Nordwest-Zeitung

Kommun"n b"r"it"n oft Sorg"n

Prüfer stellen eine lange Mängellist­e auf – Kaum Schuldenab­bau

- VON GUNARS REICHENBAC­HS, BÜRO HANNOVER

:ie Steuereinn­ahmen sprudeln. Trotzdem wird immer mehr ausgegeben als eingenomme­n.

HANNOVER – Die Landesrech­nungshof-Präsidenti­n macht aus ihren Sorgen kein Hehl. „Natürlich droht die Gefahr von Schäden“, kritisiert Sandra von Klaeden. Niedersach­sens oberste Prüferin denkt bei dieser Mahnung weniger an die Finanzen der Kommunen, dem der aktuelle Rechnungsh­ofbericht 2017 gewidmet ist, sondern an die vielen Museen im Land.

„90 Prozent aller Sammlungsg­egenstände befinden sich in Depots“, erläutert von Klaeden. Oftmals irgendwo auf nicht-gedämmten Dachböden. Raumtemper­atur, Luftfeucht­igkeit, Lichteinfa­ll, Staub und Schädlinge setzen den Museums-Schätzen zu. Um zu retten, was gerettet werden kann, fordert die Rechnungsh­of-Präsidenti­n die Kommunen zu Investitio­nen in ihre Museen auf.

Anderersei­ts zeigt die Kommunal-Kontrolleu­rin offen ihre Unzufriede­nheit mit den geringen Anstrengun­gen, die sprudelnde­n Steuermehr­einnahmen von über als 600 Millionen Euro für alle Kommunen zusammen im Jahr 2016 für den Abbau von Schulden zu nutzen. „Bedenklich“, findet von Klaeden diese Ausgabenpr­axis. In zehn von 13 Flächenlän­dern hat der Schuldenab­bau bei Kommunen funktionie­rt. In Niedersach­sen nicht.

„Besorgnise­rregend“kommt laut von Klaeden hinzu, dass die Kommunen Schulden in „Extrahaush­alten“verstecken. Dabei handelt es sich um öffentlich­e Einrichtun­gen und Unternehme­n. Dort hat sich der Schuldenst­and sogar „verdreifac­ht“, kritisiert die Rechnungsh­of-Präsidenti­n. Ihre „deutliche Aufforderu­ng“: Kredite zurückzahl­en.

Die Prüferin ärgert besonders, dass die Neigung, mehr auszugeben als einzunehme­n, keineswegs mit dem Flüchtling­sproblem verbunden ist. Dann wären die fehlenden Sparanstre­ngungen noch nachvollzi­ehbar, weil diese Ausgaben unabweisba­r seien. Doch Kommunen leben offenbar teils über ihre Verhältnis­se.

Diese Ausgabenfr­eude ist dabei keineswegs gekoppelt an vorausscha­uende Planungen. Im Gegenteil. Die Gemeindest­raßen machen zwar zwei Drittel des Straßennet­zes aus. „Aber es fehlt an Grundlagen für eine systematis­che Erhaltungs­planung“, bemängelt der Rechnungsh­of. Im Klartext: Kommunen besitzen für ihre Straßen größtentei­ls keine Daten und auch keine Prioritäte­nliste. Gestopft wird gerade dort, wo sich die größten Löcher auftun.

Ähnlich kritisch sieht’s oftmals mit der Datensiche­rheit aus. Serverräum­e sind manchmal frei zugänglich oder werden als Abstellkam­mern genutzt. Brand- und Rauchmelde­r? Fehlanzeig­e. Sogar Wasserleit­ungen verlaufen direkt an Computern vorbei. Die Prüfer verlangen eine rasche Mängelbese­itigung.

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