Der nächste Zwischenschritt zur Heimat
Gemeinschaftsunterkunft an der Gaußstraße wird zum Übergangsheim für anerkannte Flüchtlinge
Schon nach fünf Jahren sollen sich die beiden Wohnheime für die Stadt amortisiert haben. Mieter sollen hier maximal sechs Monate wohnen dürfen. Auch Studenten rücken in den Fokus.
OLDENBURG – Mehr als die Hälfte aller rund 800 Asylbewerber, die derzeit noch in Oldenburger Gemeinschaftsunterkünften oder dezentral untergebracht sind, haben bereits einen Aufenthaltstitel, beziehungsweise eine positive Entscheidung des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF) erhalten. Besagte 466 Menschen können die Gebäude dennoch nicht verlassen – weil es an alternativem Wohnraum mangelt. Also werden sie weiterhin geduldet und bei der Wohnungssuche unterstützt. Ein Umstand, der allen Beteiligten aufs Gemüt schlägt, aber nicht zu ändern ist. Beziehungsweise es lange Zeit nicht war.
Wände versetzt
Denn die Stadtverwaltung, hier insbesondere das neu geschaffene Amt für zentrales Flüchtlingsmanagement, hat nicht nur inhaltlich Nägel mit Köpfen gemacht, sondern auch ganz praktisch grundsaniert: Die ehemalige Kommunale Gemeinschaftsunterkunft (KGU) an der Gaußstraße wird ab Oktober zum so genannten „Übergangswohnheim“umgewidmet.
Sprich: Die zweigebäudige Einrichtung wird dann keine Flüchtlinge ohne Status mehr beherbergen, sondern Wohnraum auf Zeit für vorerst 57 anerkannte Asylbewerber sein. In Spitzenzeiten waren es über 200 Menschen, die hier lebten. Im Frühjahr wurde die KGU nebst Wohn-Containern dann geschlossen, Bewohner auf andere, mittlerweile deutlich geringer belegte Einrichtungen verlegt (wir berichteten). In der Zwischenzeit
hat sich einiges getan. Wände wurden hier herausgerissen, dort wiederum neue eingesetzt – macht pro Etage sechs Parteien. Die einstigen Nassgemeinschaftsbereiche wurden aufgelöst, je Etage sechs abschließbare „BadEinheiten“(mit Toilette, Dusche, Waschbecken) installiert. Die Gemeinschaftsküchen sind geblieben, abschließbare Schränke und Herde werden aber grundgereinigt und persönlich den Bewohnern übergeben. Jeder ist hier für seinen eigenen Privatbereich zuständig – mit allen Rechten und Pflichten.
An anderen Stellen wurden Gipsplatten hinter Türen gesetzt, deren Klinken vorerst entfernt – damit die Räume zu einem späteren Zeitpunkt und bei Bedarf vielleicht wieder genutzt werden können. Dass dies in den nächsten
fünf Jahren der Fall sein könnte, erwartet Amtsleiter Ingo Tulodetzki nicht. Vielmehr soll sich in dieser Zeit der Umbau beider Gebäudeeinheiten zu einem Übergangswohnheim amortisiert haben, wie er sagt. Das könne funktionieren, weil die einzelnen Einheiten an frühere Flüchtlinge vermietet werden. Das nötige Geld dafür und auch für die Erstausstattung kommt entsprechend vom Jobcenter.
Win-Win-Win-Situation
Tulodetzki sieht darin eine „Win-Win-Win-Situation“– die insbesondere für die Stadt gilt: Die ansonsten leerstehenden (und dennoch kostenträchtigen) Gebäude sind in Belegung, die den Umbau betreffenden Kosten würden durch die Vermietung aufgefangen und die Stadt kann gemäß Satzung wie ein Vermieter auch die Auswahl treffen, wer denn im Gebäude wohnen darf.
Auch der zeitliche Rahmen ist geklärt: Die „Nutzungsvereinbarungen“(Mietverträge) werden für maximal sechs Monate geschlossen. „Der Betrieb der Wohnheime steht unter dem Aspekt der Fürsorge und Integration, aber auch der Förderung von Selbstständigkeit und Eigenverantwortlichkeit“, heißt es schwarz auf weiß in der Satzung. Sprich: Während dieser Zeit wird Hilfestellung bei der Wohnungssuche geleistet – ein „Integrationssozialarbeiter“
ist dann vor Ort anzutreffen. Nicht zur Kontrolle der Bewohner, sondern als Ansprechpartner.
Sind beide Gebäude dauerhaft zu über 75 Prozent ausgelastet, könnte die Stadt hier mittelfristig mit einer schwarzen Null rechnen: Die Kosten fürs Gesamtkonstrukt (inklusive Verbrauch, Personal) liegen nach -Informationen bei jährlich 340 000 Euro, ein darüber hinaus etwaig nötiger Zuschuss müsste aus dem Unterbringungstopf entnommen werden. Da dieser an anderer Stelle entlastet wird, scheint die Stadt eigentlich nur profitieren zu können.
Fällt die Belegungsquote jedoch unter die Dreiviertelgrenze, rückt offenbar eine alternative Planung in den Blick – „da sind wir für eine Mischbelegung offen“, sagt Tulodetzki. Die günstige Unterbringung beispielsweise von Studenten würde dann zum Thema. Angesichts der aktuellen Bewerberzahlen in den Gemeinschaftsunterkünften käme dies allerdings frühestens zum zweiten, eher noch dritten Jahr zum Tragen.
Zum 3. Quartal 2018 soll auch das zweite Gebäude an der Gaußstraße nach einer Grundrenovierung mit 46 Plätzen in Betrieb genommen werden können. Ob weitere Gebäude nach einem ähnlichen Modell aufbereitet werden, ist noch nicht endgültig geklärt – die KGU an der Cloppenburger Straße wird aber
auf ihre diesbezügliche Wirtschaftlichkeit noch geprüft, heißt es.
Symbolischer Akt
Für jeden Bewohner an der Gaußstraße gibt’s ein paar Seiten Papier (Nutzungsvereinbarung, Hausordnung, Übergabeprotokoll) und einen Schlüssel – gegen 50 Euro Pfand. Der ist eher symbolisch angelegt, um damit zu zeigen: Du bist für diese Wohnung verantwortlich. Denn bis auf Übergabe und Abnahme (und Hilfsangebote) wird es keine weiteren Zusammenkünfte zwischen Stadt als Vermieter und Bewohnern geben. Ganz so, wie es sich wohl viele Mieter in Oldenburg wünschen...