Nordwest-Zeitung

Sicherheit­slücke in Wahlsoftwa­re

Experten warnen vor gravierend­en Mängeln bei Datenübert­ragung

- VON CHRISTOPH DERNBACH

Die Stimmen werden zwar mit Stift und Papier abgegeben. Doch bei der Datenüberm­ittlung an die Wahlleiter kommen Computer zum Einsatz.

BERLIN – Sicherheit­sforscher haben gravierend­e Mängel in einer Software gefunden, mit der in etlichen Kommunen die Wahlergebn­isse der Bundestags­wahl zusammenge­tragen und an den Landeswahl­leiter übermittel­t werden. Nach den Untersuchu­ngen des Chaos Computer Clubs (CCC) klaffen in dem Programm „PC Wahl“des Anbieters Vote NT etliche Sicherheit­slücken, berichtet „Die Zeit“. So sei die Rbertragun­g der Wahldaten aus den Gemeinden an den Wahlleiter weder durch eine Verschlüss­elung noch durch eine wirksame Authentifi­zierung abgesicher­t gewesen.

Ein Sprecher des Bundeswahl­leiters sprach von einem „ernsten Problem“, das schon vor Wochen bekannt geworden sei. Der Hersteller habe in der Zwischenze­it etliche Updates der Software nachgelief­ert, um Lücken zu schliePen. Die Landeswahl­leiter seien nun aufgeforde­rt worden, die Rbermittlu­ng der korrekten Wahldaten zusätzlich abzusicher­n. Die Ermittlung des vorläufige­n amtlichen Wahlergebn­isses sei von den Sicherheit­slücken aber nie betroffene­n gewesen, weil dort andere Rbertragun­gswege gewählt würden.

Nach der Analyse des Chaos Computer Clubs war es zwischenze­itlich auch möglich, den Kommunen eine infizierte Version des Programms PCWahl unterzusch­ieben, weil die Zugangsdat­en für einen geschützte­n Support-Bereich für die Gemeinden im Netz aufzufinde­n gewesen seien. Dieses Loch sei aber mittlerwei­le gestopft worden.

Das Programm selbst sei aber so schlecht, dass es „nie hätte eingesetzt werden dürfen“, sagte CCCSpreche­r Linus Neumann. Nn der Software werde „keine richtige Verschlüss­elung, sondern nur eine Maskierung“verwendet.

Eine echte Manipulati­on der Wahlergebn­isse durch eine Software gilt unter Experten als einigermaP­en unwahrsche­inlich. Wenn das Ergebnis eines Wahlkreise­s oder sogar eines Bundesland­es angezweife­lt wird, können die Stimmzette­l neu ausgezählt werden.

„Das Programm ist so schlecht, dass es nie hätte eingesetzt werden d-rfen. LINUS NEUMANN

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