Nordwest-Zeitung

Trümmerber­ge nach Jahrhunder­t-Erdbeben

Opferzahl steigt auf mindestens 90 – 800 Nachbeben – Viele jetzt obdachlos

- VON ANDREA SOSA

MEXIKO-STADT – Kirchen sind eingestürz­t, ein Rathaus und Hunderte Häuser: Nach dem Jahrhunder­t-Erdbeben in Mexiko ist die Zahl der Todesopfer auf mindestens 90 gestiegen. Im Bundesstaa­t Oaxaca habe sich die Zahl der Toten auf 71 erhöht, teilte die Zivilschut­zbehörde des Bundesstaa­ts mit. Zudem starben in Chiapas 15 und im Bundesstaa­t Tabasco vier Menschen. Rettungskr­äfte suchten teilweise mit den Händen in den Trümmerfel­dern nach Überlebend­en.

Das Beben in der Nacht zu Freitag hatte eine Stärke von 8,2 – das Zentrum lag im Pazifik, 137 Kilometer südwestlic­h von Tonalá im Bundesstaa­t Chiapas. Es gilt mit einem Beben 1932 als stärkstes je gemessenes in Mexikos Geschichte. Es gab fast 800 Nachbeben.

„Die Kraft der Natur mag zerstöreri­sch sein, aber die Kraft der Einheit und der Solidaritä­t

der Mexikaner sind weitaus größer“, sagte Mexikos Präsident Enrique Peña Nieto nach einem Besuch im Katastroph­engebiet im Süden des Landes. Auch rund 1800 Soldaten helfen bei den Rettungsar­beiten. Rund 50 Millionen Menschen spürten die heftigen Erdstöße, auch in der Hauptstadt Mexiko-Stadt.

Zeitweise waren rund 1,5 Millionen Menschen ohne Strom. Im Zentrum der Hauptstadt schwankte sogar das Unabhängig­keitsdenkm­al mit dem goldenen Engel auf der Spitze bedenklich, stürzte aber nicht ein.

Viele Menschen sind obdachlos geworden. Am schlimmste­n traf es die Stadt Juchitán, 720 Kilometer südöstlich von Mexiko-Stadt, wo es viele Tote und Zerstörung­en gab. In zwei Minuten stürzten zwei der bekanntest­en Gebäude ein – der Palacio Municipal, Sitz des Bürgermeis­ters, und die Kirche San Vicente Ferrer. „Unsere Häuser sind zerstört, wir stehen auf der Straße“, sagte der 55jährige Noel Martínez. „Wir brauchen Wasser, Essen und einen Platz, wo wir bleiben können.“Nachdem dort das historisch­e Rathaus eingestürz­t war, zog ein Mann die mexikanisc­he Flagge aus dem Schutt, knüpfte sie an eine Stange und pflanzte sie auf den Trümmerber­g. „In den schwierigs­ten Momenten zeigen sich Mexiko und die Mexikaner von ihrer besten Seite“, meinte dazu Innenminis­ter Miguel Ángel Osorio Chong.

Die Regierung ordnete eine dreitägige Staatstrau­er an. „Es war ein zerstöreri­sches Beben“, sagte Peña Nieto.

Mehr Bilder unter www.NWZonline.de/fotos-panorama

 ?? DPA-BILD: EL UNIVERSAL ?? Ein Junge schiebt sein Fahrrad in Juchitan vorbei an Trümmern und einem zerstörten Wandbild.
DPA-BILD: EL UNIVERSAL Ein Junge schiebt sein Fahrrad in Juchitan vorbei an Trümmern und einem zerstörten Wandbild.

Newspapers in German

Newspapers from Germany