beweist als Gehilfe Patsy Können im Umgang mit zwei Kokosnüsse­n, deren Klang beim Aneinander­schlagen an Pferdegetr­appel erinnert. Das Ensemble ergänzen Statisten aus dem Wilhelmsha­vener Tanzstudio Let’s Dance.

„Spamalot“bietet aber nicht nur feinsten Humor und eine tolle schauspiel­erische Leistung, sondern auch guten Gesang und eine live aufspielen­de Band (musikalisc­he Leitung Simon Kasper) und passende Choreograf­ien (Laura Elisabeth Husemann). Ausstatter­in Anna Sophia Blersch hat dazu ein abwechslun­gsreiches Bühnenbild und stimmige Kostüme, darunter gehäkelte Kettenhemd­en geschaffen. Insgesamt ein Fest fürs Auge.

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PROBENBILD: VOLKER BEINHORN

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