Balljunge überlistet Bayern-Abwehr
Hoffenheim schlägt München mit 2:0 – Kritik an Ancelottis Aufstellung
Der Junge am Spielfeldrand reagierte schneller als die Münchner. Die müssen am Dienstag gegen Anderlecht ran.
SINSHEIM – Dass Umut für Unmut beim Rekordmeister gesorgt hatte, konnte sogar Julian Nagelsmann nachvollziehen. „Ich hätte mich wahrscheinlich auch aufgeregt“, gestand der Trainer des Fußball-Bundesligisten 1899 Hoffenheim ein, als er die wohl entscheidende Szene beim 2:0 (1:0) gegen Bayern München kommentierte: „Aber wir haben eine einheitliche Ausbildung – auch die Balljungen bringen den Ball schnell zurück ins Spiel.“
Jedenfalls war der U14-Stürmer der TSG an der Seitenlinie wacher als die Bayern-Abwehr. Nachdem Mats Hummels den Spielball erst ins Aus geklärt und dann weit in die Hoffenheimer Hälfte geschossen hatte, gab Umut T. seinen Ersatzball gedankenschnell Andrej Kramaric. Der Einwurf des Kroaten landete bei Mark Uth, der die Hoffenheimer Führung erzielte. Das Tor zählte trotz zweier Bälle auf dem Feld, Schiedsrichter Daniel Siebert (Berlin) hatte regelkonform entschieden. Nur wenn ein zweiter Ball das Spielgeschehen beeinflusst, hat der Schiedsrichter zu unterbrechen. Da sich der von Hummels weggeschlagene Ball aber weit entfernt vom Spielgeschehen befand, war die Auslegung so richtig.
Und so kam es, dass für Uth Der Weg zum 1:0: Der Hoffenheimer Balljunge Umut (großes Bild, roter Kreis) hatte Andrej Kramaric (links) schnell einen Ball zugeworfen, den dieser per Einwurf zum Torschützen Mark Uth (nicht im Bild) beförderte. Vor
trotz seiner beiden Tore (27. Minute/51.) nur die Rolle des 1B-Helden blieb – hinter Umut. „Das Tor geht jetzt nicht zu großen Prozenten an den Balljungen, aber er hatte eine gute Beteiligung“, sagte Nagelsmann: „Dass die Bälle schnell zurück in Spiel kommen, ist aber kein Alleinstellungsmerkmal von uns. Das machen andere Vereine auch.“
Dennoch blieb Umut in aller Munde. „Ich muss mich bei ihm entschuldigen, weil ich ihn angeschrien habe. Und ich muss mich bei ihm bedanken, weil er so schnell reagiert hat“, sagte Kramaric. dieser Szene hatte Bayern-Verteidiger Mats Hummels den vorherigen Spielball weit in die Hoffenheimer Hälfte geschossen, obwohl er die Seitelinie bereits weit überschritten hatte (kleines Bild).
Uth versprach Umut sogar ein Geschenk: „Vielleicht bekommt er noch ein Trikot. Da machen wir noch was.“
Hinterfragen musste sich indes Bayern-Trainer Carlo Ancelotti. Am Ende schien es jedenfalls nicht sonderlich klug gewesen zu sein, die Stars Franck Ribéry, Arjen Robben und James zunächst auf die Ersatzbank gesetzt zu haben. Vor allem, weil Hoffenheim im Vergleich mit dem RSC Anderlecht als härterer Kontrahent gelten muss. Gegen die Belgier eröffnen die Münchner an diesem Dienstag (20.45 Uhr/Sky) die Champions-League-Saison.
Auf Kritik musste der Italiener nicht lange warten. „Ich hätte auf jeden Fall mit der 1A-Mannschaft gespielt, um in der Liga als einzige Mannschaft mit neun Punkten dazustehen“, sagte Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus: „Er hat mit Sicherheit kein glückliches Händchen bei der Aufstellung gehabt.“
Immerhin zeigten sich die Profis selbstkritisch. „Obwohl ein zweiter Ball beim ersten Gegentor im Spiel war, war es natürlich unsere eigene Schuld“, äußerte Kapitän Manuel Neuer: „Wir waren nicht in Unterzahl und haben uns nicht optimal verhalten.“