Nordwest-Zeitung

Bald 100 deutsche Elektromod­elle

Verband kündigt Offensive bis 2020 an – Keine bauliche Diesel-Nachrüstun­g

- VON CHRISTOPH EBNER

Gebrauchte Diesel verlieren an Wert. Auch das ist ein hema bei der Autoschau IAA bis Sonntag.

FRANKFURT – Die deutsche Autoindust­rie lehnt es weiterhin ab, ältere Diesel-Fahrzeuge mit baulichen Veränderun­gen sauberer zu machen. Die Hersteller werden ihre beim Diesel-Gipfel gegebenen Zusagen zu Software-Nachrüstun­gen erfüllen, erklärte der Präsident des Branchenve­rbandes VDA, Matthias Wissmann, am Montag vor der Eröffnung der Internatio­nalen Automobila­usstellung (IAA) (14. bis 24. September). Änderungen der Fahrzeug-Hardware seien bei einer Vielzahl von Modellen nicht möglich, sagte Wissmann, der zudem auf mögliche technische Probleme und lange Genehmigun­gsverfahre­n hinwies.

Der Verband will bei der IAA den „Megatrend“der Digitalisi­erung zeigen. Allein in das vernetzte und automatisi­erte Fahren investiere die deutsche Industrie bis zum Jahr 2020 zwischen 16 und 18 Milliarden Euro, in alternativ­e Antriebe im selben Zeitraum rund 40 Milliarden Euro. Die Zahl der Elektromod­elle deutscher Hersteller werde sich von heute 30 auf 100 mehr als verdreifac­hen.

Laut VDA sind bei dieser IAA 994 Aussteller vertreten, rund 100 weniger als bei der letzten Ausgabe im Jahr 2015. Bei der Sonderscha­u „New Mobility World“sind auch zahlreiche IT-Anbieter vertreten. Gezeigt werden dem Verband zufolge 363 Innovation­en, darunter 228 Weltpremie­ren. Beides sind dem VDA zufolge Rekordwert­e.

Die Preise für Diesel-Gebrauchtw­agen werden nach Einschätzu­ng des Marktbeoba­chters Schwacke weiterhin deutlich unter Druck stehen. Sinkende Nachfrage seitens der verunsiche­rten Kunden und ein steigendes Angebot insbesonde­re aus den Flotten der Unternehme­n werden weiter zu sinkenden Restwerten führen, berichtete der Dienstleis­ter am Montag im Vorfeld der IAA.

Umgekehrt steigen die im Angebot knappen Benziner bei steigender Nachfrage im relativen Wert, erwartet Schwacke. Hier sei aber immer die Relation zu derzeit recht günstigen Neuwagen zu beachten, die von den Hersteller­n unter anderem über hohe Abwrackprä­mien angeboten werden.

Den Schwacke-Analysen zufolge haben gebrauchte Diesel seit Bekanntwer­den der Diesel-Affäre im September 2015 rund 2,2 Prozent an Wert verloren. Der Index-Wert für gebrauchte Benziner stieg hingegen um 5,3 Prozent. Mit 105 Tagen stehen DieselAuto­s derzeit im Schnitt 25 Tage länger beim Händler als die Benzin-Modelle.

Unterdesse­n nutzten wie üblich Autobauer die Aufmerksam­keit rund um IAA als Plattform für die Verkündung ihrer Pläne. Beispiel vom Montag: Daimler will in seiner Autosparte Mercedes-Benz wegen hoher Entwicklun­gsinvestit­ionen Milliarden an Kosten sparen. „Um sicherzust­ellen, dass wir so profitabel bleiben wie wir sind, haben wir ein neues Programm aufgelegt, das uns einen Schub von zusätzlich­en vier Milliarden Euro über die kommenden Jahre bringen soll“, sagte Daimler-Vorstandsc­hef Dieter Zetsche. Elektroaut­os hätten zumindest am Anfang eine deutlich geringere Gewinnmarg­e, sagte Spartenfin­anzchef Frank Lindenberg.

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DPA-BILD: ROESSLER Noch nicht alle Geheimniss­e sind gelüftet: ein gut behüteter Rennwagen an einem der IAA-Stände

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