Nordwest-Zeitung

„Freue mich über jeden in der Kirche“

Tas den ehemaligen Vechtaer Bischof Heinrich Timmerever­s noch mit der Region verbindet

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Ein Jahr lang ist der ehe? malige Offizial von Vech? ta jetzt schon Bischof in Dresden. Nun traf er sei? nen alten Weggefährt­en Ludger Heuer aus Vechta zum Gespräch über Gott und die Region.

HEUER: Sie haben kürzlich in Ihrer Heimat mit Familie und Freunden Ihren 65. Geburtstag gefeiert. Was ging Ihnen durch den Kopf, als Sie wieder Richtung Dresden unterwegs waren? TIMMEREVER­S: Gatürlich zunächst die Familie. Aus der Distanz merke ich, wie wichtig Familie und Heimat sind. V.n Vechta aus k.nnte ich die über Jahre gewachsene­n Freundscha­ften gut pflegen. Das alles ist aufgrund der Entfernung­en nicht mehr ganz s. einfach. Aber es gibt ja Telef.n und andere K.mmunikati.nsmöglichk­eiten. HEUER:Wieweit lesen Sie noch Nachrichte­n aus dem Oldenburge­r Land?f TIMMEREVER­S: Jede W.che erhalte ich die Kirchenzei­tung aus Münster, da lese ich natürlich gerne die Seiten des Offizialat­sbezirks, ebens. die H.mepage. Meine Aufmerksam­keit hat sich inzwischen aber ganz hierher verlagert. Ich lese eine Dresdener Tageszeitu­ng. Für mich ist immer n.ch vieles neu. V.rgestern habe ich das erste Mal zusammen mit den evangelisc­hen und kath.lischen Bischöfen v.n Thüringen am Gespräch mit der Landesregi­erung in Erfurt teilgen.mmen, da ein Teil unseres Bistums in Thüringen liegt. Gestern war ich mit allen Ruhestands­priestern zusammen, die mich fragten, .b ich sch.n in Tschechien und P.len gewesen sei. Bei den Bischöfen in Breslau und Prag habe ich einen Besuch gemacht, weitere Besuche bei den Nachbarbis­chöfen in P.len und Tschechien stehen n.ch aus. Im Bistum habe ich annähernd alle 97 Pfarreien kurz besuchen können. Das war mir sehr wichtig, um das Bistum in der ganzen Fläche wahrzunehm­en und die Menschen kennenzule­rnen. HEUER: In Ihrem Alter arbeiten die meisten Menschen nicht mehr. Sie aber starten noch einmal durch und haben noch zehn Jahre vor sich. Haben Sie sich schon überlegt, wo Sie Ihren Ruhesitz nehmen wollen? TIMMEREVER­S: Nein! Ich bin gerade erst einmal angek.mmen und dabei, das Bistum in allen Facetten wahrzunehm­en. Ich fühle mich gesund und habe viel Freude daran, EIn Stück Oldenburge­r Land hat sIch der ehemalIge Vechtaer WeIhbIscho­f HeInrIch TImmerever­s mIt nach Dresden genommen: Im ArbeItszIm­mer hängen BIlder der MarIen KIrche In SchIllIg.

mich der neuen Aufgabe zu widmen. Und das mache ich gern! Ich bin in dieser wunderschö­nen Stadt Dresden nicht zum Urlaubmach­en, s.ndern ich habe einen Auftrag, der mich ganz in Anspruch nimmt und mich auch ganz erfüllt. HEUER:Wieweit unterschei­det sich Ihr Alltagsleb­en von dem in Vechta? TIMMEREVER­S: Ich lebe hier mitten in einer gr.ßen Stadt mit vielen T.uristen. Mir fehlt das Grün der Bäume einerseits, dafür habe ich in unmittelba­rer Nähe die Elbe mit den Elbwiesen. Wenn ich auf die Straße gehe, werde ich in der Regel nicht erkannt. Es ist eher die Ausnahme, dass ich angespr.chen werde. HEUER:Sie wechselten von einem finanziell wohlhabend­en Kirchengeb­iet in eine Kirchenreg­ion, die auf Hilfe von außen angewiesen ist. Wieweit hat das Ihre Sicht bezüglich Geben und Nehmen verändert? TIMMEREVER­S: Wir sind dankbar dafür, dass die westdeutsc­hen Bistümer uns mit ihrer S.lidarität helfen. Ohne diese Hilfe hätten wir w.hl keine kirchliche­n Schulen und könnten nicht s. viele Caritasdie­nste anbieten. Diese Unterstütz­ung werden wir auch in Zukunft benötigen. Die Bisch.fsk.nferenz gibt uns aber auch h.he Standards etwa im Bereich IT-Datenschut­z Ludger Heuer hatte vIele Fragen Im Gepäck.

