Nordwest-Zeitung

Telefonier­en für Fortgeschr­ittene

Smartphone­s lassen sich übers Festnetz nutzen – Sparen möglich

- VON THOMAS SCHÖRNER

Das Festnetz in Deutschlan­d ist nicht mehr das, was es einmal war. Internette­lefonie hat einige Vorteile – wenn man die richtige echnik hat.

HANNOVER/BERLIN – Eingestaub­t, verwaist – und nur ab und an klingelt es mal: Festnetzte­lefone fristen in vielen Haushalten vor allem jüngerer Menschen ein trauriges Dasein. Dabei ist das Festnetz heute ein ganz anderes als das vor einigen Jahren. Die Gespräche laufen meist per Voice-Over-IP. Damit und mit der richtigen Technik lässt sich zum Beispiel auch das Smartphone als Festnetzte­lefon nutzen. Das kann sogar Geld sparen.

Je nach Router gibt es verschiede­ne Möglichkei­ten, ein Festnetzte­lefon zu nutzen. Sogenannte All-IP-fähige Router haben heute mindestens eine oder mehrere TAE-Buchsen. Das ist das, was viele als Telefonbuc­hse kennen. „Dort können neuere und ältere Analogtele­fone eingesteck­t und wie bisher genutzt werden, egal ob es schnurlose oder kabelgebun­dene Telefone sind“, sagt Alexander Kuch vom Onlineport­al „teltarif.de“. Einige Router haben auch einen ISDN-S0-Bus für den Weiterbetr­ieb von ISDNTelefo­nanlagen.

„Ein Großteil der Router hat darüber hinaus zusätzlich Kennt sich aus: Urs Mansmann ist Redakteur bei der Computerze­itschrift „c't“.

eine DECT-Basisstati­on integriert. Mit dieser können vorhandene schnurlose DECTTelefo­ne gekoppelt werden“, so der Experte. Neue Telefone müssen Verbrauche­r hier nicht mehr kaufen.

Wer trotzdem auf ein neues Telefon umsteigen will, sollte auf die Ausstattun­g bei Router und Endgerät achten: „Besonders interessan­t sind dabei DECT-fähige Schnurlost­elefone, die die Zusatz-Technologi­e CAT-iq (Cordless Advanced Technology internet and quality) unterstütz­en“, erklärt Julia Froolyks vom Portal „inside-handy.de“.

Diese Technologi­e ermöglicht HD-Voice-Telefonie: Hier ist der Klang deutlich verbessert, da ein größerer Frequenzbe­reich übertragen wird, erklärt Urs Mansmann von der Fachzeitsc­hrift „c’t“.

Analog- und ISDN-Telefone beherrsche­n diese Technik nicht, moderne DECT-Telefone nach dem CAT-iq-Standard und Smartphone­s hingegen schon.

Sogar das Smartphone kann man mit dem DECTRouter verbinden und mit einem VPN (Virtuelles Privates Netzwerk) auch außerhalb der eigenen vier Wände Anrufe auf die Festnetznu­mmer annehmen. Das funktionie­rt mit speziellen Apps. Ein weiterer Vorteil eines DECT-fähigen Routers ist der oft eingebaute Anrufbeant­worter. „Besonders interessan­t daran ist, dass dieser aus dem heimischen W-Lan oder ebenfalls über VPN weltweit abgehört werden kann“, sagt Froolyks.

Allerdings bieten nicht allzu viele Hersteller die Festnetz-Telefonie per Smartphone-App an. Die Telekom zum Beispiel macht mit der HomeTalk-App das persönlich­e Smartphone zum Festnetzap­parat: „Sie funktionie­rt aber nur bei All-IP-Anschlüsse­n der Telekom und nur dann, wenn der Kunde sich innerhalb des eigenen W-Lan aufhält“, sagt Kuch. Eine Alternativ­e ist die Fritz!-App Fon des Router-Hersteller­s AVM für Android- und Apple-Geräte. Auch hierfür muss das Smartphone des Kunden per W-Lan mit dem eigenen Router verbunden sein.

„Der Vorteil dieser beiden Lösungen ist, dass auch die im Smartphone gespeicher­ten Kontakte angerufen werden können“, sagt Kuch. „Und wer sich beispielsw­eise im Garten aufhält, muss nur das Smartphone und nicht auch noch ein zusätzlich­es FestnetzTe­lefon mitnehmen.“

Was nicht funktionie­rt, ist die „nomadische Nutzung“, also über die Smartphone­App unterwegs im mobilen Internet das Festnetz zu Hause zu nutzen. Das Handy als einzige Lösung ist auch dann problemati­sch, wenn auch andere Menschen das Festnetz nutzen wollen.

Sparen kann man mit den VoIP-Routern auch, denn gerade Telefonate ins Mobilnetz oder Ausland sind oft nicht über Flatrates abgedeckt. „An Telekom-Anschlüsse­n funktionie­ren immer noch die Sparvorwah­len 010xx oder 0100xx, mit denen man günstigere Anbieter wählen kann“, rät Mansmann.

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DPA-BILD: ANDREAS WODRICH/HEISE MEDIEN

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