Frauenhandball wird zur Männersache
Bundestrainer kämpft um Anerkennung – In Oldenburg gegen Litauen
OLDENBURG – Die WM vor Augen, die EM im Hinterkopf. Wer Michael Biegler einmal bei einer Pressekonferenz erlebt hat, der begreift schnell: Da ist jemand unterwegs, der den Frauenhandball in Deutschland voranbringen will. Der Bundestrainer, der zum Jahresende beim Deutschen Handballbund (DHB) ausscheidet, hatte am 1. April 2016 das Projekt „HandballWM 2017 in eigenen Land“übernommen, das er nun in der finalen Phase der Umsetzung verinnerlicht hat und am liebsten noch zur Serienreife vollenden würde.
„Um die WM mache ich mir keine Sorgen. Die aufgabenorientierte Vorgehensweise war der richtige Schritt. Aber wir müssen auch über die Weltmeisterschaft hinaus denken und uns eine gute Ausgangslage für die Zukunft erarbeiten“, betonte Biegler, der unter anderem schon erfolgreich als polnischer Nationalcoach oder Cheftrainer beim damaligen MännerBundesligisten Wilhelmshavener HV gearbeitet hat.
Mit dem Stichwort Ausgangslage war Biegler dann Wer Großes vorhat, darf auch mal lachen: Nationalspielerin Angie Geschke und Bundestrainer Michael Biegler
auch gleich beim Thema der Pressekonferenz in Oldenburg. Die DHB-Auswahl trifft am 27. September (20 Uhr/ Sport 1) im ersten Qualifikationsspiel zur EM 2018 in Frankreich auf Litauen. Der Bundestrainer ist weit davon entfernt, die Partie gegen den vermeintlich schwächsten Gegner in der QualifikationsGruppe 6 als lockeren Aufgalopp zu betrachten. „Wir benötigen die volle Fokussierung auf diese beiden Spiele“, betonte der 56-Jährige mit
Blick auf die zweite Partie nur vier Tage später am 1. Oktober gegen Gastgeber Türkei.
Biegler peilt ganz klar den Gruppensieg an. „Wir müssen uns gegen Litauen und die Türkei schadlos halten, um dann im Frühjahr mit Spanien um den Gruppensieg zu spielen“, unterstrich Biegler die Bedeutung der EM-Teilnahme 2018 in Frankreich: „Das muss unser Ziel sein. Und ich bin davon überzeugt, dass wir das schaffen. Ich traue den Ladies das natürlich zu.“
Eine dieser Ladies ist Angie Geschke vom VfL Oldenburg. Und die 32-jährige Nationalspielerin hat verstanden. „Es geht darum, die Vorgaben des Trainers umzusetzen und zu verinnerlichen. Jedes Länderspiel ist für die Entwicklung des Teams wichtig“, meinte Geschke, die nach eigener Angabe noch einmal einen anderen Impuls empfindet, wenn sie wie am 27. September vor heimischer Kulisse aufläuft oder wie im Dezember eine WM im eigenen Land spielt. „Das pusht einen schon ganz gewaltig“, verriet die Oldenburger WM-Patin.
Apropos verinnerlichen: Wie der Bundestrainer seine Prinzipien mit Leben gefüllt sehen will, machte er eindrucksvoll am Beispiel einer Sporttasche deutlich. „Wir haben beim Nationalteam Regeln aufgestellt. Zu den Themen Rückzugsverhalten, Deckung, Gegenstoß und Angriff gibt es klare Ansagen. Und immer, wenn die Ladies jetzt die Tasche mit dem Bundesadler packen, müssen diese Regeln sofort aufpoppen“, betonte Biegler. Man nimmt es ihm ab.
Der Mann meint es ernst, er will den Frauenhandball voranbringen.
Der Verkauf
der Tickets ist sehr gut angelaufen. Für das EM-Qualifikationsspiel Ende September gegen Litauen sind bereits 1200, für die insgesamt 15 WM-Gruppenspiele vom 2. bis 8. Dezember in Oldenburg schon 6000 Eintrittskarten verkauft worden.