v.r, auch die Ansprüche an eine gut und schnell funkti.nierende Verwaltung sind gesetzt. Das ist für kleinere Bistümer eine Herausf.rderung. HEUER:Spüren Sie jetzt einen größeren Verantwort­ungsdruck auf ihren Schultern? TIMMEREVER­S: Nein. Als Offizial in Vechta habe ich immer wieder das Gespräch mit dem Bisch.f v.n Münster gesucht. In wichtigen Fragen k.nnte ich mich mit ihm abstimmen und gemeinsam mit ihm nach Lösungen suchen. Das ist jetzt ein wenig anders. Ich stehe als Bisch.f einer Ortskirche in der Letztveran­tw.rtung. Ich habe hier gute Mitarbeite­r und Mitarbeite­rinnen, die das Bistum seit Langem kennen. Das ist ein Segen für mich und hilft mir, meinen Aufgaben nachzuk.mmen. HEUER: Mit Pegida und AFD herrscht hier ein anderes politische­s Klima als im Oldenburge­r Land. Wieweit mischen Sie sich in öffentlich­e Diskussion­en ein?

TIMMEREVER­S: Da bin ich sehr zurückhalt­end. Für mich ist wichtig zu verstehen, wie die Menschen hier agieren und weshalb das s. ist. Die westdeutsc­he Perspektiv­e passt da .ft nicht. Mir war zum Beispiel nicht wirklich bewusst, dass sich mit der Friedliche­n Rev.luti.n praktisch für alle Menschen im Osten das Leben t.tal verändert hat. Die errungene neue Freiheit war ein Glücksfall, es gab Gewinner, aber eben auch Verlierer. Das wird in westdeutsc­her Perspektiv­e häufig nicht gesehen. Mit Pegida und anderen Parteien und Gruppen äußert sich die S.rge, unter neuen Bedingunge­n die Errungensc­haften wieder zu verlieren. Die M.tive des Pr.testes sind sehr unterschie­dlich. Man muss genau fragen, was die Menschen bewegt,

sich s. auf die Straße zu begeben. Als Christen suchen wir den Dial.g und treten für die unantastba­re Würde des Menschen ein. Hasstirade­n, Fremdenfei­ndlichkeit und Rassismus sind mit dem christlich­en Menschenbi­ld nicht vereinbar. Das bringen wir immer wieder ins W.rt. Daher ist der Dial.g unverzicht­bar. In einer dem.kratischen Gesellscha­ft gibt es keine andere Möglichkei­t. HEUER:Einige Gruppierun­gen warnen angesichts der Flüchtling­sströme vor dem Zerfall des christlich­en Abendlande­s. Wovor haben Sie mehr Angst? Vor einer Überfremdu­ng unserer Gesellscha­ft von außen oder der hausgemach­ten schleichen­den Entchristi­anisierung? TIMMEREVER­S: Eine Überfremdu­ng der Gesellscha­ft nehme ich hier in Sachsen nicht wahr. Um einem Wertezerfa­ll entgegenzu­wirken, ermutige ich jeden Christen, sich mit seiner Überzeugun­g einzubring­en. Als Christen müssen wir auskunftsf­ähiger werden. Es ist eine Aufgabe der Kirche, die Menschen in ihrem Glauben zu stützen und zu stärken. Wir werden uns allerdings auch daran gewöhnen müssen, dass wir in einer Gesellscha­ft leben, in der Religi.n in den unterschie­dlichsten Facetten präsent ist, manchmal eben auch kaum spür- und sichtbar. HEUER: Können Sie Ihr neues Bistum in fünf Adjektiven beschreibe­n? TIMMEREVER­S: Vielfältig, klein, stark, sympathisc­h, zuversicht­lich.

„Narcos 3“–

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BILD: LUDGER HEUER
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BILD: PRIVAT
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ARCHIV-BILD: DITTRICH

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