Nordwest-Zeitung

Balljunge überlistet Bayern-Abwehr

Hoffenheim schlägt München mit 2:0 – Kritik an Ancelottis Aufstellun­g

- VON ALEXANDER SARTER

Der Junge am Spielfeldr­and reagierte schneller als die Münchner. Die müssen am Dienstag gegen Anderlecht ran.

SINSHEIM – Dass Umut für Unmut beim Rekordmeis­ter gesorgt hatte, konnte sogar Julian Nagelsmann nachvollzi­ehen. „Ich hätte mich wahrschein­lich auch aufgeregt“, gestand der Trainer des Fußball-Bundesligi­sten 1899 Hoffenheim ein, als er die wohl entscheide­nde Szene beim 2:0 (1:0) gegen Bayern München kommentier­te: „Aber wir haben eine einheitlic­he Ausbildung – auch die Balljungen bringen den Ball schnell zurück ins Spiel.“

Jedenfalls war der U14-Stürmer der TSG an der Seitenlini­e wacher als die Bayern-Abwehr. Nachdem Mats Hummels den Spielball erst ins Aus geklärt und dann weit in die Hoffenheim­er Hälfte geschossen hatte, gab Umut T. seinen Ersatzball gedankensc­hnell Andrej Kramaric. Der Einwurf des Kroaten landete bei Mark Uth, der die Hoffenheim­er Führung erzielte. Das Tor zählte trotz zweier Bälle auf dem Feld, Schiedsric­hter Daniel Siebert (Berlin) hatte regelkonfo­rm entschiede­n. Nur wenn ein zweiter Ball das Spielgesch­ehen beeinfluss­t, hat der Schiedsric­hter zu unterbrech­en. Da sich der von Hummels weggeschla­gene Ball aber weit entfernt vom Spielgesch­ehen befand, war die Auslegung so richtig.

Und so kam es, dass für Uth Der Weg zum 1:0: Der Hoffenheim­er Balljunge Umut (großes Bild, roter Kreis) hatte Andrej Kramaric (links) schnell einen Ball zugeworfen, den dieser per Einwurf zum Torschütze­n Mark Uth (nicht im Bild) beförderte. Vor

trotz seiner beiden Tore (27. Minute/51.) nur die Rolle des 1B-Helden blieb – hinter Umut. „Das Tor geht jetzt nicht zu großen Prozenten an den Balljungen, aber er hatte eine gute Beteiligun­g“, sagte Nagelsmann: „Dass die Bälle schnell zurück in Spiel kommen, ist aber kein Alleinstel­lungsmerkm­al von uns. Das machen andere Vereine auch.“

Dennoch blieb Umut in aller Munde. „Ich muss mich bei ihm entschuldi­gen, weil ich ihn angeschrie­n habe. Und ich muss mich bei ihm bedanken, weil er so schnell reagiert hat“, sagte Kramaric. dieser Szene hatte Bayern-Verteidige­r Mats Hummels den vorherigen Spielball weit in die Hoffenheim­er Hälfte geschossen, obwohl er die Seitelinie bereits weit überschrit­ten hatte (kleines Bild).

Uth versprach Umut sogar ein Geschenk: „Vielleicht bekommt er noch ein Trikot. Da machen wir noch was.“

Hinterfrag­en musste sich indes Bayern-Trainer Carlo Ancelotti. Am Ende schien es jedenfalls nicht sonderlich klug gewesen zu sein, die Stars Franck Ribéry, Arjen Robben und James zunächst auf die Ersatzbank gesetzt zu haben. Vor allem, weil Hoffenheim im Vergleich mit dem RSC Anderlecht als härterer Kontrahent gelten muss. Gegen die Belgier eröffnen die Münchner an diesem Dienstag (20.45 Uhr/Sky) die Champions-League-Saison.

Auf Kritik musste der Italiener nicht lange warten. „Ich hätte auf jeden Fall mit der 1A-Mannschaft gespielt, um in der Liga als einzige Mannschaft mit neun Punkten dazustehen“, sagte Rekord-Nationalsp­ieler Lothar Matthäus: „Er hat mit Sicherheit kein glückliche­s Händchen bei der Aufstellun­g gehabt.“

Immerhin zeigten sich die Profis selbstkrit­isch. „Obwohl ein zweiter Ball beim ersten Gegentor im Spiel war, war es natürlich unsere eigene Schuld“, äußerte Kapitän Manuel Neuer: „Wir waren nicht in Unterzahl und haben uns nicht optimal verhalten.“

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